09.01.2017 12:51 Uhr

Frings: "Muss nichts künstlich herbeischaffen"

Geht die neue Aufgabe mutig an: Darmstadt-Coach Torsten Frings
Geht die neue Aufgabe mutig an: Darmstadt-Coach Torsten Frings

Aufbruchstimmung am Böllenfalltor: Chefcoach-Novize Torsten Frings hat dem SV Darmstadt 98 neues Leben eingehaucht und schürt Hoffnungen auf den Klassenerhalt. Der 40-Jährige will mit gutem Beispiel vorangehen.

Wenige Tage nach seiner Amtsübernahme beim Bundesliga-Schlusslicht stand der Ex-Nationalspieler dem "kicker" Rede und Antwort und gewährte Einblick in seine Pläne für die kommenden Wochen.

"Darmstadt ist eine Riesenherausforderung. Ich bin ein Typ, der noch nie vor irgendetwas weggelaufen ist", so die markigen Worte des neuen starken Mannes bei den Lilien, der auf einen Motivationsschub im Team setzt: "Ich habe in den ersten Gesprächen mit den Jungs gespürt, dass alle heiß darauf sind, es deutlich besser zu machen und zu zeigen, dass sie bundesligatauglich sind. Das hat mich total fasziniert".

Gleichwohl weiß auch Frings um die Schwere der Aufgabe, schließlich trennen Darmstadt nach 16 Spielen bereits acht Punkte vom rettenden Ufer. "Wir haben nichts mehr zu verlieren. Wir stehen nicht gut da und können es eigentlich nur besser machen. Ich sehe es als Riesenchance", erklärt der langjährige Werder-Profi.

"Die One-Man-Show ist vorbei"

Beim Versuch, das Unmögliche möglich zu machen, baut Frings vor allem auf Zusammenhalt im und ums Team. "Jeder muss seine Stärken einbringen, dann wird gemeinsam eine Lösung erarbeitet. Die One-Man-Show, so wie es vielleicht früher war, ist vorbei", kündigt er an.

Zunächst einmal sollen "intensive Gespräche" helfen, ein Bild vom derzeitigen Kader zu gewinnen und Führungsspieler zu bestimmen, wie der Coach verrät: "Ich war selber jahrelang Kapitän und musste wegen vieler Kleinigkeiten ins Trainerbüro. Wenn es irgendwo nicht gestimmt hat, musste ich versuchen, es zu regeln. Als Trainer suche ich mir die Spieler aus, die aus meiner Sicht das Zeug dazu haben, diese Aufgabe zu übernehmen".

Spielerisch will er zurück zu den Darmstädter Tugenden der Vorjahre: "Wir müssen das spielen, was unsere Stärke ist, das ist in Darmstadt nun mal die Kompaktheit, das Umschaltspiel. Es wäre der größte Fehler, gerade auch in unserer derzeitigen Situation, zu viel auf einmal zu wollen", so die Einschätzung des 40-Jährigen.

Kein künstliches Gebilde

Angesprochen auf mögliche Teambuilding-Maßnahmen vertritt Frings eine klare Position: "Wenn sich was ergibt, werden wir so etwas machen. Aber man muss auch nicht künstlich etwas herbeischaffen". Eine Aussage mit Symbolkraft, tummeln sich im Lilien-Aufgebot doch zwölf Spieler, die erst im Vorsommer bei den Hessen aufschlugen.

Um eine Einheit zu schaffen, will der 79-fache A-Nationalspieler einen Stil-Mix finden: "Ich haue schon auf den Tisch, wenn mir was nicht gefällt. Ich möchte aber trotzdem, dass die Jungs wissen: Ich bin für sie da. Ich möchte nicht, dass die Jungs verstummen, wenn ich die Kabine betrete", lässt Frings wissen.

In der Rückrunde soll das heimische Böllenfalltor zudem endlich wieder zur Festung werden - trotz widriger Bedingungen, wie Frings zugibt: "Wenn man das erste Mal hierherkommt, denkt man: Was ist denn hier los?". Nichtsdestotrotz glaubt er an den Heimvorteil: "Es hat einen gewissen Charme. Es gibt diese Stadien, wo man als Gegner nicht gerne hinfährt. Jetzt wollen wir es mit der Mannschaft hinbekommen, dass wir auf dem Platz genauso unangenehm für die Gegner werden".