28.02.2017 07:18 Uhr

Lotte-Kapitän vor BVB-Duell: Auba? "Kann kommen"

Lotte-Kapitän Gerrit Nauber (r.) freut sich auf die Begegnung mit den BVB-Stars
Lotte-Kapitän Gerrit Nauber (r.) freut sich auf die Begegnung mit den BVB-Stars

Die Sportfreunde Lotte sind der letzte Drittligist im DFB-Pokal. Nach Siegen gegen Werder Bremen, Bayer Leverkusen und 1860 München müssen die Westfalen am Dienstagabend im Viertelfinale gegen Borussia Dortmund ran.

Im Gespräch mit weltfussball.de erklärt Lotte-Kapitän Gerrit Nauber, was er von der Begegnung mit dem BVB im heimischen Stadion erwartet, wie die Sportfreunde den Gästen begegnen wollen und welche mediale Aufmerksamkeit rund um die Partie herrscht.

Lieber Herr Nauber, wie ist die Lage in der Kabine?

Gerrit Nauber: Die Stimmung ist leicht angespannt, aber wir freuen uns natürlich alle auf das Spiel. Da muss man keinen heiß machen, die Motivation ist von Natur aus vorhanden.

Sie hatten am Wochenende spielfrei, weil der Platz in Lotte aufgrund der Wetterverhältnisse in keinem vernünftigen Zustand war. Ist die Pause ein Vor- oder ein Nachteil für Sie?

Das weiß ich nicht. Wir haben auf jeden Fall so trainiert, als hätten wir gespielt. Wir haben also einen Tag richtig Gas gegeben und die Belastung danach wieder etwas heruntergefahren, um im Rhythmus zu bleiben. Deswegen wird das kein großer  Vor- oder Nachteil sein. Wir haben die Spielbelastung simuliert, um den Körper nochmal hochzufahren und ich denke, dass wir am Abend frisch sein werden.

Seit wann läuft Ihre Vorbereitung auf das DFB-Pokalspiel?

Dadurch, dass unser Liga-Spiel ausgefallen ist, konnten wir gezielter trainieren, aber die tatsächliche Vorbereitung mit Videoanalyse hat trotzdem erst am Sonntag begonnen. 

In welchem Zustand ist denn der besagte Rasen mittlerweile?

Ich glaube, er ist mittlerweile wieder ganz okay. Ich hoffe, dass es nicht regnet, dann könnte er ganz passabel sein. Das wäre für uns natürlich auch von Vorteil, weil wir auch guten, gepflegten Fußball spielen wollen. Deswegen gefällt uns ein ordentlicher Untergrund natürlich genauso gut wie Borussia Dortmund.

War es keine Option ins benachbarte Stadion nach Osnabrück auszuweichen?

Das weiß ich gar nicht. Am Anfang hieß es, dass wir hier in Lotte nicht so viele Fernsehwagen unterkriegen, weil die Infrastruktur nicht ausreichend ist. Aber nach einer Besprechung mit dem DFB war es dann wohl doch möglich. Als Spieler sind wir jedenfalls froh, dass wir in Lotte spielen.

Ihr Team spielt selbst am besten, wenn es gegen offensiv agierende Teams ran darf. Könnte das der Schlüssel zum Erfolg gegen die Borussia sein?

Auf jeden Fall. Wir haben unsere Stärken im Umschaltspiel. Und da kommt uns ein Gegner, der uns die Räume gibt, definitiv entgegen. Ich glaube nicht, dass sich Dortmund gegen uns hinten reinstellen wird. Deswegen kann das schon ein Vorteil für uns sein, weil wir in dem Fall tendenziell einen Tick besser aussehen können, als gegen Teams, die sich weit zurückziehen. 

Meinen Sie, dass sich der BVB explizit auf Lotte einstellen wird?

Ich glaube schon, dass die Spieler des Gegners uns mehr oder weniger ernst nehmen. Immerhin ist es ein DFB-Pokal-Viertelfinale. Und natürlich will der BVB weiterkommen. Also dürfen sie uns nicht unterschätzen. Wahrscheinlich sind sie nicht so erfreut, nach Lotte fahren zu müssen, weil sie sich hier nur blamieren können, aber die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo dazwischen. 

