07.02.2017 09:12 Uhr

Gomez: Sprachrohr mit Ladehemmungen

Mario Gomez ist mit seinen Leistungen selbst unzufrieden
Mario Gomez ist mit seinen Leistungen selbst unzufrieden

Mario Gomez steht vor dem DFB-Pokalspiel bei seinem Ex-Klub Bayern München (ab 20:45 Uhr) im Fokus. Er polarisierte in den vergangenen Wochen immer wieder mit kritischen Aussagen. Aber rechtfertigen seine Leistungen diese auch?

Die Euphorie in Wolfsburg ist schon wieder verpufft. Nach drei Siegen in Folge war der VfL scheinbar auf dem richtigen Weg. Doch nach Augsburg (1:2) vergeigten die Wölfe auch die Köln-Reise (0:1). 

Stürmer Mario Gomez dürfte diesen Tag nicht nur deshalb schnell vergessen wollen. Er selbst war ohne Bindung zum Spiel. Nur Torwart Diego Benaglio hatte mit 22 Ballkontakten weniger als Gomez, der auf 38 kam.

Es schien, als seien die mahnenden Worte des Stürmers aus der Vorwoche nicht angekommen. "Das war ein Rückfall in alte Zeiten, wo wir denken, wir müssen in der Champions League spielen, aber so einfach ist es nicht mit ein bisschen Arschwackeln. Das war überheblich, naiv, dumm", schimpfte der Gomez nach der Augsburg-Niederlage. Es war nicht sein erster Rundumschlag. Gomez ist bekannt dafür, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Auch im Hinblick auf seine Mitspieler ist er alles andere als zimperlich. 

Offensive Gomez-Kritik an Mitspielern

Bekanntestes Beispiel ist sein Nationalmannschaftskollege Julian Draxler. Der ist inzwischen zu Paris Saint-Germain geflohen. Doch seine Wechselabsichten machte er schon im Sommer öffentlich und fiel anschließend in ein Leistungsloch. Nach dem Spiel gegen Frankfurt (1:0) platzte Gomez der Kragen. "Wer nicht hier sein will der soll gehen", forderte der Stürmer und schob noch hinterher "Reisende soll man nicht aufhalten." 

Im Hinblick auf die Rückrunde forderte Gomez von seinen Kollegen: "Wir müssen im Winter klar sagen, wer Bock hat." Das Pikante daran: Gomez selbst vermied bei seiner Vorstellung ein klares Bekenntnis zu Wolfsburg. Er behielt sich sogar vor, bei Misserfolg vorzeitig gehen zu dürfen. Konkret sagte er auf seiner ersten Pressekonferenz beim VfL: "Wenn Europa nicht erreicht wird, werden wir uns zusammen setzen." Danach sieht es aktuell aus.

Große Erwartungen und Ernüchterung

Endet also das Kapitel Wolfsburg für Gomez im Sommer nach nur einem Jahr? Begonnen hatte die Geschichte vielversprechend. Nach einer mittelmäßigen Saison aus Sicht der Wölfe kam Gomez als frischgebackener Torschützenkönig mit 26 Toren in der türkischen SüperLig. "Wenn wir als Team so funktionieren, wie wir uns das vorstellen, werde ich viele Tore machen“, versprach er. Außerdem sah er in der Mannschaft viel Potenzial. Man müsse "nicht von Platz sechs oder sieben sprechen. Wir wollen vorne rein". 

Doch Gomez blieb hinter den Erwartungen zurück. Er brauchte bis zum achten Spieltag, ehe ihm ein Treffer gelang. Insgesamt machte er nur magere vier Tore. Das brachte natürlich negative Kritik in den Medien mit sich. Er selbst hatte ebenfalls mehr von sich erwartet: "Es ist klar, dass ich mehr Tore machen muss und auch will. Mein Anspruch ist ein anderer als vier Tore in einer Halbserie", sagte der 31-Jährige in der "Bild".

Verein und Fans stehen hinter Gomez

Trotz der anfänglichen Flaute standen die Vereinsführung und die Kollegen hinter Gomez. Auch Ex-Geschäftsführer Klaus Allofs, der den Nationalstürmer im letzten Sommer nach Niedersachsen lotste, redete ihm auch im äußerst torarmen Herbst gut zu: "Kommt erst mal ein Erfolgserlebnis, kann das ganz schnell gehen, dann läuft es ganz anders", prophezeite Allofs gegenüber der "Welt". Und Winter-Neuzugang Ashkan Dejagah freute sich auf das Zusammenspiel mit Gomez: "Es ist super, so einen Stürmer vorne drin zu haben", sagte er im "Kicker".  

Trotz der Rückendeckung hat Gomez noch viel Luft nach oben. Das liegt aber nicht nur allein an ihm. Der bullige Angreifer lebt davon, dass ihn seine Mitspieler perfekt in Szene setzen. Das war in Wolfsburg bislang nur unzureichend der Fall. Julian Draxler war zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Möglicherweise könnte Neuzugang Yunus Mallı die Rolle künftig ausfüllen.

Für die Fans ist Gomez trotz der wenigen Tore ein Liebling. Er wurde in der Hinrunde bei der wöchentlichen Fan-Wahl zum "Man of the Match" am meisten nominiert. Zuletzt konnte Gomez die Rückendeckung zumindest etwas zurückzahlen. Drei Tore in drei Spielen ließen einen Aufwärtstrend erkennen. 

Duell mit dem Ex-Klub aus München

Am Dienstag kommt es für Gomez zu einem Wiedersehen mit seinem Ex-Klub Bayern München. Dort spielte er vier Jahre. Ein Weiterkommen gegen den Rekordmeister wäre eine Sensation, aber im Pokal ist nichts unmöglich.

Der Nationalspieler sorgte mit seinem Tor in Heidenheim für den Achtelfinal-Einzug der Wölfe. Vielleicht zeigt er gegen Bayern endlich wieder seine körperliche Präsenz, seine Schussgewalt und seine Stärken im Kopfballspiel. Ein möglicherweise spielentscheidender Treffer würde ihm gut tun. Dann ließe er statt Worten auch mal Taten sprechen. 

Christina Müller