21.11.2016 09:16 Uhr

Van der Vaart: HSV-Rückkehr "kein Fehler"

Van der Vaart (r.) wohnt HSV-Spielen nur noch als Zuschauer bei
Van der Vaart (r.) wohnt HSV-Spielen nur noch als Zuschauer bei

Rafael van der Vaart, früher in Diensten des Hamburger SV, ist über Umwege mittlerweile in Dänemark beim FC Midtjylland gelandet. Dort beobachtet er die Wege des HSV weiter und hat eine klare Meinung zu Investor Kühne, zur Lage von Alen Halilović und verrät welchen Coach er sich eigentlich für den Nordklub gewünscht hätte. 

Für ihn persönlich sei die Rückkehr zum HSV zwischen 2012 und 2015 nicht optimal gewesen. "Es ist anders gelaufen, als ich es mir erhofft hatte, aber es war kein Fehler", sagte van der Vaart im "kicker". "Natürlich war es super bei Tottenham, und heute könnte ich sagen, ich hätte dort vielleicht nicht weggehen müssen, aber meine Liebe zum HSV war einfach immer noch da", gab der 33-Jährige zu.

Investor Kühne hat seinem Ärger Luft gemacht

Maßgeblich an der Rückholaktion beteiligt war Investor Klaus-Michael Kühne. Van der Vaart beschreibt den Unternehmer als den "größten HSV-Fan, den ich kenne. Er fühlt und denkt wie ein Fan, er will, dass es vorwärts geht. Und ist enttäuscht, wenn es nicht läuft." Allerdings beschrieb der Niederländer auch, auf welche Art Kühne ihn kritisierte:

"Er hat mich auch angerufen, mir SMS und E-Mails geschickt. Er war darin nicht unsachlich, aber er hat seinem Ärger Luft gemacht", sagte van der Vaart, "Genauso hat er sich auch nach guten Spielen gemeldet." Allerdings betonte der 33-Jährige: "Ich fand diesen regelmäßigen Kontakt toll." 

Der Anteilseigner der HSV Fußball AG sei "kein Typ, der dich in den Arm nimmt", aber immer "sehr ehrlich". Deshalb versteht der ehemalige Mittelfeldspieler auch die Kritik an Kühne nicht. "Alle müssen dankbar sein, dass er da ist."

Entlassung von Labbadia ein Fehler

Dass Bruno Labbadia nach dem Katastrophenstart des Nordklubs gehen musste, sieht van der Vaart sehr kritisch. "Die Entlassung von Bruno Labbadia war ein großer Fehler. Er hätte vier, fünf Jahre Trainer bleiben sollen", betonte er, "Bruno ist ein super Typ, hat ein HSV-Herz - und er ist einfach ein guter Trainer. Ich werde nie vergessen, wie er in meinen letzten sechs Wochen in Hamburg das Ruder noch herumgerissen hat."

Der 33-Jährige hatte dafür auch ein Beispiel parat: "Er hat als Erstes mich zur Seite genommen, hat gesagt: Du bist hier bald fertig. Lass uns zusammen alles reinlegen, dass du hier so weggehen kannst, dass alle wissen, dass du ein geiler Kicker bist. Das hat elektrisiert." Auch die letzten Minuten der Relegation in Karlsruhe wird der Niederländer nie vergessen. "Bruno hat es geschafft, alles zusammenzuschweißen. Und anschließend auch alles zusammenzuhalten. Das ist nicht so einfach in Hamburg."

Van der Vaart will Doll statt Gisdol als Coach

In seiner ersten HSV-Zeit zwischen 2005 und 2008 sei alles anders gewesen. "Der HSV war ein funktionierender Verein. Mit Bernd Hoffmann und Didi Beiersdorfer, mit Thomas Doll als Trainer", geriet das Mittelfeld-Ass ins Schwärmen. "Ich hatte 2005 natürlich noch keinen Bezug zu diesem Klub. Aber das ging wie automatisch. Ich bin eigentlich jeden Tag auf den Parkplatz gefahren und dachte: eine geile Stadt, ein geiler Klub, ich hab richtig Bock. Und so ging es allen."

Eine Lösung für die Krise der Hanseaten hat van der Vaart auch schon in petto: "Wenn ich Sportdirektor wäre, würde ich nach Budapest fahren und Thomas Doll mit dem Auto abholen. Und ich bin sicher, er würde auch einsteigen. Er ist genau der richtige Trainer für diesen Moment."

Die Vorzüge des ehemaligen HSV-Coaches seien ganz deutlich: "Wenn du mental ganz unten bist und mit ihm redest, fühlst du dich danach, als gehörtest du zur Weltspitze." 

Die Causa Halilović

Einer, der eine Portion Streicheleinheiten bräuchte, um seine volle Leistung abzurufen, ist laut van der Vaart der Balkan-Messi Alen Halilović, denn "das was derzeit mit Halilović passiert, würde es unter Doll nicht geben." So wie Doll damals im Jahr 2005 das Spiel der Hanseaten auf den Niederländer ausrichtete, so solle es Gisdol jetzt auf den 20-Jährigen ausrichten. "Er ist ein Spieler, der den Unterschied ausmachen kann, aber er braucht Vertrauen. Nicht über 45 Minuten, sondern über mehrere Spiele."

Die Prognose für den Kampf um den Klassenerhalt des HSV fällt bei van der Vaart schließlich ernüchternd aus: "Man muss realistisch sein." Der Niederländer glaubt, dass es "verdammt schwer" wird. "Mich macht das richtig wütend und traurig. Für mich ist der HSV der schönste Verein in Deutschland, und man hat irgendwie das Gefühl, es geht schon seit langem schief."