01.03.2017 13:50 Uhr

Fohlen-Kapitän Stindl: Der Aufholjäger

Führt die Fohlen an: Lars Stindl
Führt die Fohlen an: Lars Stindl

Seit Monaten zählt Lars Stindl zu den konstantesten Spielern bei Borussia Mönchengladbach. Kein Wunder, dass der 28-Jährige durch seine Auftritte zunehmend in den Fokus der Nationalmannschaft rückt.

"Ich bin nicht unwichtig für die Mannschaft, aber ich spiele nun einmal nicht so spektakulär. Das war schon in der Jugend so". Auffallend bescheidende Worte, die Gladbachs Kapitän im Februar gegenüber der "11 Freunde" bescheiden äußerte. Ganz so unspektakulär ist sein Spiel dann aber doch nicht, schließlich sorgte Stindl in den vergangenen Wochen mit seinen Treffern für viel Aufmerksamkeit.

Zwei Partien stachen besonders hervor: Im Europa-League-Rückspiel gegen den AC Florenz schoss Stindl die Borussia nach 0:2-Rückstand mit einem Dreierpack - dem ersten seiner Profilaufbahn - quasi im Alleingang ins Achtelfinale. Wenige Wochen zuvor hatte der 28-Jährige beim 3:2-Sieg in Bayer Leverkusen mit zwei Treffern ebenfalls die Wende eingeläutet. Die Rolle des Aufholjägers scheint ihm derzeit besonders zu liegen.

In den vier Bundesliga-Partien nach dem Duell in der BayArena verloren die Fohlen lediglich gegen RB Leipzig - übrigens das einzige Spiel, bei dem Stindl im Einsatz, doch ohne Treffer geblieben war.

Beeindruckende Scorerwerte

Seitdem Dieter Hecking die Elf vom Niederrhein in der Winterpause übernommen hat, strahlt der Neu-Stürmer mehr Torgefahr aus als je zuvor. Speziell in Kombination mit Raffael - wenn der Brasilianer nicht gerade verletzt ist - und Thorgan Hazard konnte der 28-Jährige seine Spielfreude unter Beweis stellen. Zudem besticht er mit einer eleganten und zugleich ungewöhnlich präzisen Schusstechnik. Die Belohnung: In der laufenden Saison kommt Stindl wettbewerbsübergreifend auf 19 Scorerpunkte (13 Tore, sechs Assists).

Nicht nur deshalb genießt der Kapitän innerhalb der Mannschaft hohes Ansehen. Nach der magischen Nacht von Florenz bedankten sich seine Mannschaftskollegen via Twitter: "Oh captain my captain!", schrieb Oscar Wendt, während Hazard twitterte: "Grande Capiiii".

Allseits beliebter Kapitän

Seit Saisonbeginn ist Stindl Mannschaftsführer in Gladbach. Das Amt ist ihm nicht neu: Vor seinem Wechsel an den Niederrhein trug der Ex-U21-Nationalspieler bereits in Hannover die Kapitänsbinde. Dass er seinen Job als Leader mit Bravour ausübt, wird durch die öffentlichen Danksagungen seiner Mannschaftskollegen deutlich.

Nach der emotionalen Debatte um sein Handtor beim 2:0-Sieg in Ingolstadt stellten sich Mannschaft und Verantwortliche geschlossen hinter Stindl: "Lars ist ein Typ, der absolut hinter dem Fair-Play-Gedanken steht", so Manager Max Eberl.

Nicht nur Stindls Mitspieler, sondern auch Trainer Dieter Hecking schwärmt von seinem Schützling: "Lars ist eher ein bisschen stiller, aber wie er die Mannschaft in seiner ruhigen, besonnenen Art führt und dann auf dem Platz explodiert, so etwas wünscht man sich als Trainer." Wenn er so weitermache wie in den vergangenen Spielen, ist Hecking überzeugt, werde es für die Borussia und auch für Stindl persönlich "weiter bergauf" gehen.

Kandidat für die Nationalmannschaft?

Der nächste logische Schritt wäre nach Meinung vieler Experten die deutsche Nationalmannschaft. "Lars hat überragende Qualitäten. So wie jetzt neben Raffael ist er nur ganz schwer zu verteidigen. Jogi Löw soll gerne viele Gladbach-Spiele gucken", forderte Hecking kürzlich augenzwinkend in der "Bild". Ob der Bundestrainer dem bereits 28-Jährigen tatsächlich noch zu seinem Debüt verhelfen wird, darf jedoch bezweifelt werden.

Stindl selbst macht sich keinen Kopf: "Ich bin diesbezüglich echt völlig entspannt, ich muss ja auch zugeben, dass ich nicht mehr zu den ganz jungen Talenten gehöre. Aber natürlich habe ich weiter den Traum, mal für mein Land zu spielen. Und den werde ich auch nicht aufgeben. Borussia steht für mich aber dennoch ganz klar im Vordergrund."

Typisch Stindl, der den Fokus bereits auf den Pokalkracher gegen den HSV legt. Im Volksparkstadion könnte Stindl wieder zum Helden werden - wenn auch, seiner Meinung nach, nicht so spektakulär.

Lissy Beckonert