10.11.2016 17:03 Uhr

Brasilien vs. Argentinien: All eyes on Messi

Lionel Messi steht beim Klassiker gegen Brasilien im Fokus
Lionel Messi steht beim Klassiker gegen Brasilien im Fokus

Vor dem Prestige-Duell mit Erzrivale Brasilien (ab 0:45 Uhr im weltfussball-Liveticker) steht Argentinien gehörig unter Druck. Nach schwachen Leistungen bangt man im Land des zweimaligen Weltmeisters sogar um die Teilnahme an der kommenden Endrunde in Russland.

Begleitet von einem gellenden Pfeifkonzert schlichen Agüero und Co. im argentinischen Córdoba vom Platz. Zuvor hatte ein weiterer uninspirierter Auftritt in der Qualifikation eine 0:1-Niederlage gegen Paraguay und den damit verbundenen Absturz auf Platz sechs in der WM-Quali-Gruppe beschert. Ein Punkt trennt den Vize-Weltmeister aktuell von Platz fünf, der zur Relegation berechtigt.

Sergio Agüero, der zu allem Überfluss auch noch einen Elfmeter verschossen hatte, fand nach der Enttäuschung gegen Paraguay klare Worte: "Es gibt keine Ausreden, wir haben schlecht gespielt." Routinier Martin Demichelis ergänzte: "Wir müssen selbstkritisch sein und die Dinge korrigieren."

"Spieler zerreißen sich"

Der Misserfolg ist der bisherige Tiefpunkt eines Negativ-Trends. Bereits in den vorangegangenen Partien gegen Venezuela und Peru (jeweils 2:2) hatte es ohne den verletzten Lionel Messi nicht zu einem Sieg gereicht. Die letzten Auftritte waren wiedermal Zeugnis der großen Abhängigkeit von "La Pulga".

Trotz zahlreicher Top-Stars wie Gonzalo Higuaí­n, Ángel Di María, Paolo Dybala oder Agüero kann Argentinien ohne Messi nicht gewinnen. Beim letzten Triumph gegen Uruguay hatte der legitime Nachfolger des legendären Diego Maradonas noch für das goldene 1:0 gesorgt. Überhaupt konnte die prominent besetzte Offensive bisher nur mickrige elf Tore erzielen - nur drei Teams trafen noch seltener.

Auch Nationaltrainer Bauza, der die Nationalmannschaft erst im Sommer übernahm, weiß um die besondere Bedeutung seines Kapitäns, der gegen Brasilien sein Comeback im himmelblauen Trikot feiern wird. "Ich muss es schaffen, die Spieler aufzubieten, die sich am besten mit seinem Spiel in Einklang bringen lassen“, räumte der 58-Jährige im "kicker“ ein. Mangelnde Einstellung wollte Bauza dem Rest der Mannschaft aber nicht vorwerfen. "Die Spieler zerreißen sich für das Nationaltrikot", beteuerte der Übungsleiter. Entscheidend sei vielmehr, dass die Mannschaft endlich das "Gleichgewicht zwischen Angriff und Defensive" finde. 

"Müssen Brasilien weh tun"

Der erste Schritt dorthin soll jetzt in Brasilien gelingen. "Wir müssen ihnen weh tun, denn Brasilien bekommt Probleme, wenn man sie unter Druck setzt. Wir müssen gut stehen, Brasiliens Spielfluss im Mittelfeld unterbinden sowie schnell umschalten", fordert Bauza vor dem Traditionsduell. 

Neben den sportlichen Problemen hat Argentinien zur Zeit auch mit strukturellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Der hoch verschuldete argentinische Fußball-Verband wird nach verschiedenen Querelen bis Mitte 2017 von einem FIFA anerkannten Normalisierungskomitee geleitet, das sich um alle finanziellen Fragen kümmert. 

Beim fünffachen Weltmeister Brasilien geht man aber, trotz der momentanen Krise des ewigen Widersachers von einer engen Partie aus. "Wir haben großen Respekt vor Argentinien und Messi. Wir müssen perfekt sein. Schon den kleinsten Fehler kann Messi nutzen", sagte Brasiliens Verteidiger Dani Alves, der acht Jahre an der Seite von Messi für den FC Barcelona aktiv war. 

Seleção auf Kurs

In Brasilien muss man sich aktuell keine Sorgen um die WM-Qualifikation machen. Mit 21 Punkten trohnen Neymar und Co. auf der Pole-Position in Südamerika. Schon satte fünf Zähler trennen Neymar und Co. von der "Albiceleste". Das Duell in Belo Horizonte kommt daher einer Vorentscheidung um die WM-Tickets gleich. Seit dem ersten Spieltag (0:2 gegen Chile) ist die Seleção auf dem Weg nach Russland ungeschlagen.

Besonders Nationaltrainer Tite, der Brasilien erst seit wenigen Monaten coacht, hat dem Rekordweltmeister nach seiner Übernahme neues Leben eingehaucht. Die 1:7-Schmach gegen Deutschland scheint bei der Rückkehr an den Ort des Geschehens in Belo Horizonte kaum noch präsent. "Passiert. Vorbei. Es ist ein anderer Moment. Die gleiche Bühne, aber andere Umstände", hakte Tite das Thema im Vorfeld ab.

Ronaldo glaubt an Argentinien

Messi wird dagegen besonders ins Visier genommen. "Wir werden unsere Strategie der letzten Spiele ändern. Wir müssen Messis Aktionen eingrenzen, aber keineswegs wird es eine persönliche Manndeckung geben", verriet der 53-Jährige vor dem Klassiker.

Einen Mutmacher gab es für die "Gauchos" unterdessen noch von unerwarteter Stelle. "Sie werden sich für die WM qualifizieren", prophezeite der ehemalige brasilianische Weltklasse-Stürmer Ronaldo jüngst. Ein Sieg in der Nacht zu Freitag wäre schon mal ein wichtiger Anfang.

Falk Velten