07.03.2017 11:24 Uhr

Teures Dilemma: Wohin zieht es Sánchez?

Die Zukunft von Alexis Sánchez beim FC Arsenal ist ungewiss
Die Zukunft von Alexis Sánchez beim FC Arsenal ist ungewiss

Alexis Sánchez ist nicht zu beneiden. Quasi im Alleingang muss der Chilene in dieser Saison die Kohlen für den FC Arsenal aus dem Feuer hohlen. Damit könnte im Sommer Schluss sein. Welche Perspektive hat "El Niño Maravilla"?

Der FC Arsenal wird auch in dieser Saison keinen Titel holen und seine Saisonziele verpassen. In der Premier League liegt man satte 16 Zähler hinter Tabellenführer Chelsea, vor zwei Wochen setzte es im Hinspiel des Champions-League-Achtelfinals eine vernichtende 1:5-Schlappe bei den Bayern. Zuletzt rutschten die Gunners nach der herben 1:3-Niederlage in der Liga in Liverpool gar auf Rang fünf ab. Vor dem Rückspiel gegen den FC Bayern München (ab 20:45 Uhr im weltfussball.de-Liveticker) knirscht es in London zudem gewaltig.

Denn der als heißblütig geltende Sánchez soll beim Training vor dem Liverpool-Spiel nach einem Streit die Übungseinheit kommentarlos verlassen haben, um sich dann mit Mannschaftskollegen in der Kabine zu zoffen. Für das so richtungsweisende Spiel verbannte Teammanager Arsène Wenger den 28-Jährigen aus der Startelf.

Bezeichnend: Arsenal lag zur Halbzeit schon mit 0:2 hinten, ehe sich Wenger zur Pause erbarmte und seinen Stürmer einwechselte. Sánchez lieferte sogleich und legte den Anschlusstreffer mustergültig vor. 17 Vorlagen servierte der Südamerikaner wettbewerbsübergreifend bereits - Bestwert bei den Kanonieren. Umso nachvollziehbarer, dass sein Coach nach der Pleite die internen Wogen glätten wollte: "Das ist falsch, komplett falsch. Nicht ist passiert, überhaupt nichts", wies Wenger die Gerüchte vehement zurück. Aus taktischen Gründen habe er zunächst auf den Ausnahmekönner verzichtet.

Horrendes Sánchez-Salär ein Dorn im Auge

Obendrein steht Wenger bald vor der nächsten Baustelle. Sánchez' Vertrag läuft im Sommer 2018 aus. Wollen die Gunners für den Rechtsfuß eine satte Ablösesumme erhalten, müssten sie ihn wohl im kommenden Transferfenster abgeben. Gleiches gilt übrigens für Mesut Özil.

So würde sich Teamkollege Olivier Giroud über einen Verbleib der beiden Superstars freuen: "Natürlich hoffen wir, dass sie es uns nachmachen, doch die Entscheidung liegt beim jeweiligen Spieler", verriet der Franzose nach seiner eigenen Vertragsverlängerung im Januar gegenüber "Sky Sport News HQ".

Sánchez soll wie Teamkollege Özil mehr als 295.000 Euro Wochensalär fordern. Trotz prall gefüllter Kassen scheint man den beiden Superstars diese astronomische Summen nicht zahlen zu wollen. "Wir bleiben bei unseren Vertragsverhandlungen vernünftig", verriet Aufsichtsratsmitglied Sir Chips Keswick der "Daily Mail" unlängst.

Unterstützung aus Chile

Kurioserweise waren es seine chilenischen Fans, die zuletzt erneuten Druck im Vertragspoker aufbauen wollten. So organisierte eine Gruppe von Sánchez-Anhängern einen Protestmarsch für ihr Idol. Treffpunkt: 01.03.2017, 10:00 Uhr, Plaza Baquedano, Santiago de Chile.

Die Forderung: "Wir als Chilenen haben es satt, einen unserer größten Stars allein für den Erfolg seines Teams arbeiten zu sehen. Wir wollen weder, dass er bei Real Madrid spielt, noch dass er nach Barcelona zurückkehrt, uns ist es egal wo er spielt, wir wollen nur, dass er mit zehn anderen Spielern für die Ergebnisse kämpft", heißt es in der Beschreibung auf Facebook. Bis Ende Februar hatten knapp 14.000 Menschen zugesagt.

Zur allgemeinen Überraschung fand sich jedoch nur eine Handvoll Unterstützer an besagtem Platz ein. Ob PR-Gag oder gescheiterter Protest: Die Aktion zeigt, wie sehr der Stürmer polarisiert.

Wohin mit Alexis? Drei Vereine machen Sinn

Sollte sein Vertrag nicht verlängert werden, wechselt Sánchez wohl ins Ausland. Transfers zu Top-Teams aus der heimischen Liga wird man beim FC Arsenal schließlich tunlichst vermeiden wollen. Zu schlecht sind die Erfahrungen mit Robin van Persie (Manchester United) oder Samir Nasri und Gaël Clichy (Manchester City), die später Erfolge mit der Konkurrenz feierten.

Drei Vereine kommen allem Anschein nach in die engere Auswahl. So machte Kumpel Gary Medel von Inter Mailand einen Wechsel in der "Corriere dello Sport" schmackhaft: "Ich weiß nicht, was er in Zukunft vorhat. Aber wenn er mich nach Inter fragt, dann werde ich ihm sagen, dass wir hier eine sehr gute Mannschaft, einen tollen Coach und eine erfolgshungrige Vereinsführung haben." Mit Diego Simeone könnte zudem ein bekennender Fan des Chilenen in der Lombardei anheuern - sofern der Atléti-Coach Madrid im Sommer verlässt.

Auch Juventus Turin dürfte im Sommer bei Sánchez anfragen. Zusammen mit Gonzalo Higuaín und Paulo Dybala könnte Sánchez dort eine Angriffsreihe bilden, die auch Vergleiche mit den Trios von Real Madrid und Barcelona nicht scheuen müsste. Laut "Corriere dello Sport" rechnet sich Juve-Boss Marotta im Sommer große Chancen auf eine Verpflichtung aus.

Mischen auch die Bayern mit

Glaubt man Arsenal-Legende Thierry Henry, steht auch der FC Bayern in den Startlöchern: "Vielleicht schließt er sich ja seinem Freund Vidal bei Bayern München an, wir werden sehen", so der Franzose gegenüber "Sky". In der Tat würde eine Verpflichtung für die Münchener Sinn machen: Ribéry und Robben werden in Zukunft noch seltener fit sein als zum heutigen Zeitpunkt. 

Sollte Alexis Sánchez im Sommer tatsächlich wechseln wollen, steht ihm mehr als nur eine Tür offen. Dabei könnte es nicht nur ums Geld gehen: Die Perspektive auf Titel dürfte bei allen interessierten Vereinen höher sein als beim FC Arsenal.