24.11.2016 16:24 Uhr

Öztunali exklusiv: "Alles raushauen"

Öztunali (l.) dreht beim FSV Mainz 05 auf
Öztunali (l.) dreht beim FSV Mainz 05 auf

Levin Öztunali hat sich nach seinen Lehrjahren in Leverkusen und Bremen im Sommer für den FSV Mainz 05 entschieden. Dort dreht der 20-Jährige mächtig auf.

Im Interview mit weltfussball spricht der Offensivspieler über die starke Offensive der Mainzer, gibt Auskunft über seine Saisonziele und blickt auf das wichtige Europa-League-Spiel bei der AS Saint-Étienne am Donnerstagabend.

Herr Öztunali, nach elf Spieltagen steht der FSV Mainz 05 in der Liga auf dem sechsten Platz und hat bereits fünf Siege eingefahren. Wie zufrieden sind Sie mit dem ersten Saisondrittel?

Wir haben viele gute Spiele gehabt, haben leider auch ein paar verloren. Zum Teil gingen Partien verloren, in denen wir geführt haben, das war etwas ärgerlich. Insgesamt gibt es immer noch etwas zu verbessern. Wir müssen insgesamt noch stabiler stehen. Am Wochenende haben wir aber einen Schritt in die richtige Richtung gemacht, indem wir gegen Freiburg gepunktet und sie damit überholt haben. In den nächsten Spielen wollen wir den Eindruck bestätigen. Dass wir immer unsere Tore machen, hat man ja schon sehr oft gesehen. Jetzt müssen wir hinten nur noch stabiler stehen und dann sehen wir mal, wo wir landen.

Mainz schießt gerade jede Menge Tore, 21 Stück sind es schon: Woher kommt dieser Offensivgeist?

Wir versuchen immer, schnell umzuschalten und kommen dadurch gut vor das Tor. Auch über die Standards sind wir sehr gefährlich. Es läuft so gut, weil wir uns gut verstehen und die Laufwege des anderen kennen. Und natürlich nutzen wir einfach auch unsere Chancen zur Zeit sehr gut. Andererseits: Gegen Hoffenheim haben wir zum Beispiel vier Tore geschossen, aber auch vier Gegentore bekommen. Das müssen wir unbedingt besser machen. Wir geben uns als Team Mühe, defensiv besser zu stehen.

Sie selbst haben in der Bundesliga schon zwei Tore und zwei Vorlagen beigetragen: Wie viel mehr geht da noch?

Man kann immer noch kaltschnäuziger vorm Tor agieren. In der Europa League habe ich auch schon getroffen. Insgesamt möchte ich einfach zum Mannschaftserfolg beitragen und dem Team helfen, eine gute Saison zu spielen.

Wie ist die Arbeit mit Trainer Martin Schmidt?

Er ist ein sehr akribischer Trainer und versucht immer, das Beste aus einem rauszuholen. Er hat immer jede Menge Tipps parat, das ist für einen jungen Spieler super. Das schnelle Umschaltspiel, das er spielen lässt, passt sehr gut zu mir. Wir bekommen vorne immer viele Bälle, haben dort gute Aktionen, was den Außenspielern und Stürmern zu Gute kommt.

Welcher Coach hat Sie bislang am meisten beeinflusst?

Ich denke, bei jedem Trainer kann man etwas mitnehmen. Gerade für junge Spieler ist es ja immer wichtig, sich weiterentwickeln zu wollen, den nächsten Schritt zu machen und das Beste von jedem Trainer zu nutzen. Da war jeder einzelne wichtig. Ich habe bei jedem etwas gelernt.

In der Europa League müssen Sie bei AS Saint-Étienne ran. Das Hinspiel endete 1:1. Was rechnen Sie sich für den FSV aus?

