11.11.2016 13:44 Uhr

Spanien im Umbruch - Chance für Thiago?

Thiago soll die Spanier gegen Mazedonien anführen
Thiago soll die Spanier gegen Mazedonien anführen

"Flying high!" - Hoch hinaus! Mit seinem Twitter-Post verspricht Thiago den Fans des spanischen Nationalteams für das WM-Qualifikationsspiel am Samstag gegen Mazedonien offenbar eine große Show.

Der 25 Jahre alte Bayern-Star soll in Granada den angeschlagenen Regisseur Andrés Iniesta ersetzen. Vom vollen Lazarett bei "La Roja" profitiert ein weiterer Bundesliga-Mann, Dortmunds Marc Bartra, der nach Medienberichten an Stelle des verletzten Gerard Piqué zum Zuge kommen wird.

Trainer Julen Lopetegui muss gleich auf die halbe Stammmannschaft verzichten. Neben Piqué (FC Barcelona) fehlen hinten auch Kapitän Sergio Ramos (Real Madrid) und Jordi Alba (FC Barcelona). Der letzte Ausfall war Diego Costa. Der formstarke Chelsea-Stürmer verließ am Donnerstag das Team-Quartier in Las Rozas bei Madrid, weil er sich nicht rechtzeitig von einer Muskelermüdung erholen konnte.

Sinkende Anziehungskraft

Das Verletzungspech bereitet den Spaniern Sorgen. Nicht unbedingt mit Blick auf das Spiel gegen die nach drei Runden immer noch punktlosen Mazedonier. Das Prestige-Testduell drei Tage später im Londoner Wembley-Stadion gegen England ist derweil schon von einem ganz anderen Kaliber. Was aber Medien-Beobachter in größte Sorge versetzt, ist die Tatsache, dass der Weltmeister von 2010 mit dem Verlust solcher Namen wie Xavi, Iker Casillas, Xabi Alonso, David Villa und Carles Puyol sowie den jüngsten WM- und EM-Pleiten bei den Fans in Madrid, Sevilla, Barcelona und Valencia immer mehr an Ansehen verliert - und an Anziehungskraft.

Interesse, TV-Quoten und Kartenverkäufe gehen zurück. Und nun fallen ausgerechnet die "letzten Mohikaner" unter den Superstars aus.  "Immer mehr glauben in Spanien, dass La Roja zum Trugbild verkommen ist", weil die großen Namen immer rarer würden, schrieb Starkolumnist Amalio Moratalla am Freitag in der Sportzeitung "Marca". Vor diesem Hintergrund tun der Verband, Trainer und Mitspieler zur Zeit alles, um Piqué den für nach der WM 2018 angekündigten Rücktritt aus dem Nationalteam auszureden. Sein Handy höre nicht auf zu klingeln, enthüllt "Marca".

Angst vor der Zeit nach Piqué

Wegen seines offenen Einsatzes für die Unabhängigkeit seiner Heimatregion Katalonien wird der Partner von Pop-Ikone Shakira in anderen Provinzen Spaniens seit Jahren ausgebuht und kritisiert. Nach dem "Trikot-Gate" platzte dem 1,92-Meter-Mann der Kragen: Nach dem 2:0-Quali-Sieg über Albanien hatten ihm einige Medien und zahlreiche Fans vorgeworfen, die Ärmel seines Trikots mit den Landesfarben aus fehlendem Respekt vor dem spanischen Vaterland abgeschnitten zu haben. "Ich bin all diese Kritik leid", erklärte Piqué daraufhin.

Viele befürchten nun, dass es nach Piqués Weggang endgültig bergab geht. Kolumnist Moratalla fordert aber: "Vicente del Bosque und sein Team sind nicht mehr da, das stimmt. Aber Lopetegui hat einen tollen Start gehabt, lassen wir ihn in Ruhe arbeiten." Thiago, Koke, Isco & Co. gäben Grund zur Hoffnung. Lopetegui, dessen Team mit sieben Zählern aus drei Runden die Gruppe G vor den punktgleichen Italienern anführt, will "aus den Problemen das Beste machen". Thiagos Versprechen soll in Erfüllung gehen.