25.02.2017 10:53 Uhr

Wett-Manipulationen? DFB und DFL wehren sich

Wird die Bundesliga von einem neuen Wett-Skandal heimgesucht?
Wird die Bundesliga von einem neuen Wett-Skandal heimgesucht?

Nach einer Untersuchung der Universität Bielefeld hat es in der Bundesliga Wett-Manipulationen gegeben. Beim Anbieter "betfair" fielen zwischen 2010 und 2015 Spiele auf, die von Bundesliga-Schiedsrichtern geleitet wurden.

Der Deutsche Fußball-Bund und die Deutsche Fußball-Liga wehren sich allerdings gegen die Vorwürfe. Die Studie liefere "keinen Beleg für Wettmanipulationen", teilte ein Sprecher der DFL mit.

Gutachter Dr. Markus Knasmüller brachte den Stein ins Rollen und berichtete zuletzt im "WDR": "Es gibt wenig, was gegen Wettbetrug sprechen würde." Im Verdacht stehen gleich drei Bundesliga-Schiedsrichter, Namen wurden im Zuge der Studie nicht genannt. Betroffen sind dabei solche Spiele, bei denen Wettanbieter sogenannte "Über/Unter-Wetten" anbieten und bei denen darauf gesetzt werden kann, dass bei einer Partie mehr oder weniger als 2,5 Tore fallen.

In Deutschland sind solche Wetten sehr beliebt, schließlich liegt der Tore-Schnitt pro Spiel zwischen zwei und drei. Für Gutachter Knasmüller ein Grund, warum Manipulationen möglich sind: "Wenn ich also ein bisschen etwas dazu beitrage, würde die Wette wahrscheinlich schon gewonnen werden." Hohe Wetteinsätze seien der Studie zufolge in Spielen mit den betroffenen Schiedsrichtern derart häufig vorgekommen, dass man "nicht mehr von Zufall sprechen" könne.

Studie "unreflektiert", Manipulation aber "theoretisch möglich"

Der DFB wehrt sich nun vehement gegen die Vorwürfe, der in Zusammenarbeit mit der Firma Sportradar seit 2005 Wett-Auffälligkeiten in Deutschland überwacht: "Seither wurde kein Spiel als manipulationsverdächtig eingestuft", heißt es in einer Stellungnahme. Ein DFL-Sprecher fügte nun hinzu: "Wir sind erstaunt, wie unreflektiert hier unbestätigte Verdachtsmomente weiterverbreitet werden."

Nun kritisierte auch Sportradar-Chef Andreas Kannich in der "Bild": "Einen Buchmacher zu analysieren, ist unzureichend. Es gibt 550 relevante Anbieter, die wir weltweit überwachen. Beim Aufbau der Studie fällt insgesamt die Beschränktheit auf, die so schwerwiegende Aussagen nicht zulässt."

Für den ehemaligen Unparteiischen Thorsten Kienhöfer klingen die Vorwürfe insgesamt "utopisch", wie er auf Anfrage des Blattes erklärte: "Es sollen gleich drei Schiris involviert sein – das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen." Dennoch sei es "theoretisch möglich, die 'Tor-Chance' zu beeinflussen. Ein Strafstoß, ein Freistoß in Strafraumnähe". Außerdem wisse man seit dem Fall Hoyzer, "dass kriminelle Energie nie einzufangen ist".