21.02.2017 15:32 Uhr

Ein Youngster spaltet die Nation

Timo Werner (r.) ist derzeit bester deutscher Bundesliga-Torjäger
Timo Werner (r.) ist derzeit bester deutscher Bundesliga-Torjäger

Bester deutscher Torjäger in der Bundesliga, Leistungsträger und unumstrittener Erfolgsmitgarant bei RB Leipzig, aber nicht überall willkommen: Timo Werner spaltet die Nation.

"Er kriegt viel von außen in fremden Stadien ab", nimmt ihn Coach Ralph Hasenhüttl in Schutz und ergänzt: "Aber wie er sich da verhält, wie er sich wehrt, wie er versucht, sportlich zu glänzen, wie er versucht, Tore zu machen und für die Mannschaft zu arbeiten - ich sehe nicht viele Stürmer in Deutschland, die das auf diese Art und Weise machen."

In gut einem Monat könnte Werner mit dann 21 Jahren sein Länderspiel-Debüt feiern. Gegen England, in Dortmund. Werner bringe Unordnung in eine Ordnung, lobte Bundestrainer Joachim Löw den Angreifer jüngst in einem "Kicker"-Interview.

Werner bringt so manchen aber auch in emotionale Unordnung. So wie bei seiner Schwalbe gegen den FC Schalke 04 Anfang Dezember. Später räumte er ein, die Aktion habe insgesamt natürlich einen faden Beigeschmack gehabt. Er habe daraus gelernt.

Diskussionen ebben nicht ab

Am vergangenen Sonntag im Borussia-Park regten sich die Gegenspieler wieder über Werner auf. Nach einem Wortgefecht, bei dem ihm Gladbachs Tony Jantschke auf die Füße trat, ging er vor der Borussen-Kurve theatralisch zu Boden. Die Diskussionen gingen wieder los.

Die Szene in der Nachspielzeit beim 2:1-Sieg der Leipziger stand mehr im Fokus als Werners starke Leistung in den 90 Minuten zuvor. Schließlich war er am ersten RB-Tor mitbeteiligt, das zweite erzielte er selbst. Es war sein zwölfter Saisontreffer. Der sicher nicht minder polarisierende Sandro Wagner kommt als zweitbester deutscher Torschütze der Liga auf zehn Saisontore.

"Er hat sich aufgerieben. Das war der Timo, den wir brauchen", schwärmte Hasenhüttl. Werner ist mit seiner Geschwindigkeit, Dribbelstärke und Aggressivität im Abwehrzentrum des Gegners mitentscheidend für die Spielweise der Leipziger. Er reißt die gesamte, auf Powerfußball ausgelegte Mannschaft mit. DFB-Manager Oliver Bierhoff verglich Werner schon mal mit Spielern wie Marco Reus oder André Schürrle.

"Timo hat eine Vorgeschichte"

Werner polarisiert aber mehr, oder wie es Hasenhüttl mit Blick auf die Schalke-Schwalbe formulierte: "Timo hat eine Vorgeschichte, da wird gern ein bisschen mehr draus gemacht." Dass RB mit seinem Sponsorenmodell zudem (auch) bei den Gladbacher Fans nicht allzu hoch im Kurs steht, dürfte am Sonntag nicht unbedingt stimmungsmildernd gewesen sein.

Hasenhüttl verteidigte seinen Top-Stürmer jedenfalls mehrfach und sah ihn zu Unrecht von manchen Seiten kritisiert. Wenn ein junger Spieler mit 20 Jahren nach so einem Spiel auf eine Szene reduziert würde, in der ein anderer ihm auf den Fuß steige, versuche man mit Absicht jemanden zu verunglimpfen. "Das kann nicht der Sinn und Zweck sein", betonte Hasenhüttl. Zumal: "Ich glaube, dass wir mit Timo einen Stürmer in Deutschland haben, dem die Zukunft gehört."