24.01.2017 10:35 Uhr

Salihović: Druck in China extrem hoch

Sejad Salihović findet nicht die besten Worte für sein Abenteuer in China
Sejad Salihović findet nicht die besten Worte für sein Abenteuer in China

Der ehemalige Bundesliga-Profi Sejad Salihović ist erleichtert, sein chinesisches Karriere-Kapitel nach knapp eineinhalb Jahren vorzeitig beendet zu haben.

"Ich bin froh, wieder in Deutschland zu sein", sagte Salihović im Interview mit dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland". Der 32-jährige war nach der Saison 2014/15 von 1899 Hoffenheim nach China zu Beijing Renhe gewechselt. Im November einigte er sich mit dem Pekinger Klub auf eine Vertragsauflösung.

Vor allem die Erwartungshaltung an ausländische Superstars in China sei sehr hoch, sagte der Bosnier: "Du musst Tore schießen, Vorlagen geben, Kilometer abspulen – einfach Leistung bringen, jedes Spiel. Und das ist für den Kopf nicht einfach, auch wenn man sehr viel Geld dafür bekommt. Ich glaube auch nicht, dass all die gewechselten Spieler es lange in China aushalten."

Auch sonst müssten sich die China-Profis im Reich der Mitte auf viele Umstellungen einstellen. "Ich habe mich in der ersten Zeit nur von Reis und Eiern ernährt. Neu war auch, ab und zu mit Mundschutz rumzulaufen", sagte Salihović dem "RND".

Geld ein gutes Argument für China

Dass Geld bei seinem Wechsel ein Hauptgrund gewesen ist, spricht er offen an: "Klar, wenn man so ein Angebot bekommt, über drei Jahre, wäre es gelogen wenn man sagt: 'Ich bin nicht wegen dem Geld dahin gegangen.'" Gerade gegen Ende der Karriere sei die chinesische Liga für Spieler nochmal besonders lukrativ: "Jeder Fußballer weiß, dass er bis zu seinem Karriereende zusehen muss, dass er genug verdient hat. Wenn es gut läuft spielst du mit 34 noch auf hohem Niveau. Aber dann? Fragt man sich, was man nach dem Fußball kommt."

Angst vor dem finanzkräftigen Land, das künftig zur Fußball-Macht aufsteigen will, müsse der Weltfußball laut Salihović nicht haben: "Wieviele Chinesen gibt es, zwei Milliarden? Wenn es hoch kommt, haben sie aktuell vielleicht 15 bis 20 gute Spieler." 

China fehlt es an den Grundlagen

China stelle sich den Aufstieg, trotz des vorhandenen Geldes, viel zu leicht vor. "Man braucht Fußballschulen, fähige Trainer – das ist zwar alles angedacht, aber das müssen sie erstmal umsetzten. Das geht nicht von jetzt auf gleich. Ich glaube auch in den nächsten 10 bis 15 Jahren werden sie nicht an das deutsche Niveau herankommen."

Gerade weil China nicht das erste mit Millionen subventionierte Fußball-Projekte ist, bleibe Salihović gelassen: "Das mit dem Geld war vor ein paar Jahren in Russland genau das gleiche – und jetzt hört man nichts mehr. Und wenn der chinesische Präsident auf einmal sagt, er pfeift auf den Fußball, wird auch kein Geld mehr fließen."