10.02.2017 11:17 Uhr

Bojan: Im langen Schatten von Messi

Vom Wunderkind zum Wandervogel: Bojan Krkić
Vom Wunderkind zum Wandervogel: Bojan Krkić

Der Wechsel zum FSV Mainz 05 war in den Augen von Bojan Krkić kein Abstieg. Auf deutlich kleinerer Bühne will sich der Spanier wieder einmal neu beweisen.

Der lange Schatten des fünfmaligen Weltfußballers verfolgt den mittlerweile 26-Jährigen bis in die rheinhessische Provinz. Am Tag seiner Vorstellung in Mainz schlenderte der Hoffnungsträger durch die Lobby seines Hotels und sah zufällig "eine deutsche Zeitung mit meinem Bild und der Zeile Messi", erzählte der Winterneuzugang der "Bild": "Ich habe zwar nichts verstanden, konnte mir aber denken, um was es geht".

Der Vergleich mit Ausnahmespieler Messi begleitet Bojan seit er im Alter von neun Jahren in der legendären Jugend-Akademie des FC Barcelona aufgenommen wurde. Sein Talent weckte eine enorme Erwartungshaltung, der Werdegang zum Superstar schien vorgezeichnet. "Ich kann es nicht ändern. Ich kann dafür nichts. Auch in Barcelona habe ich immer nur 'Messi, Messi, Messi' gehört", so Krkić: "Damit muss ich leben."

Vom Wunderkind zum Wandervogel

Nur verlief die Karriere des 1,70 Meter kleinen Flügelstürmers anders, als viele gedacht hatten. Zwar brach er in Barcelona Rekorde - mit 17 Jahren erzielte er seinen ersten Treffer im Profiteam, mit 20 hatte er bereits 100 Spiele absolviert. Doch an Messi ragte der Sohn eines serbischen Vaters und einer katalanischen Mutter nie heran. Seit Ende Januar spielt er beim FSV, ausgeliehen von Premier-League-Klub Stoke City.

"Ob der Verein bekannt ist, spielt auf dem Platz keine Rolle. Wichtig ist die Aktualität und nicht die Historie des Vereins", sagt Bojan: "Als ich zu Stoke gewechselt bin, hat mich auch jeder gefragt, wie ich mir das nur antun kann, zu so einem Klub zu wechseln, den keiner kennt. Aber das war genauso wenig in Abstieg für mich wie der Wechsel nach Mainz".

Eine Tendenz lässt sich dennoch erkennen. Erst Barcelona, dann der AS Rom und AC Mailand in der Serie A, schließlich Ajax Amsterdam, Stoke und jetzt Mainz. Der einmalige spanische Nationalspieler versuchte oft, sich zu beweisen. Klappte das nicht, wurde der Name des Arbeitgebers eine Nummer kleiner.

"Musste aus dem Mikrokosmos Barcelona ausbrechen"

"Ich sehe meine Karriere als eine sehr positive Erfahrung für mich. Für mich ist es ein Privileg, einer von nur wenigen Spielern zu sein, die in den vier Top-Ligen Europas, in Spanien, Italien, England und Deutschland, und bei einem Traditionsverein wie Ajax Amsterdam gespielt haben", blickt Bojan zurück: "Ich habe vier Jahre mit den besten Spielern der Welt zusammen trainiert und gespielt. Dann habe ich gemerkt: Um erwachsen zu werden, muss ich selbst Verantwortung übernehmen und aus dem Mikrokosmos Barcelona ausbrechen."

Sein Herz habe ihm gesagt: "Bleib bei Barça!" - aber der Kopf "hat mich nicht in Ruhe gelassen", sagt Krkić heute: "Ich wollte irgendwann einfach raus aus der Komfortzone Barcelona und was anderes erleben. Man wächst ja auch mit seinen Aufgaben." In Mainz sind das andere als in Barcelona oder Mailand.