27.02.2017 04:35 Uhr

Stindls Hand-Tor entfacht neue Debatte

Lars Stindl erzielte gegen den FC Ingolstadt einen Treffer mit dem Unterarm
Lars Stindl erzielte gegen den FC Ingolstadt einen Treffer mit dem Unterarm

Nach dem hochumstrittenen Handtor von Lars Stindl hat die Bundesliga ihre nächste emotionale Debatte um Regeln und Fair Play.

Der Kapitän brachte Borussia Mönchengladbach beim 2:0 gegen den FC Ingolstadt mit einem Unterarmtreffer in der 60. Minute in Führung und sorgte damit unfreiwillig für einen Aufreger. "Für meine Begriffe gibt es da nur eine Entscheidung. Was hat die Hand da zu suchen? Für mich ist das ein klares Handspiel", kritisierte Ingolstadts Sportdirektor Thomas Linke.

"Es ist unzweifelhaft, dass es ein Handspiel ist und Freistoß für uns. In dieser Konstellation geht es nicht um Absicht, sondern um Hand ja oder nein", sagte der Trainer der deprimierten Schanzer, Maik Walpurgis. Nach einem Eckball von Oscar Wendt war Stindl der Ball von der Brust an den Arm und von dort ins Tor gesprungen. Schiedsrichter Christian Dingert erkannte den Treffer an.

Stindl kann "Proteste nachvollziehen"

"Es war eine schwierige Situation, aber es war auf jeden Fall keine Absicht. Es war nicht ganz astrein, aber auch kein Regelverstoß", meinte Stindl, nach dessen Führung André Hahn (90.+1) den Endstand herstellte. "Ich kann die Proteste natürlich nachvollziehen."

Linke war vor allem auf den Schiedsrichter sauer. "Schade ist dabei, dass wenn es schon Proteste gibt in solchen engen Situationen, der Schiedsrichter nicht zum Torschützen geht und ihn fragt, ob es Hand war oder nicht", sagte der FCI-Sportdirektor. "Ich glaube, dann wäre die Sache aufgelöst gewesen, wenn man sieht, was der Spieler nach seinem Tor für eine Reaktion zeigt und eigentlich froh war, dass er vom Schiedsrichter weg kam. Somit hätte der Schiedsrichter hier zum Helden werden können, aber das wollte er glaube ich nicht."

Hecking: Regel "ein bisschen weich"

Nachforschen lässt sich zu diesem Fall in Punkt 12 der Fußball-Regeln unter dem Titel "Fouls und unsportliches Betragen". Die Regel sei "ein bisschen weich", räumte Borussia-Trainer Dieter Hecking ein, der selbst als Verfechter des Fair Play auftritt. "Er hat das nicht als absichtliches Handspiel für sich bewertet", meinte er über Stindl, der vor einer Woche beim 1:2 gegen RB Leipzig wegen absichtlichen Handspiels noch Gelb gesehen hatte.

"Ich würde mir wünschen, wenn so eine Situation gekommen wäre und der Schiedsrichter dann gefragt hätte, dass Lars gesagt hätte, für ihn war es auch ein Handspiel", meinte Hecking weiter, dessen Team am Mittwoch beim Abstiegskandidaten Hamburger SV ins Halbfinale des DFB-Pokals einziehen will.

Videobeweis: Entscheidung im März 2018

"Vielleicht kommt das irgendwann, wenn der Videobeweis kommt, dass der Spieler freiwillig zum Schiedsrichter hingeht und sagt: Es war nicht fair", äußerte Linke seine Hoffnung.

Der immer wieder geforderte Videobeweis wird jedenfalls kommen. Eine Live-Testphase für den Video-Assistenten, der als zusätzlicher Adjutant des Hauptschiedsrichters vor einem Bildschirm wacht, startet in der nächsten Saison bei allen 306 Bundesligaspielen. Dabei können dann die ersten strittigen Entscheidungen überprüft werden.

Das für das Regelwerk zuständige International Football Association Board (IFAB) will schließlich im März 2018 über die Einführung des Videobeweises entscheiden. Bis dahin dürfte sich aber die Bundesliga noch auf manche Debatte gefasst machen müssen.