08.02.2017 14:30 Uhr

Boateng: "Habe nur noch gefeiert & getrunken"

War nicht immer ein Musterprofi: Kevin-Prince Boateng
War nicht immer ein Musterprofi: Kevin-Prince Boateng

Kevin-Prince Boateng blickt mit 29 Jahren bereits auf ein bewegtes Leben zurück. Jetzt hat sich der exzentrische Fußballer zu seiner schwierigen Zeit in London und dem besonderen Verhältnis zu Jürgen Klopp geäußert.

"Ich war jede Nacht bis sechs Uhr feiern. Das Trinken und Fast-Food hat mich richtig gemästet - ich wog 95 Kilos. Der Wechsel nach England kam einfach zu früh", blickte Kevin-Prince Boateng im "Guardian"-Interview auf seine schwierige Zeit bei den Tottenham Hotspur zurück. Zuvor hatte ihm sein damaliger Trainer Martin Jol bei den Profis aussortiert. 

"Es hieß nur noch: ich gegen den Rest der Welt. Erst jetzt realisiere ich, wie schlimm es war: Sechs Tage die Woche feiern und fast ein Jahr lang durchgehend trinken. Aber ich war erst 20 Jahre alt. Du erkennst nicht, dass etwas schief läuft, sondern nur das Geld, das reinkommt. Man versucht sich einfach Glück zu kaufen. Ich konnte nicht spielen, also kaufte ich einen Lamborghini. Ich habe noch ein Foto auf dem ich mit drei Autos vor einer Villa wie 50 Cent posiere. Heute denke ich nur, wie dumm ich war", räumte Boateng reumütig ein.

"Ich habe mein Zuhause, meine Familie und Freunde verlassen. Dann hat mich auch noch meine Ex-Frau verlassen und ich war ganz alleine. Nach einem Jahr stand ich vor dem Spiegel und realisierte: Ich will nicht dieser Kerl sein. Ich bin ein Fußballspieler. An diesem Tag sagte ich mir: 'du musst das stoppen'. Ich hörte mit der Trinkerei auf, ging nicht mehr feiern und fing an zu kochen. Ich wollte mich einfach gesund ernähren von einem Tag auf den anderen. Ich brauchte einen sauberen Schnitt", schildert der Mittelfeldspieler seine Befreiung aus dem Teufelskreis.

"Klopp der beste der Welt"

"Das Fußballgeschäft ist nun mal hart. In der Mannschaft macht jeder sein eigenes Ding. Niemand interessiert sich dafür, wie es dir geht, warum du traurig bist oder schlecht trainierst. Man ist nur eine Nummer in einem System. Wenn du nicht funktionierst, wirst du ersetzt. Das habe ich mit 20 noch nicht verstanden", so der ältere Bruder von Bayern-Star Jérôme. 

Das halbjährige Leihgeschäft nach Dortmund im Januar 2009 gab dem mittlerweile geläuterten Profi schließlich endgültigen Auftrieb. Besonders der damalige Trainer Jürgen Klopp blieb dem gebürtigen Berliner in guter Erinnerung. "Er ist der beste Trainer der Welt. Er weiß, wann er dich pushen und wann trösten muss, wann du einen Drink brauchst und wann ein Wasser. Er hat alles," schwärmte der Akteur von UD Las Palmas. 

Der Abschied aus dem Ruhrgebiet fiel Boateng dementsprechend schwer. "Ich hätte mich mehr fokussieren müssen. Dann hätte ich das Champions-League-Finale gespielt, die Liga und den Pokal gewonnen. Ich bin aber froh, dass ich mit Jürgen arbeiten durfte, selbst wenn es nur sechs Monate waren", resümiert der 16-fache Nationalspieler versöhnlich.