16.01.2017 08:59 Uhr

Effenberg holt zum Rundumschlag aus

Stefan Effenberg trainierte zuletzt den SC Paderborn
Stefan Effenberg trainierte zuletzt den SC Paderborn

Stefan Effenberg ist ein Multitalent im Fußballbereich. Er ist nicht nur ein ehemaliger Top-Spieler, sondern mittlerweile auch TV-Experte und Trainer. Jetzt hat sich der 48-Jährige zu allerlei Themen geäußert. Unter anderem bekommt Bayern-Profi Xabi Alonso sein Fett weg.

Während Effenberg sich dafür stark macht, dass Franck Ribéry und Arjen Robben bei guter Fitness vor Kingsley Coman und Douglas Costa gesetzt sind und sich dafür ausspricht, mit beiden langfristig weiterzumachen ("Diese Qualität lässt Du nicht gehen"), empfiehlt er dem Rekordmeister in Sachen Alonso einen Schnitt zu machen. "Es wäre ehrlich vom Verein zu sagen, wir wollen den Umbruch schaffen und fangen mit ihm an", sagte der ehemalige Paderborn-Coach im Interview mit dem "kicker" über den 35-Jährigen. 

Philipp Lahm hingegen soll noch warten, bis er den angedachten Sprung auf den Sportdirektor-Posten beim FC Bayern wagt. "Für den Verein wäre es besser, wenn er bis 2018 spielen würde. Und Philipp rate ich: Spiele auf jeden Fall bis 2018! Es ist die schönste Zeit." 

Über die Anti-Wohlfühl-Lage in Wolfsburg

Dass es zur Zeit auch in Wolfsburg nicht gut läuft, wo Effenberg zwischen 2002 und 2003 spielte, macht der TV-Experte an drei auf ihre Art jeweils schlechten Transfers fest. "[Kevin] De Bruynes Abgang tat weh, [Julian] Draxler und [André] Schürrle brachten nie ihre Leistung. Sie fühlten sich anscheinend nie richtig wohl", vermutete der 48-Jährige.

Draxler, der von den Bundesliga-Kollegen zum Absteiger der bisherigen Saison gewählt wurde, habe selbst daran Schuld, glaubt Effenberg. "Mich wundert, dass Paris so schnell und für viel Geld zugriff."

Dass ein erfahrener Spieler, wie Nationalstürmer Mario Gomez, die Dinge beim VfL nicht genug beeinflussen kann, macht der Trainer-Fuchs ebenfalls am Klima fest. "Gomez entschied sich für den VfL, weil er zurück in die Bundesliga und die Nationalelf wollte und weil das Geld stimmt. Aber ein Spieler muss sich wohlfühlen."

Über das "Pulverfass" HSV

Dass es beim Hamburger SV zur Zeit nicht rund läuft, macht der ehemalige Bayern-Profi an der fehlenden Ruhe im Umfeld fest. "Würde sich Geldgeber Kühne für ganz lange Zeit öffentlich zurückhalten, wäre der Verein auf einem guten Weg. Hopp, Mateschitz, Abramovich holen gute Leute - Rangnick, Rosen - und halten sich im Hintergrund", beschrieb er die Lage bei anderen Vereinen und fügte hinzu: "Kühnes Aussagen sind fatal."

Bruno Labbadia schon so früh von seinem Posten zu befreit zu haben, sei ein großer Fehler gewesen. "Mit Blick auf Labbadias Entlassung muss ich den Verantwortlichen die Fachkompetenz absprechen. Er wurde als Hamburger des Jahres 2015 ausgezeichnet mit dem Satz: "Labbadia hat sich ein Denkmal verdient." Aber das ist Heuchelei, wenn er am 5. Spieltag entlassen wird."

Ob die drei Neuen an der Spitze des HSV - Sportdirektor Jens Todt, Chef Heribert Bruchhagen und Trainer Markus Gisdol - den Nordklub wieder in die Spur bringen, weiß Effenberg nicht, vermutete aber: "Wenn sie die Unruhe nicht in den Griff kriegen, spielt der HSV jedes Jahr gegen den Abstieg. Hamburg ist ein Pulverfass."

Über "die andere Welt" beim BVB

Ob Thomas Tuchel der richtige Mann für Borussia Dortmund ist, wollte "der Tiger" nicht deutlich beantworten, betonte jedoch: "Er hat bislang gezeigt, dass er den BVB stabilisieren kann. Es ist natürlich eine völlig andere Welt als Mainz, wo etwa die Frage, ob Schmelzer oder Reus Kapitän sein sollte, nicht interessiert hätte."

Anders als Tuchel behaupten würde, sei die K-Frage aber extrem bedeutend. "Ein Kapitän ist enorm wichtig. Du musst einen Spieler mit starker Persönlichkeit hervorheben", empfahl Effenberg und setzte einen Seitenhieb in Richtung Schmelzer, der sieben Jahre länger beim BVB weilt als Reus: "Allein wegen seiner langen Vereinszugehörigkeit darf ein Spieler nicht Kapitän werden."

Über seine persönlichen Pläne

Nach seinem missglückten Trainer-Debüt beim SC Paderborn hofft "der Tiger" auf einen Neustart. "Ich warte, führe Gespräche, mit einem Interessenten war ich sehr weit. Der Moment wird kommen. Auch ich habe eine zweite Chance verdient. Ich bin im besten Alter."

Sein nicht einmal fünfmonatiges Intermezzo beim damaligen Zweitligisten SC Paderborn habe ihm mehr "geschadet, weil manche Medien schlechte Stimmung gegen mich verbreiteten und mich in die Schublade steckten, in der ich vor 20 Jahren war", führte Effenberg weiter aus.

So sei etwa seine Lizenzerneuerung längst geklärt gewesen, "wurde aber zum Skandal aufgebläht", sagte er und kritisierte zudem Paderborns Präsident Wilfried Finke: "Wie er mit mir menschlich umging, das geht nicht. Positiv war, dass ich mir über die Tiefschläge intensiv Gedanken mache - das wird mich weiterbringen und stärker machen." Vorerst werde er sich "weiterbilden, etwa bei Wenger bei Arsenal".

Effenberg könnte auch eine Aufgabe bei seinem Ex-Klub Bayern München vorstellen. "Bayern ist immer interessant, für jeden, für mich natürlich auch. Es liegt aber nicht bei mir. Ich werde auf jeden Fall dem Fußball verbunden bleiben", sagte er. Auch eine Rückkehr zum Fernsehen sei denkbar: "Es laufen Gespräche mit mehreren Sendern."