04.12.2016 13:02 Uhr

Tuchels Liebe: BVB "einziger Traum"

BVB-Coach Thomas Tuchel hat eine Liebeserklärung an seinen Verein abgegeben
BVB-Coach Thomas Tuchel hat eine Liebeserklärung an seinen Verein abgegeben

Die Diskussionen über Thomas Tuchel sind bei Borussia Dortmund vorerst verstummt. Der Trainer machte dem BVB eine Liebeserklärung.

Eine Liebeserklärung des Trainers, ein klarer Sieg - und bei Borussia Dortmund ist wieder alles gut. Thomas Tuchel betonte nach seiner harschen Kritik in der Vorwoche auffällig jene Emotionen, jene Wärme, deren Fehlen ihm zum Vorwurf gemacht worden war. "Es ist ein einziger Traum, alle drei Tage hier zu sein", sagte Tuchel schon vor dem 4:1 (2:1) gegen Borussia Mönchengladbach schwärmerisch, "mit dieser Mannschaft, mit dieser gelben Farbe, in diesen Trikots Champions League zu coachen."

Ist das Thema damit beendet? Fraglich. Es kann jederzeit wieder aufflammen, aber nach dem Borussen-Duell waren keine Hinweise auf Risse im Verhältnis zur Mannschaft zu finden - trotz Tuchels Hammerschlag-Rede nach dem 1:2 bei Eintracht Frankfurt.

Ob der überragende Marco Reus, die Teamkollegen oder Tuchel selbst: alle gaben sich einig, dass der Trainer "jedes Recht" habe, die Mannschaft zu kritisieren.

"Wenn ich mich ärgere, kommt das zum Vorschein"

Doch Tuchel, so viel steht fest, wird sich nicht ändern. "Ich habe mitgenommen, dass es sich nicht lohnt, auf Reaktionen von außen sein eigenes Tun zu reflektieren", sagte er im "WDR2"-Interview. "Wenn ich mich ärgere, kommt das zum Vorschein."

Tuchels Lieblingswort an diesem Samstag? Eindeutig "wir". Seine Kritik sei schließlich in der "Wir-Form" gewählt gewesen - die Entrüstung darüber, dass da ein Trainer auf seine Mannschaft einschlägt, sich selbst aber freihält, folglich unangebracht.

"Ich ärgere mich da grundsätzlich auch über mich selbst", versicherte er, im Kontext seiner anderen Aussagen allerdings klang es mehr nach Rechtfertigung als nach Einsicht. "Das Thema war ein vielfach Kleineres, als es außen um uns herum war."

Niemand lässt sich hängen

Ob der BVB trotz oder gerade wegen Tuchels Wutrede wieder stärker spielte, lässt sich kaum ergründen. Jedenfalls ließ sich niemand hängen, besonders das Offensiv-Trio Marco Reus, Ousmane Dembélé und Pierre-Emerick Aubameyang, der nun 15 Tore in 13 Liga-Spielen erzielt hat, zauberte gegen teils wirre Gäste.

Reus auf Dembélé, Reus auf Aubameyang (zweimal, einmal per Hacke) - es scheint, als habe Tuchel sein magisches Dreieck gefunden. Mario Götze saß hingegen ebenso auf der Bank wie André Schürrle.

Was die Wutrede seines Trainers ausgelöst habe, wurde Reus nach dem Spiel gefragt. Die Antwort: "Gar nichts." Anscheinend zumindest nichts Negatives, so berichteten es auch die Mitspieler.

Extra-Lob für Reus

Für Tuchel war es eine Freude, Reus zuzusehen. Der 27-Jährige spielt, als habe es das Elend seiner Verletzungspause nicht gegeben. Schon beim kuriosen Champions-League-Schützenfest gegen Legia Warschau (8:4) hatte er drei Tore vorbereitet und zwei erzielt, am Samstag brillierte er mit drei Vorlagen vom Feinsten.

"Es ist fantastisch, wie Marco zurückgekommen ist, mit welcher Persönlichkeit und Ausstrahlung, das ist ganz einzigartig", sagte Tuchel. Nach dem Abpfiff kam aus dem Nichts die Frage auf, ob der Nationalspieler nicht anstelle von Marcel Schmelzer der BVB-Kapitän sein sollte. "Das ist mir latte", sagte Reus genervt, Tuchel allerdings schlug das Buch nicht sonderlich energisch zu: "Diese Frage", sagte er, "ist bis zum Winter definitiv kein Thema."