08.03.2017 11:18 Uhr

Hecking stabilisiert - Weinzierl wankt

Dieter Hecking hat Gladbach zurück in die Erfolgsspur geführt
Dieter Hecking hat Gladbach zurück in die Erfolgsspur geführt

Die Lobeshymnen sind Dieter Hecking fast schon ein wenig peinlich. Sportdirektor Max Eberl bezeichnete den Trainer von Borussia Mönchengladbach zuletzt als "ideale Lösung" mit "viel Qualität". Hecking saß wenige Meter entfernt und lächelte verlegen.

Doch die Fakten geben Eberl recht. Hecking hat die Borussia nach einer enttäuschenden Hinrunde binnen kurzer Zeit stabilisiert und zurück in die Erfolgsspur gebracht. Beste Rückrundenmannschaft der Fußball-Bundesliga, Halbfinale im DFB-Pokal und der Auswärtscoup in der Europa League beim AC Florenz - die Bilanz der Borussia im Jahr 2017 ist beeindruckend.

Heckings Vorgaben setzt die Mannschaft derzeit nahezu perfekt um, dementsprechend geht der fünfmalige deutsche Meister als Favorit in die Europacup-Duelle mit Schalke 04. Die Formkurve der Königsblauen zeigt dagegen vor dem Achtelfinal-Hinspiel in der Europa League am Donnerstag (21:05 Uhr) nach unten. Eine klare Handschrift von Trainer Markus Weinzierl ist auch nach acht Monaten noch nicht zu erkennen.

Weinzierls Rochaden wundern

Der 42-Jährige hält bisher stur an seinem 3-5-2-System fest. Das funktionierte in der Defensive gut, bis sich Abwehrchef Naldo schwer verletzte. Mit einem Teilabriss der Adduktoren fällt der Routinier bis Saisonende aus. Beim Pokal-Aus bei Bayern München (0:3) und bei der Europa-League-Generalprobe in Mönchengladbach (2:4) war die Schalker Abwehr überfordert, wenn der Gegner das Tempo anzog.

Doch das ist derzeit nicht das einzige Problem des ehemaligen Trainers des FC Augsburg. Seine Personalentscheidungen sorgten zuletzt für Verwunderung. Top-Talent Max Meyer kritisierte er nach der Pokal-Schlappe öffentlich, Yevhen Konoplyanka stand häufig nicht einmal im Kader. Dabei hatte Manager Christian Heidel noch Ende Februar erklärt, dass man die Sevilla-Leihgabe fest verpflichten wolle.

Weinzierl hat es kommen sehen

Weinzierl kritisierte zudem die Zusammenstellung des Kaders. "Mir war schon vorm ersten Spiel und endgültig nach den fünf Start-Niederlagen klar, dass es kein Spaziergang wird. Aber wir müssen die Saison mit diesem Kader zu Ende spielen, das lässt sich nicht ändern. Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass ich über alles glücklich bin", sagte Weinzierl, der in seiner ersten Saison auf Schalke nach dem Zwischenhoch nun vor einer ganz schwierigen Phase steht. Der Vorsprung auf den Relegationsrang beträgt in der Liga nur noch vier Punkte.

Hecking hat mit Gladbach nach der Aufholjagd hingegen die internationalen Plätze ins Visier genommen. Die von seinem Vorgänger André Schubert eingeführte Dreierkette schaffte der in der Hinrunde in Wolfsburg entlassene Hecking wieder ab. Mit der Viererkette hat die Gladbacher Defensive deutlich an Stabilität gewonnen. Zudem verzichtet Hecking trotz der hohen Belastung auf die große Rotation. Dadurch ist die Fohlenelf eingespielter als unter Schubert.

"Es ist großartig, dass wir ihn bekommen konnten", sagte Eberl. Hecking lächelte erneut verlegen.