14.01.2017 09:10 Uhr

Vor Wiedersehen: Leicester und die Kanté-Crux

An alter Wirkungsstätte sehnlichst vermisst: N'Golo Kanté kehrt nach Leicester zurück
An alter Wirkungsstätte sehnlichst vermisst: N'Golo Kanté kehrt nach Leicester zurück

Der verlorene Sohn kehrt zurück - zumindest für einen Tag: Wenn Leicester City am 21. Spieltag Ligaprimus FC Chelsea zum Tanz bittet, dürfte auch N'Golo Kanté erstmals an alter Wirkungsstätte auflaufen. Seinen Abgang haben die Foxes bis heute nicht verkraftet.

Ein Hauch von Wehmut dürfte durchs King Power Stadium säuseln, wenn der amtierende Meister seinen legitimen Nachfolger empfängt. Schließlich sind die Erinnerungen der LCFC-Fans an Kanté noch frisch. Vor acht Monaten war der Franzose einer von 25 Helden, die von Ovationen begleitet durch die Innenstadt von Leicester zogen, um den ultimativen Sensationstitel zu feiern.

Schon damals fürchteten nicht wenige den großen Ausverkauf beim Klub aus den East Midlands, am Ende verließ jedoch nur Kanté das Team und spülte stolze 36 Millionen Euro in die Kassen. Und doch hat der Verlust des Stabilisators Spuren hinterlassen.

Ohne Kanté sind die Füchse in der Premier League ins untere Tabellendrittel durchgereicht worden, die Mehrfachbelastung durch ständige Einsätze in der Champions League und den Pokalwettbewerben zeigt Wirkung.

Löst Ndidi die Kanté-Crux?

Mangelnde Experimentierfreude kann Claudio Ranieri freilich nicht zum Vorwurf gemacht werden. Ob Daniel Amartey, Andy King, Danny Drinkwater oder Sommertransfer Nampalys Mendy - auf der Sechserposition durfte jeder mal ran.

Aufgedrängt hat sich dabei keiner, Kanté fehlt an allen Ecken und Enden. Die Crux: Dem Quartett geht die Dynamik des Mannes mit den meisten Tackles und abgefangenen Bällen pro Partie des Vorjahres ab.

Die Klubbosse haben bereits reagiert und in Wilfred Ndidi (kam für 18 Mio. Euro aus Genk) einen neuen Hoffnungsträger verpflichtet. Wie schnell dem Nigerianer die Anpassung an die harte Gangart in England gelingt, muss sich allerdings noch zeigen.

Ideale Balance im Chelsea-Zentrum

Kanté fühlt sich an der Stamford Bridge unterdessen pudelwohl, der EM-Teilnehmer knüpft nahtlos an, wo er in Leicester aufgehört hat. Lauf- und zweikampfstark sorgt der 25-Jährige für die ideale Balance im Mittelfeldzentrum und hält seinen Nebenmännern bei der Spielgestaltung den Rücken frei.

Niemand zweifelt daran, dass die neue Defensivstärke der Blues (erst 15 Gegentore) untrennbar mit dem Namen Kanté verbunden ist. Die Belohnung: Seit dem ersten Spieltag schenkt Antonio Conte dem 36-Millionen-Euro-Mann sein Vertrauen in der Startelf. Und der gebürtige Pariser zahlt zurück, indem er auf und neben dem Platz Verantwortung übernimmt.

"Wir müssen jetzt Charakter zeigen"

Nach der bitteren 0:2-Niederlage in Tottenham, die den beeindruckenden Chelsea-Lauf (13 Siege in Folge) beendete, stellte sich der Dauerbrenner: "Wir müssen jetzt Charakter zeigen. Wir haben verdient verloren, das müssen wir akzeptieren und stärker zurückkommen", ließ Kanté verlautbaren.

Bei seiner zweiten Rückkehr nach Leicester - beim League-Cup-Aufeinandertreffen im September wurde er geschont - will er mit gutem Beispiel vorangehen: "Ich verdanke dem Verein viel, doch am Samstag will ich nur gewinnen". Aus dem Mund des Stabilisators klingt es fast wie eine Drohung.

Heiko Lütkehus