08.03.2017 13:29 Uhr

Rosen: "Suchen keinen neuen Rudy oder Süle"

Alexander Rosen hat 1860 attackiert
Alexander Rosen hat 1860 attackiert

Hoffenheims Sportchef Alexander Rosen hat sich in einem Interview zum Abgang der Leistungsträger Niklas Süle und Sebastian Rudy sowie der Personalie Julian Nagelsmann geäußert.

"Wir werden definitiv externe Spieler dazuholen. Aber wir suchen nicht den neuen Rudy oder den neuen Süle. Wir wollen Spieler finden - aus dem eigenen Kader, aus der Nachwuchs-Akademie oder auf dem Transfermarkt - die in die Lücken stoßen, die der Weggang der Leistungsträger reißt", verriet Rosen.

Obwohl die Verantwortlichen der TSG 1899 Hoffenheim in absehbarer Zukunft kein konkretes Gespräch mit Chefcoach Julian Nagelsmann über eine Vertragsverlängerung führen wollen, geht der Sportdirektor zudem nicht von einem baldigen Weggang des umworbenen Trainers aus.

Nagelsmann? Keinen Gesprächstermin

"Es gibt keinen Termin für ein Gespräch über seinen Vertrag, denn wir reden jeden Tag. Er hat noch Vertrag bis Juni 2019 - und ein oder zwei Jahre mehr würden uns kein Prozent mehr Sicherheit geben, dass weniger Gerüchte aufkommen oder ein großer Verein Interesse anmeldet", sagte Rosen: "Wir haben aber ohnehin nicht das Gefühl, dass er mit seinem Kopf woanders ist. Er ist auch gerade einmal ein Jahr in der Bundesliga, und er ist noch keine 30. Wenn einer keinen Zeitdruck hat, dann ist es Julian."

Erfolgstrainer Nagelsmann, der mit der TSG derzeit auf dem vierten Tabellenplatz liegt, wird immer wieder mit anderen Klubs in Verbindung gebracht - zuletzt beim Ligarivalen Bayer Leverkusen nach der Trennung von Coach Roger Schmidt.

Rosen attackiert 1860

Außerdem äußerte sich der Rosen kritisch zum Geschäftsgebaren von 1860-Investor Hasan Ismaik: "Was bei 1860 München vor sich geht, ist nicht nur grenzwertig - da wurden mit Blick auf die Presse- und Meinungsfreiheit Grenzen überschritten", sagte der 37-Jährige dem : "Davon muss man sich klar distanzieren, das geht so nicht. So etwas schafft genau die Vorurteile, die die Kritik an einer Abschaffung der 50+1-Regel befeuern."

Auch Hannover-96-Klubchef Martin Kind sieht die Vorgänge bei den Löwen kritisch. "Der Fußball ist ein öffentliches Produkt. Die Presse ist ein wesentlicher Bestandteil im Fußballmarkt. Mit Kritik muss jeder umgehen können", sagte Kind der "Münchner AZ".

In München hatte es in der vergangenen Woche wiederholt Streit mit der Presse gegeben. Medienvertretern war im Pressegespräch vor dem Punktspiel gegen den FC St. Pauli am Samstag (2:1) das Wort verboten worden, Fragen an Trainer Vítor Pereira wurden nicht beantwortet. Zuvor waren Journalisten bereits die Dauerakkreditierung entzogen worden. Ismaik steht deshalb seit Monaten in der Kritik.

Rosen: "Verstehe die Argumente der Klubs"

Auch zu einer Modifizierung des DFB-Pokals zu Gunsten der Europapokal-Starter bezog der TSG-Funktionr Stellung: "Ich verstehe die Argumente der Klubs, die dauerhaft im Europapokal spielen. Ich bin dennoch dafür, dass der Modus so bleibt wie er ist. Man kann aber durchaus darüber diskutieren, ob die erste Runde vielleicht besser nach dem ersten Bundesliga-Spieltag ausgetragen werden sollte."

Vertreter der Europacup-Teilnehmer hatten sich zuletzt dafür ausgesprochen, dass ihre Klubs in der ersten Pokal-Runde ein Freilos bekommen sollten. Die Amateur-Vertreter beim Deutschen Fußball-Bund laufen Sturm gegen diesen Vorschlag.

Das gesamte  Interview im Wortlaut

Herr Rosen, Sie stehen mit 1899 Hoffenheim nach zwei Dritteln der Saison auf dem vierten Platz. Champions League im Kraichgau wäre für ihren Klub eine Riesen-Nummer - wollen Sie dieses Ziel jetzt ausrufen?