Wie wird Ihre Taktik gegen die Schwarzgelben aussehen?

Wir werden auch gegen den BVB auftreten, wie wir es immer machen. Wir wollen auf Ballbesitz spielen und unser Spiel so durchbringen wie sonst auch. Wir werden nicht auf einmal mit einer Sechserkette mit drei defensiven Mittelfeldspielern davor spielen. Wir bleiben bei unserem 4-3-3. Wir haben nicht extra für den Pokal umgestellt.

Dortmunds bester Stürmer, Pierre-Emerick Aubameyang, hat am Wochenende nach einer Durststrecke wieder getroffen: Sind sie froh, dass er seine Torflaute, die zuvor herrschte, nicht ausgerechnet gegen Sie beendet?

Genau! Ich würde sagen: 'Reicht jetzt' (schmunzelt). Am Dienstagabend muss er nicht unbedingt treffen.

Mich haben schon mehrere Leute gefragt, ob der BVB überhaupt mit der ersten Mannschaft antritt: Ich finde es eigentlich gut, wenn Dortmund in Bestbesetzung spielen würde, dann hat man mal einen richtigen Gradmesser und kann sich mit den Besten messen. Deswegen freue ich mich auf das Duell mit Aubameyang. Er kann kommen.

Sie haben ja schon gegen gute Bremer Angreifer gespielt und auch gegen eine starke Leverkusener Offensive. Jedes Mal sind Sie weitergekommen. Eigentlich müssten Sie keine Angst haben...

Stimmt. Ich glaube, Angst muss man beim Fußball sowieso nicht haben. Natürlich weiß man, dass auf der anderen Seite enorme Qualität herrscht, aber das kann man einordnen. Ich bin einer, der heiß auf so ein Spiel ist. Deswegen fiebere ich der Herausforderung entgegen und freue mich drauf zu sehen, wo ich selbst stehe. Da ist natürlich ein Spiel nicht aussagekräftig, um zu sehen, ob es gegen solche Kaliber klappt oder nicht. Aber eine leichte Tendenz sieht man ja schon. 

Die mediale Aufmerksamkeit rund um die Partie ist riesig. Ein angenehmer Nebeneffekt zum ansonsten eher tristen Drittliga-Alltag?

Man ist schon gefragter. Das kann man positiv und negativ sehen. Vor drei Wochen hat noch keiner angerufen, jetzt klingelt jeden Tag das Handy.

Was das Fernsehaufkommen angeht, ist wirklich einiges los. Aber das bekommt man während des Spiels nicht mit. Allerdings merkte man im Vorfeld, dass hier viel mehr los ist. Es sind jede Menge Leute unterwegs, die überall zu tun haben. Neben dem Feld wurde zum Beispiel eine Box aufgestellt, aus der heraus Mehmet Scholl als TV-Experte seine Analyse machen wird. Man merkt schon, dass einiges passiert. Aber ansonsten kommt das als Spieler nicht so sehr an einen heran. 

Ist die "Doppelbelastung" als Aufsteiger gut zu schultern?

Ich glaube nicht, dass so ein Spiel für einen Spieler Belastung ist. Ob nun 90 oder 120 Minuten: Die läuft man gern. Wir sind alle noch jung und frisch, das macht keinem etwas aus. 

Welchen Stellenwert hat das Spiel gegen den BVB?

Wir wollen auf jeden Fall weiterkommen. Warum nicht? Natürlich wird es unheimlich schwer, aber jetzt schon direkt die Segel zu streichen, wäre ja auch die falsche Einstellung. Wir versuchen, die Chance, die wir haben, zu packen und werden versuchen, weiterzukommen. 

ZUR PERSON: Gerrit Nauber ist 24 Jahre alt und spielt seit Sommer 2012 als Innenverteidiger bei den Sportfreunden Lotte. Er ist Kapitän der Mannschaft, die im letzten Jahr in die 3. Liga aufgestiegen ist. Dort spielt der Klub bislang eine starke Saison. Im DFB-Pokal besiegte das Team aus dem Tecklenburger Land in der 1. Runde den SV Werder Bremen, schlug danach Bayer Leverkusen und setzte sich zuletzt gegen 1860 München durch.

Das Gespräch führte Chris Rohdenburg