16.11.2016 11:47 Uhr

Kuntz wütend: "Nicht alle haben sich gewehrt"

Stefan Kuntz hat deutliche Worte an seine Mannschaft gerichtet
Stefan Kuntz hat deutliche Worte an seine Mannschaft gerichtet

Stefan Kuntz schickte nach dem Ende der Siegesserie eine deutliche Warnung an seine U21-Nationalspieler: Wer wie beim 0:1 in Polen nicht mitzieht, fährt auch nicht zur EM.

Nach dem Ende der Rekordserie saß der Frust bei der deutschen U21-Nationalmannschaft tief. "Der eine oder andere hat stinkig die Schuhe durch die Gegend geschmissen", verriet Stefan Kuntz nach dem verpatzten EM-Test in Polen und war ebenfalls sichtlich angefressen: "In der Kabine nutzt uns diese Energie auch nichts mehr."

13 Siege in Folge hatte das DFB-Team gefeiert, das 0:1 (0:0) im EM-Gastgeberland beendete diesen Siegeszug - und ließ bei Kuntz die Alarmglocken schrillen. Sogar eine deutliche Warnung schickte der 54-Jährige an die Mannschaft. Sein Team müsse bei der EM im Juni 2017 bereit sein für ähnlich aggressive Gegner. "Oder wir müssen an andere Spieler denken", sagte der Nachfolger von Horst Hrubesch.

Namen nannte Kuntz nicht, doch zweifellos missfiel ihm die Einstellung gleich mehrerer Akteure. "Nicht alle haben sich gegen die körperlich robuste Spielweise der Polen gewehrt", sagte der Trainer mit ungewohnt ernster Miene.

"Vielleicht haben wir das gebraucht"

Zudem hatte er beim Gegentor durch David Kownacki (58.) eine "Konzentrationsschwäche" der Abwehr ausgemacht: "Die Jungs haben nicht genug miteinander gesprochen, um den Raum richtig zu besetzen."

In der Tat hatten Mitchell Weiser (Hertha BSC) und Levin Öztunali (1. FSV Mainz 05) den Torschützen in der entscheidenden Szene sträflich allein gelassen, eine bis dahin ordentliche Leistung des DFB-Teams wurde somit nicht belohnt. Stattdessen hätte Polen sogar noch höher gewinnen können. "Vielleicht haben wir das gebraucht. Daraus lernt man. Das war der richtige Test für die EM", sagte Abwehrspieler Niklas Stark von Hertha BSC.

In diesem Punkt waren sich Trainer und Mannschaft einig. "Das war ein perfekter Test für die EM", sagte auch Kuntz, schließlich werde der Nachwuchs des Weltmeisters auch bei der Endrunde in Polen auf äußerst ehrgeizige Teams treffen. "Wir sind die gejagte Mannschaft, weil wir in den letzten Monaten sehr gute Ergebnisse erzielt haben", sagte der erst im Sommer verpflichtete Trainer.

Mammut-Aufgabe droht

Auf wen die deutsche Mannschaft im kommenden Sommer trifft, erfährt Kuntz schon in zwei Wochen. Am 1. Dezember werden in Krakau die drei Vierergruppen ausgelost, seit Dienstag steht das hochklassige Teilnehmerfeld fest. Der viermalige Titelträger Spanien ist ebenso dabei wie England, Rekord-Europameister Italien oder Titelverteidiger Schweden. Es droht ein Mammut-Aufgabe, zumal nur die drei Gruppensieger und der beste Gruppenzweite das Halbfinale erreichen.

Immerhin: Gegen Polen wird es in der Vorrunde nicht gehen, der Gastgeber ist ebenso wie Deutschland als Gruppenkopf gesetzt. Als sich der Ärger etwas gelegt hatte, wuchs angesichts des stimmungsvollen Spiels vor 11.974 Zuschauern in Tychy dann auch bei Kuntz wieder die Vorfreude. "Es gibt nichts Schöneres, als wenn die Stimmung im Gastgeberland auf alle Stadien überschwappt", sagte er: "Klar, wir freuen uns auf die EM."