27.02.2017 15:27 Uhr

Jonker will "ein Problem" lösen

Andries Jonker (re.) wurde am Montag als neuer Cheftrainer des VfL Wolfsburg vorgestellt
Andries Jonker (re.) wurde am Montag als neuer Cheftrainer des VfL Wolfsburg vorgestellt

Der ehemalige Van-Gaal-Vertraute Andries Jonker soll den VfL Wolfsburg vor dem Abstieg retten. Der Niederländer ist beim Krisen-Klub aus der Autostadt ein alter Bekannter.

Andries Jonker schaute nachdenklich. Der neue Joker im Abstiegskampf des VfL Wolfsburg legte immer wieder die Stirn in Falten und blickte aus dem Fenster. "Wir müssen hier ein kleines Problem lösen", sagte der Niederländer bei seiner Vorstellung als neuer Hoffnungsträger der Wölfe. Das "kleine" Problem: den kriselnden deutschen Meister von 2009 vor dem drohen Absturz in die 2. Liga retten.

Mit etwas Verspätung begann um 14:06 Uhr Jonkers Mission in Wolfsburg, der frühere Assistent von Louis van Gaal beim FC Bayern soll die Niedersachsen als Nachfolger des gescheiterten Valérien Ismaël wieder in die Spur bringen. Jonker sei die "Wunschlösung", sagte Sportchef Olaf Rebbe bei dessen Vorstellung in der Arena: "Ziel ist es, möglichst schnell die 40 Punkte zu erreichen." Sechs Siege aus den verbleibenden zwölf Spielen? Ein durchaus ambitioniertes Ziel.

Jonker will das "Maximale aus der Mannschaft zu holen"

Dies wurde Ismaël nicht mehr zugetraut. Am Sonntag teilte Rebbe dem Deutsch-Franzosen mit, dass seine Dienste in der Autostadt nicht mehr gebraucht werden. Nun übernimmt Jonker, ausgestattet mit einem Vertrag bis 2018, die schwierige Aufgabe, aus einer Ansammlung von hochbegabten Spielern wie Mario Gomez oder Daniel Didavi eine echte Mannschaft zu formen, die dem Druck im Abstiegskampf gewachsen ist.

Er wolle "wissen, was los ist", sagte Familienvater Jonker. Er müsse herausfinden, warum das im Winter noch einmal für 33 Millionen Euro verstärkte Team fünf der letzten sechs Spiele verloren und als Tabellen-14. nur noch zwei Punkte Vorsprung auf den Relegationsrang hat. Vor den nun anstehenden Auswärtsspielen in Mainz und Leipzig wolle er vor allem "Klarheit" vermitteln, um das "Maximale aus der Mannschaft zu holen", ergänzte er.

Freddie Ljungberg kommt als Co-Trainer

Jonker bringt zwei Co-Trainer mit nach Wolfsburg: Einer von beiden ist Freddie Ljungberg, früherer schwedischer Nationalspieler und ehemaliges Unterwäsche-Model, der seine beste Zeit als Spieler beim FC Arsenal hatte. Jonker selbst übernimmt erstmals die Hauptrolle bei einem großen Klub.

Der 54-Jährige leitete zuletzt die Nachwuchsakademie des englischen Top-Klubs Arsenal, von 2009 bis 2011 war er beim FC Bayern Schattenmann von van Gaal. Nach dessen Entlassung im April 2011 führte er die Münchner als Chef-Trainer in die Champions League. Auch in Wolfsburg ist Jonker ein alter Bekannter: Von 2012 bis 2014 war er Co-Trainer unter Felix Magath, Lorenz-Günther Köstner und Dieter Hecking.

"Sie haben mir keine Zeit gelassen"

"Ich hätte nie gedacht, dass ich der Wunschkandidat sein könnte", sagte Jonker, über die "überraschende" Anfrage von Rebbe. Lange nachdenken konnte er nicht. "Sie haben mir keine Zeit gelassen, es musste ganz, ganz schnell gehen", sagte der Niederländer, der nach Ismaël und Hecking schon der dritte Trainer der schwächelnden Millionen-Truppe in der laufenden Saison ist.

Jonker kann nicht mehr viel gewinnen bis zum Sommer, der Klassenerhalt mit der sechstteuersten Mannschaft der Bundesliga ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Doch er und Rebbe haben jede Menge zu verlieren. Ausgerechnet im Jahr der 20-jährigen Bundesligazugehörigkeit droht der Abstieg in die Zweitklassigkeit.

Rebbe geht mit Jonker hohes Risiko, aber der Sportchef ist von seiner überraschenden Lösung überzeugt. "Andries weiß, wie hier die Türen aufgehen", sagte der 38-Jährige, er habe auch in London stets den Kontakt nach Wolfsburg gesucht: "Andries ist ein absoluter Fußball-Fachmann." Jetzt muss er nur noch das "kleine" Problem lösen.