23.02.2017 11:56 Uhr

Überraschungsteams auf Europa-Kurs

Eintrachts Haris Seferović (l.) und Herthas Mitchell Weiser im Kampf um Europa
Eintrachts Haris Seferović (l.) und Herthas Mitchell Weiser im Kampf um Europa

Bayern gegen Hamburg? Oder Wolfsburg gegen Bremen? Nein, das Spitzenspiel des nächsten Bundesliga-Wochenendes heißt Hertha BSC gegen Eintracht Frankfurt, Sechster gegen Fünfter. 

Genau wie der 1. FC Köln nutzen beide Teams bislang die Schwächen deutlich höher eingeschätzter Konkurrenten wie Bayer Leverkusen oder Schalke 04 aus und spielen jetzt um Europa-League- oder sogar Champions-League-Plätze mit.

Auf den ersten Blick erscheint die Chance so groß wie selten, am Ende der Saison Vierter, Fünfter oder Sechster zu werden. Die Frage ist aber auch: Halten Hertha, Frankfurt und Köln dieses Niveau durch? Gerade die Berliner und auch die Eintracht haben vor ihrem direkten Duell am Samstag (18:30 Uhr) im Olympiastadion zuletzt Schwächen gezeigt.

Immerhin: Die Hertha ist der einzige der drei Vereine, der sich klar zum Ziel Europa League bekennt. "Platz sechs ist machbar, aber bleibt dennoch ambitioniert angesichts der Kader und der finanziellen Ausstattung, die einige Klubs hinter uns haben", sagte Sportchef Michael Preetz in einem "kicker"-Interview. Zu der schwachen Bilanz nach der Winterpause mit nur einem Sieg in fünf Spielen meinte er: "Es war gegen nicht ganz einfache Gegner ein schwieriger Start ins Jahr 2017 - aber mehr auch nicht."

Kovač: "Internationale einfach weglassen"

Bei Eintracht Frankfurt ist man da nicht erst seit den beiden Niederlagen gegen den FC Ingolstadt (0:2) und Bayer Leverkusen (0:3) deutlich zurückhaltender. "Man sollte dieses Internationale einfach weglassen. Natürlich ist dieser Wunsch von jedem da, doch es ist niemandem geholfen, wenn Erwartungen geschürt werden, um Sehnsüchte zu stillen", sagte Trainer Niko Kovač in dieser Woche.

Der ehrgeizige Coach würde sich nicht dagegen wehren, in der kommenden Saison in der Europa League zu spielen. Aber er betont auch: "Wir sind am Limit. Und wenn wir als Eintracht Frankfurt nicht am Limit spielen, dann passieren solche Dinge wie gegen Ingolstadt", sagte er. "Mannschaften wie Leverkusen, Mönchengladbach oder Schalke hatten ihre schwächeren Phasen schon in der Hinserie". Es gibt immer mal ein kleines Tal. Denn dass wir mit unseren Möglichkeiten eine ganze Saison konstant spielen, ohne dass wir nicht einmal ein bisschen abfallen: Nein, das gibt es nicht."

Jedem ist klar: Teams wie Bayer Leverkusen, Borussia Mönchengladbach und Schalke 04 sind deutlich besser besetzt als die Vereine auf den Plätzen fünf bis sieben. Aber Frankfurt, Hertha und Köln stehen dort nicht nur deshalb, weil andere Vereine schwächeln. Vergleicht man die Tabelle dieser Saison mit denen der beiden vergangenen Jahre, haben vom Dritten Borussia Dortmund bis zum Siebten 1. FC Köln alle Teams mehr Punkte auf dem Konto als in den beiden Vorjahren. Eintracht Frankfurt auf Platz sechs hat bereits acht Zähler mehr als die deutlich ambitionierteren Gladbacher oder Schalker.

Ruhe oder Chaos?

Für die Überraschungsteams in diesem Europa-League-Rennen ist deshalb wichtig: Wie gehen sie mit Rückschlägen um? Rund um die Hertha gab es in den vergangenen Tagen kaum ein anderes Thema als die Turbulenzen am Ende des Bayern-Spiels (1:1). Eintracht Frankfurt muss in Berlin gleich fünf Leistungsträger der erfolgreichen Hinrunde ersetzen. Und den Kölnern droht am Samstag beim Tabellenzweiten RB Leipzig das dritte Spiel ohne Sieg. Behalten also alle die Ruhe, wie es gerade der FC unter Trainer Peter Stöger und Sport-Geschäftsführer Jörg Schmadtke seit Monaten vormacht? Oder brechen diese Klubs ein, wie es Hertha BSC am Ende der vergangenen Saison passiert ist?

Frankfurts Trainer Niko Kovač sieht die Rivalen in der besseren Ausgangsposition. "Ich denke schon, dass wir im direkten Vergleich mit Hertha oder mit Köln einen Nachteil haben, wenn man das Budget sieht und die Investitionen, die wir getätigt haben", sagte er.