29.11.2016 11:58 Uhr

Leeds United: Die Chaostage sind gezählt

Ausverkauf 2003: Leeds United in der großen Finanzkrise
Ausverkauf 2003: Leeds United in der großen Finanzkrise

Am Dienstagabend trifft der Liverpool FC mit Jürgen Klopp im League-Cup-Viertelfinale auf Zweitligist Leeds United. Der Klub aus West Yorkshire kämpft nach den größten Krisenjahren wieder um die Rückkehr zu glorreichen Zeiten. weltfussball wirft einen Blick auf den Traditionsverein.

"Schau genau hin, Leeds United", twitterte Schauspieler Russell Crowe mit einem Augenzwinkern an seinen Lieblingsverein, als Robert Lewandowski zum Spieler des Monats Oktober in der Bundesliga gewählt wurde. Als könnte sich der englische Zweitligist, der seit zwölf Jahren keine Premier-League-Luft mehr geschnuppert hat, einen der besten Stürmer der Welt leisten.

Früher wäre das möglich gewesen. In den 60ern und 70ern war Leeds ein großer Klub, gewann unter anderem die englische Meisterschaft 1969, 1974 und 1992. Es folgten Jahre des Mittelmaßes, die Anfang der 2000er wieder beendet schienen. Dank eines sportlichen Höhenflugs schaffte es Leeds 2001 gar bis ins Halbfinale der Champions League, zählte plötzlich zu den vier besten Mannschaften Europas. Der zurückkehrende Erfolg brachte gleichzeitig jedoch neue Probleme.

Das liebe Geld

Die Verantwortlichen warfen das Geld, beschwingt durch den sportlichen Erfolg, schlichtweg zum Fenster raus. Zu den kostspieligsten Einkäufen zählte Rio Ferdinand, den Leeds mit 26 Millionen Euro Ablöse zum teuersten Innenverteidiger der Welt machte. Über 100 Millionen Euro gaben die Verantwortlichen innerhalb von nur drei Jahren aus – Geld, das der Klub nach dem mehrfachen Verpassen der Champions League eigentlich nicht hatte.

Die Folge: Stars mussten verkauft werden, um den klammen Klub zu retten. Für Ferdinand bekamen die Weißen satte 46 Millionen Euro, andere Leistungsträger wie Robbie Fowler verhökerte Leeds unter Wert. Es kam, was kommen musste: der Super-GAU, der Abstieg 2004. Der Verein kollabierte finanziell und stieg sogar bis in die League One, Englands dritte Liga, ab.

Der neue Investor bringt keine Ruhe

2010 stiegen die Peacocks zur Freude der Fans wieder in die zweite Liga auf. Sportlich wie finanziell befindet sich der Klub in der Rehabilitationsphase. Seit 2014 ist Investor Massimo Cellino am Ruder. 75% der Anteile hält der 60-Jährige, der als launiger Geldgeber daherkommt und hinter den Kulissen für alles sorgt - nur nicht für Ruhe. Ganze acht Trainer sahen die Fans seit Cellinos Einstieg kommen und gehen, darunter den deutschen Coach Uwe Rösler.

2015 brodelten zu allem Überfluss Gerüchte hoch, der Red-Bull-Konzern wolle Leeds für seinen Einstieg in den englischen Fußball aufkaufen. Die Supporter gingen vollends auf die Barrikaden – und Cellino lehnte ab. "Ich hatte ein Angebot von Red Bull, aber ich will erst einmal noch nicht verkaufen", sagte der Investor damals: "Ich möchte Leeds zurück in die Premier League führen."

Leeds auch gegen Liverpool im Aufwind?

Ein großes Ziel, wenn man sich das Chaos der vergangenen Jahre anschaut. Aktuell sieht es aber gar nicht mal so schlecht aus für Leeds United. Garry Monk, ehemaliger Swansea-Coach, lenkt nun die Geschicke der Mannschaft in der Championship. Dort stehen die Weißen mit 29 Punkten aus 18 Spielen auf dem fünften Platz, der für die Relegationsspiele zur Premier League qualifiziert.

Besonders Stürmer Chris Wood sticht heraus. Neun Liga-Tore hat er auf seinem Konto. Zudem schoss der 24-Jährige seine Mannschaft im League Cup zu Siegen gegen Blackburn und Norwich. Jetzt wartet im Viertelfinale der große Liverpool FC. Gelingt Leeds die Überraschung gegen die Reds, schnuppern die Peacocks vielleicht wieder an den großen Erfolgen vergangener Tage. Bis man von der Verpflichtung eines Robert Lewandowski sprechen darf, dauert es dann zwar noch etwas – aber Leeds ist aktuell auch mit Chris Wood ganz glücklich. Das sagten sie zumindest Russell Crowe.

Florian Pütz