Im Hinspiel haben wir 1:0 geführt und dort gesehen, dass sie eine sehr robuste Mannschaft haben und auch Fußball spielen können. Aber wir haben auch gesehen, was für uns möglich ist. Und wenn wir unsere Chancen, dann können wir auch einen Sieg gegen St. Etienne einfahren, den wir brauchen, um weiterzukommen. Wir werden da hinfahren und alles raushauen, damit wir mit einem Sieg nach Hause fahren.

Wie weit geht der Weg von Mainz in der Europa League?

Wir wollen erst einmal von Spiel zu Spiel schauen. Wir sind in der Situation, dass wir drei Punkte weniger haben als die Teams vor uns. Und am Donnerstag wollen wir gleichziehen, damit dann am letzten Spieltag ein Finale auf uns wartet.

Sie selbst haben in der Europa League weniger Einsatzminuten im Vergleich zur Liga: woran liegt das?

Wir haben viele Spiele, der Trainer rotiert viel. Da war es in der Euro League eher so, dass ich von der Bank ins Spiel gekommen bin. Natürlich möchte man als Spieler immer spielen, aber man möchte auch frisch sein. Der Trainer hat die Chance, dass er rotieren kann und da hat es auch mich getroffen. Es kam auch immer auf das Spiel an. Wenn ich in der Liga drei Tage vorher gespielt habe, war ich dann international draußen. So machen wir das, um jedes Spiel mit voller Kraft angehen zu können.

Sie spielen jetzt zwei Mal auswärts, das bedeutet, viel zu reisen: Was machen Sie auf solchen Fahrten?

Nach den Spielen muss man vor allem gut regenerieren, das heißt dann viel schlafen und gut essen, viel Wasser trinken. Damit wir für das nächste Spiel wieder fit sind. Ansonsten beschäftigen wir uns in der Freizeit in der Mannschaft untereinander. Da bringt einer mal Karten mit. Es ist immer eine gute Stimmung, es wird eigentlich nie langweilig auf den Fahrten. Wir als Team freuen uns auch, dass wir diese Doppelbelastung haben, es macht viel Spaß.

Wie sieht Ihr Saison-Ziel mit Mainz aus?

Wir wollen natürlich in der Europa League so weit kommen, wie es geht. Da stehen erst einmal zwei schwierige Aufgaben an mit dem Fokus auf die Partie am Donnerstag gegen St. Etienne. Da kann sich ja schon viel entscheiden. Und in der Bundesliga wollen wir eine gute Rolle spielen. Da sein, wenn die anderen schwächeln und jedes Spiel unsere Leistung bringen und auf dem Platz Gas geben. Ich denke man hat gesehen, dass wir eine gute Rolle spielen können, wenn wir noch an der ein oder anderen Schraube drehen.

Was sind Ihre persönlichen Ziel für die aktuelle Spielzeit?

Ich möchte der Mannschaft immer helfen, möchte so viel Spielpraxis sammeln, wie es geht. Dazu möchte ich noch torgefährlicher werden.

Sie sind erst 20 Jahre alt, haben schon weit über 60 Bundesliga-Spiele bestritten: Wohin soll die Reise bei Ihnen mal gehen?

Ich bin immer im Hier und Jetzt, möchte mit Mainz nun erstmal die Hinrunde positiv abschließen. Wir haben intensive und wichtige Spiele in den nächsten Wochen. Über den Rest habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.

Privat haben Sie sich auf die Schule konzentriert und Ihr Abi gemacht. Gibt es schon Pläne für die Zeit nach dem Fußball?

Darüber habe ich mir noch keine großartigen Gedanken gemacht. Das Abi habe ich gemacht, um später ein anderes Standbein zu haben. Aber über ein konkretes Studium oder ähnliches habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.

Sie haben sämtliche U-Nationalmannschaften durchlaufen, schielen Sie schon ein wenig in Richtung A-Nationalelf in Zukunft?

Mit der U21 haben wir erst einmal ein großes Turnier in Polen vor uns. Da möchte ich erst einmal meine Leistung bringen, genau wie bei Mainz 05. Und dann sehen wir mal, was passieren wird.

 

Das Interview führte Chris Rohdenburg