Alexander Rosen: Das wäre in der Tat eine Riesen-Nummer für uns, das internationale Geschäft grundsätzlich wäre schon eine Riesen-Nummer. Ich glaube aber nicht, dass uns das öffentliche Formulieren eines solchen Ziels einen Sieg mehr einbringt. Aber die Spieler äußern sich ja bereits offensiv - und das dürfen sie auch gerne, wenn sie weiter diese Leistung bringen.

Aber die Kaderplanung in Richtung Europacup läuft doch sicher schon?

Hinter den Kulissen läuft die Planungsarbeit für jedes Szenario schon seit vielen Monaten. Je näher das Saisonende kommt, um so konkreter werden die Planungen umgesetzt oder eben nicht.

Die Leistungsträger Niklas Süle und Sebastian Rudy verlassen den Klub in Richtung Bayern München, auch andere Profis wecken Interesse. Fürchten Sie den Fluch der guten Tat und einen großen Umbruch nach der Saison?

Ich glaube nicht, dass uns ein großer Umbruch bevorsteht. Eine gewisse Fluktuation ist in der Sommer-Transferperiode bei jedem Bundesligisten normal. Wir sind in vielen Gesprächen, wir haben viele Ideen. Und wir können natürlich mit dem Pfund wuchern, dass wir vielleicht nicht nur Bundesliga spielen.

Wie wollen Sie Rudy und Süle ersetzen? Eher extern oder eher intern?

Wir werden definitiv externe Spieler dazuholen. Aber wir suchen nicht den neuen Rudy oder den neuen Süle. Wir wollen Spieler finden - aus dem eigenen Kader, aus der Nachwuchs-Akademie oder auf dem Transfermarkt - die in die Lücken stoßen, die der Weggang der Leistungsträger reißt.

Ihr Erfolgstrainer Julian Nagelsmann wird immer wieder mit anderen Klubs in Verbindung gebracht. Gibt es einen Termin, um über seinen Vertrag zu sprechen - vielleicht nach der Saison?

Es gibt keinen Termin für ein Gespräch über seinen Vertrag, denn wir reden jeden Tag. Er hat noch Vertrag bis Juni 2019 - und ein oder zwei Jahre mehr würden uns kein Prozent mehr Sicherheit geben, dass weniger Gerüchte aufkommen oder ein großer Verein Interesse anmeldet. Wir haben aber ohnehin nicht das Gefühl, dass er mit seinem Kopf woanders ist. Er ist auch gerade einmal ein Jahr in der Bundesliga, und er ist noch keine 30. Wenn einer keinen Zeitdruck hat, dann ist es Julian.

Bei Ihrem Klub ist die 50+1-Regel aufgrund des jahrzehntelangen Engagements von Dietmar Hopp außer Kraft gesetzt. Aber was passieren kann, wenn Investoren ins Boot geholt werden, ist derzeit bei 1860 München zu sehen...

Ich glaube, dass die 50+1-Regel in Zukunft fallen wird. Dann wird es darum gehen, dass die Verantwortlichen der Klubs verantwortungsbewusst entscheiden. Was bei 1860 München vor sich geht, ist nicht nur grenzwertig - da wurden mit Blick auf die Presse- und Meinungsfreiheit Grenzen überschritten. Davon muss man sich klar distanzieren, das geht so nicht. So etwas schafft genau die Vorurteile, die die Kritik an einer Abschaffung der 50+1-Regel befeuern.

Über eine Reform wird auch beim DFB-Pokal nachgedacht. Die Europacup-Teilnehmer wollen ein Freilos in der ersten Runde. Was halten Sie davon?

Ich verstehe die Argumente der Klubs, die dauerhaft im Europapokal spielen. Ich bin dennoch dafür, dass der Modus so bleibt wie er ist. Man kann aber durchaus darüber diskutieren, ob die erste Runde vielleicht besser nach dem ersten Bundesliga-Spieltag ausgetragen werden sollte.

DFB-Pokal, Champions League, Europa League, Bundesliga, und noch mehr - fast jeden Tag gibt es Fußball. Besteht die Gefahr Übersättigung?

Die besteht tatsächlich. Noch haben wir ein boomendes Produkt. Aber es gibt erste Anzeichen dafür, dass es zu viel werden könnte. Alle Verantwortlichen müssen aufpassen. Und da war gerade die Entscheidung über die WM-Aufstockung ein falsches Signal.

Ist auch der Videobeweis ein falsches Signal? Sie waren immer ein Befürworter von Hilfsmitteln für die Schiedsrichter - aber fürchten Sie nicht, dass sich das Spiel ab der kommenden Saison zu sehr verändern wird?

Ich freue mich auf den Videobeweis. Ja, das Spiel wird sich verändern - es wird sich verbessern. Es muss einfach im Interesse aller im Fußball sein, dass es gerechter zugeht.