30.11.2016 14:23 Uhr

Arsenal-Bollwerk: Mustafi, der Musterprofi

Schon jetzt ein wichtiger Eckpfeiler der Gunners: Shkodran Mustafi
Schon jetzt ein wichtiger Eckpfeiler der Gunners: Shkodran Mustafi

Von Null auf Hundert in Windeseile: Seit Shkodran Mustafi Ende August vom sonnigen Valencia ins verregnete London gezogen ist, hat der ohnehin steile Aufstieg des Nationalspielers einen neuen Höhepunkt erreicht.

Es ist ein immer wiederkehrendes Szenario im Profigeschäft: Verein A verpflichtet Spieler B von Verein C für die Rekordablöse X. Fans und Umfeld des spendierfreudigen Klubs stellen hohe Erwartungen an den Neuen, doch der Hoffnungsträger kommt mit dieser Last auf seinen Schultern nicht zurecht und mutiert zum Flop. So gesehen ist die Entwicklung von Shkodran Mustafi fast schon antizyklisch; denn der 24-Jährige hat alle Kritiker in wenigen Wochen zum Schweigen gebracht.

Stolze 41 Millionen Euro ließ sich der FC Arsenal die Dienste des Defensivspezialisten kosten - viel Geld für einen Wandervogel, lautete der einhellige Tenor im britischen Boulevard. 15 Einsätze haben Mustafi genügt, um jegliche Zweifel an seiner Tauglichkeit zu beseitigen. Die Zahlen sprechen für sich: In Abwesenheit des langzeitverletzten Per Mertesackers hat der Weltmeister alle Spiele in der Premier- und Champions League für die Gunners absolviert, im Schnitt kassierte das Team von Arsène Wenger dabei weniger als ein Gegentor. Zehn Siege, fünf Remis, keine Niederlage - von einem Traumstart zu sprechen, ist im Falle von Mustafi keine Übertreibung.

Perfekt geeignet für den britischen Stil

Für den Transfer des Deutsch-Albaners dürfen sich auch die vielgescholtenen Strippenzieher im Hintergrund beim FC Arsenal auf die Schulter klopfen. Schließlich haben sie erkannt, wie glänzend die Qualitäten des Spielers mit den besonderen Anforderungen der Premier League harmonieren. In England müssen Verteidiger besonders robust sein, keinen Zweikampf scheuen und gedankenschnell eingreifen. Dafür werden fußballerische Defizite notfalls in Kauf genommen. Für Mustafi, der als enorm willensstark und diszipliniert, aber nicht unbedingt filigran gilt, ist die reichste Liga der Welt zugleich auch die passendste.

In seiner Zeit beim FC Valencia hatte der gebürtige Bad Hersfelder hin und wieder mit Problemen zu kämpfen, wenn er auf wuselige, dribbelstarke Gegenspieler traf. Zwar sind solche Typen auch auf der Insel vertreten - Agüero, Hazard und Coutinho, um nur einige zu nennen - doch mehrheitlich setzen die Klubs auf markige Akteure, die sich allein durch ihre physische Präsenz auf dem Platz Respekt verschaffen. Musterprofi Mustafi kommt der britische Stil zweifelsfrei entgegen.

Lob von einer Legende

Längst schwärmen auch meinungsstarke Ex-Profis wie Gary Lineker oder ManUnited-Legende Rio Ferdinand vom "Bulldozer" in der Arsenal-Abwehr. "Das ist die beste Viererkette seit Jahren, die ich bei Arsenal gesehen habe", so Ferdinand in seiner Kolumne beim "Evening Standard". Sein Fazit: "Sie sehen gefestigt und selbstbewusst aus. Laurent Koscielny war einer der konstantesten Verteidiger der letzten Jahre und hat in Mustafi einen großartigen Partner gefunden".

Und tatsächlich: In der aktuellen Konstellation scheinen die Gunners endlich auch defensivstark genug, um bis zum Ende um die Meisterschaft mitzuspielen. Derzeit liegen Özil und Co. in Lauerstellung hinter dem Top-Trio Chelsea, Manchester City und Liverpool, seit ihrer Auftaktniederlage gegen die Reds (3:4) hat Arsenal nicht mehr verloren. Bevor es in der Liga weitergeht, steht allerdings das Viertelfinale im League Cup auf dem Programm. Der Gegner: Europa-League-Teilnehmer FC Southampton. Ob 41-Millionen-Mann Mustafi gegen die Saints mitwirken wird, ist derweil noch gar nicht sicher, schließlich schonen englische Erstligisten in den Pokalwettbewerben häufig ihre Leistungsträger.

Heiko Lütkehus