29.11.2016 12:04 Uhr

Flugzeug-Tragödie löscht Chapecoense fast aus

Das Team von Chapecoense bei einem Copa-Sudamericana-Einsatz
Das Team von Chapecoense bei einem Copa-Sudamericana-Einsatz

Die meisten der insgesamt 76 Opfer des Flugzeugabsturzes am Montagabend in Kolumbien waren Mitglieder des brasilianischenClubs AF Chapecoense. Die Mannschaft befand sich auf der Anreise zum Final-Hinspiel der Copa Sudamericana gegen Atletico Nacional Medellin.

Der Traum einer ganzen brasilianischen Kleinstadt zerschellte in den Hügeln des Hinterlandes von Kolumbiens Metropole Medellin. Beim Absturz von Flug 2933 der bolivianischen Gesellschaft LaMia Airlines saßen 48 Mitglieder der Associacao Chapecoense de Futebol im Flieger.

Gegen den prominenten Großclub Atletico Nacional Medellin war Chapecoense im südamerikanischen Pendant zur Europa League zwar klarer Außenseiter. Doch der mit Abstand größte Triumph des erst 43 Jahre alten Vereins lag trotzdem zum Greifen nahe. Und vor allem: Die erstmalige Teilnahme am Endspiel eines bedeutenden internationalen Bewerbs war in Chapeco das große Thema. Nun findet das Spiel nicht statt - und der Club wird aufgrund tragischer Umstände und nicht wegen sportlicher Erfolge weltberühmt.

Nur vier Spieler überlebten den Absturz: Tormann Danilo (31 Jahre), Ersatztorhüter Jackson Follmann (24) und die Verteidiger Alan Ruschel (27) und Neto (31 Jahre). Erst vor zwei Wochen war die argentinische Nationalmannschaft mit derselben Maschine geflogen - mit an Bord war damals auch Weltfußballer Lionel Messi vom FC Barcelona. FIFA-Präsident Gianni Infantino sprach von "einem sehr traurigen Tag für den Fußball".

Bisher war Chapecoense kaum über die brasilianischen Grenzen hinaus bekannt. Im Süden des Landes beheimatet, stand der Club hier unten im Grenzgebiet zu Uruguay und Argentinien im Schatten der beiden Großclubs aus Porto Alegre, Gremio und Internacional. Und auch die Vereine Santos, Palmeiras und FC Sao Paulo aus dem Großraum der größten südamerikanischen Stadt sind nicht weit entfernt.

Chapeco hat nur 200.000 Einwohner, hundert Mal weniger als Sao Paulo. Auf die überregionale Fußball-Landkarte schaffte es der ACF erst vor drei Jahren, als er erstmals in die Serie A Brasiliens aufstieg. Dort etablierte er sich als Mittelständler, ehe in diesem Jahr die Qualifikation für die Copa Sudamericana folgte und mit Siegen gegen Cuiaba (BRA), Independiente Buenos Aires (ARG), Atletico Barranquilla (COL) und San Lorenzo (ARG) das Finale erreicht wurde.

Gegründet wurde Chapecoense 1973 durch eine Fusion der Lokalvereine Atletico und Independente. Bekannte Spieler oder Trainer konnte sich der Klub nie leisten. Wenn, dann wurden Spieler berühmt, als sie längst nicht mehr für Chapecoense im Einsatz standen. So wie der frühere deutsche Internationale Paulo Rink, der drei Jahre vor seinem Engagement bei Bayer Leverkusen in Chapeco spielte. Oder Romulo, der es über Hellas Verona vor zwei Jahren zu einem Vertrag bei Italiens Rekordmeister Juventus Turin schaffte. Auch in seiner Karriere war Chapecoense eine Station.

Finale abgesagt

Der südamerikanische Fußballverband (CONMEBOL) sagte nach den tragischen Nachrichten das Finale der Copa Sudamericana ab. Chapecoense sollte das Final-Hinspiel gegen den kolumbianischen Vertreter Atletico Nacional im südamerikanischen Pendant zur Europa League am Mittwoch in Medellin bestreiten.

"Alle Aktivitäten der CONMEBOL werden bis auf Weiteres ausgesetzt", hieß es in der Mitteilung des südamerikanischen Verbandes. Der Wettbewerb ist nach der Copa Libertadores der zweitwichtigste Fußball-Clubbewerb in Südamerika.

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apa