02.12.2016 10:30 Uhr

Duell der Superstürmer: Agüero gegen Costa

Diego Costa trifft am Samstag auf Sergio Agüero
Diego Costa trifft am Samstag auf Sergio Agüero

Wenn Manchester City am Samstag (ab 13:30 Uhr) den FC Chelsea zum Spitzenspiel der Premier League empfängt, treffen auch die beiden besten Goalgetter Englands aufeinander.

Citys Sergio Agüero und Chelseas Diego Costa haben bereits zehnmal eingenetzt und stehen stellvertretend für die Erfolge ihrer Teams.

Für den ehemaligen Manchester-Teammanager Manuel Pellegrini war Agüero der "beste Stürmer der Premier League" und auch sein Nachfolger Pep Guardiola entwickelte schnell seine Freude an dem Argentinier: "Er hat sehr stark gespielt und sich sehr gut bewegt, lobte der Ex-Bayern-Coach nach dem jüngsten 2:1-Erfolg der Citizens über den FC Burnley.

Chelsea-Trainer Antonio Conte hat ähnliche Worte für seinen Schützling über: "Diego Costa ist einer der besten Stürmer der Welt", sagte der Italiener gegenüber englischen Medien.

Die beiden Stürmer unterscheiden sich wie Tag und Nacht – und haben doch einiges gemeinsam. 1988 im fußballverrückten Südamerika geboren, ging es bereits mit 16 Jahren nach Europa. Diego da Silva Costa landete bei Sporting Braga in Portugal. Sergio Leonel Agüero del Castillo trat fast zeitgleich den Weg zu Atlético Madrid an. Dort trafen die beiden dann auch erstmals direkt aufeinander. Zusammenspielen sollten sie zunächst aber nicht.

Äußerlich hatten der 1,73 Meter große Agüero und der 15 Zentimeter größere sowie deutlich schwerere Costa nie viel gemeinsam. Auch der Spielstil war ein anderer. Während der gebürtige Brasilianer mit spanischem Pass den Prototypen eines Mittelstürmers verkörperte, kopfball- und zweikampfstark, sah man bei Atlético in Agüero einen kreativen Spielgestalter.

Agüero startete bei Atlético durch

Doch Agüero belehrte die Verantwortlichen eines Besseren. Sein unbändiger Zug zum Tor und sein Riecher für die richtigen Wege führten zu 74 Toren in 175 Spielen und machten aus dem Zehner, als den ihn viele gerne gesehen hätten, eine klassische Neun. Wie Diego Costa, nur anders.

Denn Agüero besetzt den Strafraum nicht wie ein klassischer Mittelstürmer, um dort für Unruhe zu sorgen, Gegenspieler zu binden und dann zur rechten Zeit zur Stelle zu sein. Für Agüero ist der Strafraum eine Spielwiese, auf der er seine Schnelligkeit, Technik und Intuition einsetzt, um immer einen Schritt schneller zu sein als seine Gegner.

Einzelkämpfer im City-System

Zunächst unter Roberto Mancini, als Agüero die Skyblues 2013 mit seinem 3:2-Siegtreffer gegen die Queens Park Rangers zum ersten Titel nach 44 Jahren schoss. Anschließend auch unter Manuel Pellegrini sowie im aktuellen 4-2-3-1-System von Pep Guardiola. Sergio Agüero kämpfte als einzige nominelle Spitze zumeist allein an vorderster Front – und das mit herausragendem Erfolg.

In der Saison 2014/15 traf Agüero 26 Mal und wurde damit Torschützenkönig. 112 Tore in 161 Spielen machen den Argentinier zum effektivsten Stürmer der Premier-League-Geschichte. Agüero traf in seiner Manchester-Zeit bis dato alle 107,1 Minuten und ist damit erfolgreicher als Thierry Henry (121,8) und Ruud van Nistelrooy (128,2).

Costa von einem Leihgeschäft zum nächsten

Einen holprigen Start in Europa legte hingegen Diego Costa hin: Für den Offensivmann war zunächst kein Platz bei den Rojiblancos. Er wurde immer wieder verliehen und kickte für Celta Vigo, Albacete Balompié und Rayo Vallecano, bevor er 2010 zu Atlético zurückkehrte. In der Saison 2010/11 stürmte er in der spanischen Hauptstadt dann gemeinsam mit Agüero, wobei dieser mit 20 Treffern deutlich erfolgreicher war als Costa (6 Tore).

Erst, als Agüero nach England ging, schlug die Stunde des kräftigen Mittelstürmers bei Atlético. 2013/14 erzielte Costa in der Primera División 27 Tore und empfahl sich für größere Aufgaben. Chelsea klopfte an und der Sturmtank wechselte in die Obhut von José Mourinho.

Der "schmutzige" Diego Costa unter José Mourinho

Dort schlug Diego Costa ein wie eine Bombe. In seinen ersten vier Ligaspielen traf der Brasilianer siebenmal, in der ersten Saison 20 Mal. Doch der Angreifer erarbeitete sich auch den Ruf eines Spielers, der gerne mit unlauteren Mitteln kämpft und keinen Disput scheut. Diese Entwicklung geht nicht zuletzt auf Mourinho zurück, der die "dreckige" Spielweise seines Stürmers stets guthieß.

Vor dieser Saison drängte Costa auf einen Wechsel, doch Chelseas neuer Coach Conte hielt an ihm fest und half ihm, sich auf seine Torjägerqualitäten zu besinnen. Im 3-4-3-System der Blues blüht der Brasilianer zwischen Hazard und Pedro auf und trifft wie in Madrider Tagen. Zudem hat Costa bereits vier Treffer vorbereitet, Agüero übrigens noch keinen.

Agüero gegen Costa 5:0!

Der direkte Vergleich zwischen den beiden Ausnahmestürmern spricht eine eindeutige Sprache: Nach einem Unentschieden in Spanien gingen die letzten drei direkten Duelle der beiden mit 10:0 Toren an den Argentinier, der die Hälfte der Tore höchstpersönlich erzielte. Beim letzten Aufeinandertreffen siegte City an der Stamford Bridge mit 3:0 – durch einen Hattrick von Sergio Agüero!

Am letzten Spieltag bereitete Costa den Siegtreffer der Blues gegen Tottenham vor, Agüero schoss City mit einem Doppelpack zum Sieg in Burnley. Damit stehen die beiden mal wieder nebeneinander auf dem Papier, nämlich mit je zehn Treffern an der Spitze der englischen Torjägerliste. Genau wie ihre Teams gemeinsam an der Spitze der Tabelle stehen. Beides könnte sich am Samstag ändern.

Lennart Wegner