24.12.2016 15:01 Uhr

Flop 2016: Azzurri-Depp & zahnlose Wölfe

Simone Zaza sorgte mit seiner eigenwilligen Elfmeter-Ausführung für Aufsehen
Simone Zaza sorgte mit seiner eigenwilligen Elfmeter-Ausführung für Aufsehen

Ein ereignisreiches Fußballjahr 2016 geht zu Ende. Im zweiten Teil unseres ganz persönlichen Redaktions-Rückblicks widmen wir uns den Flops des Jahres.

Was war für dich der Flop des Jahres?

Gerrit Kleiböhmer: Simone Zaza, der "Elfer-Depp" aus dem EM-Viertelfinale zwischen Italien und Deutschland. Ein Elfmeter der Marke "den hätte meine Oma besser gemacht". Ein Elfmeter, so lächerlich und kläglich verschossen. Aber auch ein Elfmeter, der uns eine Runde weiter brachte. Danke, Simone!

Marc Affeldt: Die scheinbar grenzenlose Narrenfreiheit für Franck Ribéry. Mit Jenas Matthias Kühne, Dortmunds Felix Passlack und Hamburgs Nicolai Müller haben auch in diesem Jahr wieder einige Spieler Bekanntschaft mit dem dünnen Nervenkostüm des Franzosen gemacht - einmal mehr ohne Folgen für den 33-Jährigen. Klar, lässt sich nun wieder das gute alte Was-wäre-der-Fußball-ohne-Emotionen-Argument ins Feld führen, wirklich schwach ist für mich aber die Reaktion Ribérys: "Manchmal verliere ich vielleicht kurzzeitig die Fasson, aber nur, wenn ich spüre, dass die Gegner mich absichtlich verletzen wollen." Klar, die anderen sind schuld. 

Mats-Yannick Roth: Julian Draxler. Das einst vielleicht größte Nachwuchstalent des deutschen Fußballs durchlebt derzeit das größte Tief seiner Profikarriere. Nach dem unrühmlichen Abgang von seinem Jugendverein FC Schalke 04 wollte sich der dribbelstarke Offensivmann beim VfL Wolfsburg beweisen und mit den Wölfen um Titel spielen.

Im Dezember 2016 heißen die bitteren Realitäten aber Abstiegskampf und Pfeifkonzerte der eigenen Fans. Mit seinen öffentlich geäußerten Wechselgedanken ist der Weltmeister bei den eigenen Anhängern zum Feindbild geworden. Null Saisontore untermauern die Krise des 23-Jährigen zusätzlich. Ein Vereinswechsel im Winter scheint vorprogrammiert. Insgeheim wünschen wir uns doch eh schon längst: Bitte, beendet dieses Missverständnis schnellstens! 

Julian Biermann: Nach der Schreckensherrschaft von Sepp Blatter als FIFA-Präsident, galt sein Nachfolger, Gianni Infantino, für viele als Hoffnungsträger. Im Februar dieses Jahres trat der 46-Jährige an, um eine "neue Ära" zu prägen, den Fußball wieder in den Mittelpunkt zu stellen. Davon ist wenig später kaum noch etwas zu spüren. Viele seiner Entscheidungen – etwa die geplante Aufstockung der WM auf 48 Teams – scheinen wieder einmal nur den vollen FIFA-Kassen und dem eigenen Machterhalt zu dienen – aber eben nicht dem Fußball!

Nil Marlow: National: der VfL Wolfsburg. Mit hohen Ambitionen gestartet, hat der Klub es nach dem Pokalsieg 2015 geschafft, innerhalb von nicht einmal zwei Saisons komplett im Chaos zu versinken.

International: Manchester United. Auch mit José Mourinho und Top-Stars wie Ibrahimović und Pogba läuft der Klub seinen Ambitionen klar hinterher und macht nicht den Eindruck, bald wieder die erste Adresse im englischen Fußball werden zu können.

Lars Plantholt: Wolfsburg. Tja, Geld schießt halt keine Tore. ... wie? Nein, ich habe niemals etwas anderes behauptet.

Florian Pütz: José Mourinhos Umgang mit Bastian Schweinsteiger bei Manchester United. Der exzentrische Portugiese bootet den Weltmeister völlig aus, um ihn dann doch wieder in den Kader zu holen. So behandelt man keinen verdienten Spieler. Aller Ehren wert, ist dagegen das Verhalten des Weltmeisters, der am Comeback arbeitet, ohne zu motzen. 

Fabian Benterbusch: Das Rückspiel der Königsblauen im Sechzehntelfinale der Europa League gegen Shakhtar Donetsk. Als S04-Fan schäme ich mich noch heute für die Leistung der Mannschaft. So ein desolater, träger und kraftloser Auftritt ist an Peinlichkeit nicht zu überbieten. Gerade für einen Verein, der sich als Kumpel- und Malocherklub bezeichnet. Mein Opa brachte es nach der Partie auf den Punkt: "Den' gehört das Gehalt gestrichen! Dann siehst’e ma wie die laufen können!"  

Falk Velten: José Mourinho. Der Lack ist ab: Der zweifache Champions-League-Sieger und einstige Meistergarant dümpelt mit seiner sündhaft teuren Millionen-Truppe durch die Liga. Vom spielerischen Glanz könnten die Red Devils kaum weiter entfernt sein und auch die große Stärke von "the Special One", die Schöpfung einer eingeschworenen Gemeinschaft, die für ihren Trainer durchs Feuer geht, scheint endgültig verflogen. Die Posse um Bastian Schweinsteiger setzt dem Ganzen nur noch die Krone auf.

Philipp Küsters: HSV Hamburg – Auch wenn die Truppe aus dem hohen Norden in der Saison 2015/2016 den Abstieg verhindern konnte, läuft im Moment wieder alles drunter und drüber. Die Suche nach einem Sportmanager wird zum Desaster, der xte Trainertausch verpuffte Wirkungslos, die Spieler liefern teilweise unterirdische Leistungen ab, zeigen zudem Undiszipliniertheiten und begreifen anscheinend nicht, den Ernst der Lage. Am Ende muss man als neutraler Fußballfan dann schon kräftig Mitleid mit den Anhängern haben, die sich Woche für Woche ärgern, aber die Hoffnung nicht verlieren.

Patrick Senft: Julian Draxler. Der tiefe Fall des früheren Schalkers begann für mich bereits im Januar im Wintertrainingslager, als er seine benötigten Extraschichten damit begründete, dass er bei seinem Ex-Verein "immer so durchgerutscht sei". Eine interessante Einstellung eines Profisportlers, der eigentlich nur in öffentlichkeitswirksamen Spielen zu überzeugen weiß. Die Tristesse der VW-Stadt wollte er dann folgerichtig auch im Sommer schnellstmöglich hinter sich lassen. Doch die Wolfsburger machten ihm einen Strich durch die Rechnung. Der Nationalspieler gab die Antwort auf dem Platz: Null Tore und zwei Vorlagen. 

Jahresrückblick 2016:

=> Teil 1: Duelle des Jahres: "Wirr-ekstatische Tänze"