13.12.2016 10:50 Uhr

Klopp: "Das war ein Himmelfahrtskommando"

Jürgen Klopp sieht in Liverpool eine
Jürgen Klopp sieht in Liverpool eine "ordentliche" Entwicklung

Jürgen Klopp ist in seinem zweiten Jahr endgültig in Liverpool angekommen. Jetzt hat der Teammanager des Tabellendritten über seine Traineranfänge und die neuen Herausforderungen in England gesprochen.

"Über Gewinnen habe ich gar nicht nachgedacht. Das war ein gefühltes Himmelfahrtskommando, denn wir steckten ja tief im Abstiegskampf", erklärt Klopp rückblickend seinen kurzfristigen Wechsel vom Spieler zum Trainer bei Mainz 05 im "Spox"-Interview.

"Ich hatte damals noch nicht das Auge, um unten am Feld alles überblicken zu können. Ich ließ Elf-gegen-elf spielen, und wenn ich in die Pfeife geblasen habe, mussten die Spieler wie bei der Mannequin Challenge sofort stehen bleiben. Dann bin ich runter gerannt und habe ihnen aufgezeigt, wo die Abstände zu groß geraten sind", beschreibt der Liverpool-Teammanager die Anfänge seiner Trainerkarriere. Wichtigste Amtshandlung war dabei die Verpflichtung seines langjährigen Co-Trainers Željko Buvač, die er als seinen "besten Transfer" rühmte.

"In der Entwicklung nie stehen geblieben"

"Er schaut mehr Fußball als jeder andere Mensch, den ich kenne und hat das schon immer so getan. Dadurch sind wir bei allem Alltag eigentlich nie in unserer Entwicklung stehen geblieben. Željko brachte von Beginn an den internationalen Ansatz ein und war auf dieser Ebene top-informiert, während ich mich in den Alltag und die deutschen Profiligen gebissen habe", lobt Klopp die Zusammenarbeit.

Schon zu Mainzer Zeiten griff das Trainergespann als eines der Ersten überhaupt auf Video-Analysen zurück. "Ich habe mir irgendwann meinen ersten DVD-Player gekauft, damit zumindest das Spulen schneller geht. Die Spieler waren damals zwar sehr wissbegierig, aber man muss immer auch darauf achten, dass die Sitzung nicht zu lange dauert. Wir wollten sie nicht überfordern. Fußball ist kein Hexenwerk", gewährte der 49-Jährige einen Einblick in seine Arbeit. 

Fehlende internationale Belastung "kommt uns entgegen"

Im Vergleich zu früheren Zeiten hat sich im Trainings-Alltag aber einiges verrändert. "In Liverpool haben wir über Trainingsgestaltung anfangs nur wenig nachdenken müssen. Der Rhythmus bestand lange Zeit nur aus Spiel, Regeneration und Abschlusstraining", skizziert Klopp die Unterschiede auf der Insel. 

Dass der FC Liverpool in der laufenden Saison nicht für den europäischen Wettbewerb qualifiziert ist, sieht Klopp daher positiv: "Es kommt uns auch entgegen. Es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Das sind letztlich zwei verschiedene Jobs, wenn man in einer Saison praktisch nur trainieren kann und in der vorherigen viele internationale Spiele zu bewältigen hat."

Generell bezeichnet der deutsche Erfolgscoach die Entwicklung seines Teams als "ordentlich". "Man vermisst nur ein bisschen etwas, wenn das Training aufgrund der hohen Anzahl der Spiele auf der Strecke bleibt. Man sieht zwar Notwendigkeiten, kann diese jedoch nicht über Training, sondern muss sie vielmehr über Visualisierungen und Gespräche versuchen zu lösen", fasst der Ex-Mainzer die neuen Herausforderungen der Premier League zusammen.