08.03.2017 07:48 Uhr

Ex-Gladbacher trifft - Chapecoense gewinnt

Erfolg für Chapecoense in der Copa Libertadores
Erfolg für Chapecoense in der Copa Libertadores

Das durch einen Flugzeugabsturz tragisch unterbrochene Fußballmärchen Chapecoense fand am Dienstagabend eine Fortsetzung. Als Reinaldos Kunst-Freistoß von der Torauslinie in der 33. Minute den direkten Weg zum Führungstreffer ins Netz nahm, sanken der Linksverteidiger und seine Teamkollegen reihum auf die Knie, streckten die Arme gen Himmel und sprachen ein kurzes Gebet.

Der Pakt mit den 19 Chape-Profis, die in der Nacht zum 29. November 2016 beim Absturz der LaMia-Maschine kurz vor der kolumbianischen Stadt Medellín ihr Leben verloren hatten, war geschlossen. Mit dem 2:1 (1:0) beim venezolanischen Meister Zulia FC feierte das komplett neu zusammengestellte Team des brasilianischen Erstligisten eine historische Premiere im südamerikanischen Libertadores Cup und besiegte auf seiner ersten Auslandsreise nach dem Unglück auch Ängste und Sorgen.

"Ich bin überzeugt, dass Chapecó, ganz Brasilien, wenn nicht sogar die Welt, auf dieses Tor von Chapecoense gehofft hat. Das erste internationale Tor", sagte Reinaldo, der erste Held der neuen Klub-Ära, schon auf dem Weg zum Pausentee.

Ex-Fohle trifft für Zulia

Kniefall und Gebet wiederholten sich, als Luiz Antônio in der 69. Minute aus 17 Metern trocken zum 2:0 abzog. Und nach dem Anschlusstreffer durch den Ex-Mönchengladbacher Juan Arango (78.), der nach 19 Wanderjahren in seine Heimat zurückgekehrt ist, hielt das Abwehrbollwerk, gestärkt nach vier Partien ohne Niederlage zuvor. Und während im mehr als 4600 km fernen Heimatstädtchen grüngekleidete Fans die Fernseher in den Kneipen umringten, erhielt das Team im Spielort Maracaibo hörbare Unterstützung von Kolumbianern, die von der Grenze aus ja nur 150 Kilometer zurücklegen mussten.

Emotionen markierten die erste Auslandstour gut 100 Tage nach dem Unglück, bei dem insgesamt 71 Menschen ums Leben gekommen waren. Ob beim Zwischenstopp in Panama-Stadt oder der Ankunft nach gut 30-stündiger Reise am Montagfrüh um 1:00 Uhr Ortszeit an der Karibikküste, überall war der Empfang herzlich, der Zuspruch groß.

"Normalerweise ist die Atmosphäre bei Libertadores-Spielen vergiftet. Hier haben wir Solidarität gespürt, eine große Freundschaft", lobte Trainer Vagner Mancini und hob hervor: "Wir sind mit der Einstellung ins Spiel gegangen, alle humane Hilfe, die wir erhalten haben, zurückzugeben. Es war ein großes Spiel für die Historie Chapes."

#VAMOSCHAPE

Die in aller Eile zusammengestellte Truppe agierte nach abgelegter Anfangsnervosität mit viel Herz. Mit einem goldenen Trikot-Aufnäher auf der rechten Brust, der stolz die Trophäe der Copa Sudamericana und den Schriftzug Campeón 2016 zeigte. Und mit dem Hashtag #VAMOSCHAPE als Versprechen für die Zukunft auf dem Rücken. "Die Freundschaft unter den Spielern ist ausschlaggebend für die rasche Entwicklung", betonte Trainer Mancini, der in kurzer Zeit eine schlagkräftige Truppe geformt hat.

Und dazu gehören auch die für den Libertadores Cup eingeschriebenen Neto und Alan Ruschel. Zwei der drei Profis, die lebend aus dem Wrack gerettet werden konnten. Als Zuschauer wollen die beiden, die daheim mit dem Aufbautraining weitermachten, nun beim Heimdebüt am 16. März gegen CA Lanus aus Argentinien dabei sein. Dann soll das Fußballmärchen weitergehen.