10.03.2017 15:57 Uhr

Sané: Blues Brother und fehlendes Puzzlestück

Leroy Sané ist bei City angekommen. Sein
Leroy Sané ist bei City angekommen. Sein "Bruder" Sterling (hinten) freut sich

Bei Manchester City läuft es für Leroy Sané derzeit sehr gut. Der 21-Jährige hat sich sowohl einen Stammplatz als auch die Gunst Guardiolas erlangt - für seinen Trainer ist er wie das fehlende Puzzlestück.

Spektakulär startete Pep Guardiola mit seinem neuesten Projekt in die aktuelle Saison: Zehn Spiele, zehn Siege - so lautete die Bilanz des katalonischen Taktikers zu Beginn seiner Zeit bei den Blues. Doch nach dem furiosen Start begann die schöne Fassade zu bröckeln. Es folgten Niederlagen und der "Absturz" auf den dritten Tabellenplatz mit zehn Punkten Abstand auf Ligaprimus Chelsea. Das Team schien überfordert von der Spielidee des 46-Jährigen.

Zuletzt ging es aber wieder steil bergauf. Seit nunmehr zehn Partien sind die Citizens ungeschlagen. Einer der Gründe dafür hört auf den Namen Leroy Sané.

Hoher Erwartungsdruck bremst Sané - vorerst

Der Wechsel vom FC Schalke 04 verlief auf die Insel dabei alles andere als reibungslos. Zu Beginn fand sich Sané oft nur auf der Bank wieder. Für Guardiola keine große Überraschung: "Die Leute haben erwartet, dass er sich in wenigen Sekunden zurechtfinden würde." Das allerdings brauche gerade bei jungen Spielern Zeit, meinte der Spanier.

Wer wissen möchte warum Sané gerade jetzt zündet, der muss wohl eher fragen, warum City so lange brauchte um Guardiolas Ideen umzusetzen. Bei seinen bisherigen Trainerstationen Barcelona und Bayern traf Pep auf Spieler, die auf die eine oder andere Weise bereits mit seiner Spielidee vertraut waren. Das Positionsspiel, welches Guardiola aufzieht, wird in der katalanischen Talentschmiede La Masía gelehrt - was erklärt, warum Spieler wie Xavi, Iniesta oder Busquets schnell dem Gedankengang ihres Leiters folgen konnten.

In Süddeutschland fand er die zwar unvollendete, aber dennoch wegweisende Arbeit von Louis van Gaal vor. Schließlich gilt der Niederländer wie Guardiola als ein Vertreter des dynamischen Positionsspiels. In England betrat der 46-Jährige damit völliges Neuland - der anfängliche Erfolg bei den Citizens überblendete die vorliegenden Probleme.

Sané interpretiert den Raum

Dass es nun wieder bergauf geht ist zu großen Teilen sicher darauf zurückzuführen, dass die Spieler ihre zugewiesenen Rollen erfüllen und sich so bewegen wie es der Coach fordert. Allerdings hängt der Erfolg auch zu großen Teilen mit Sané zusammen. Damit sind nicht nur seine fünf Tore in den letzten neun Begegnung gemeint.

Vielmehr interpretiert der Flügelspieler seine Rolle genau im Sinne Guardiolas: Große Teile der 90 Minuten klebt der Youngster an der Seitenlinie und schafft so Platz in der Mitte. Dort stehen mit Kevin De Bruyne und David Silva zwei Spieler, die die zusätzlichen Sekunden in Spielverlagerungen und Schnittstellenpässe umwandeln. Vor Sanés Sprung in die Startelf mussten beide oft auf den Flügeln ran - mit deutlichen Einbußen in Kreativität und Effizienz.

Wie wichtig Raum im Guardiolschen Konzept ist, zeigte sich in der Partie gegen West Ham im Januar. Im Anschluss an die Partie erklärte er, dass der 5:0-Sieg auf das Layout des Stadions zurückzuführen sei. Das London-Stadium schließt die Tribünen nicht direkt an den Platz an. Stattdessen folgen freie Flächen, die den Platz größer aussehen lassen als üblich - ein Vorteil für City. Jedenfalls nach Guardiola.

Sané und Sterling: Die Blues Brothers

Dass die optische Täuschung bleibt, was sie ist, war auch ihm bewusst: "Der Platz bleibt der Platz und der ist überall gleich groß. England, Spanien oder Deutschland, egal." Doch mit seinen Bewegungen könne man Einfluss darauf nehmen wie Räume entstehen. Und gerade diese Bewegungen auf der Außenbahn haben großen Einfluss auf das City-Spiel.

Zusammen mit Raheem Sterling auf der anderen Seite bildet Sané  eine eindrucksvolle Flügelzange. Die beiden Filigrantechniker bekamen zuletzt sogar einen Spitznamen verpasst: Blues Brothers. "Von Beginn an hat er viel mit mir gesprochen und mir sehr geholfen", freute sich Sané über seinen neuen Kumpel bei den Skyblues zuletzt in der "Daily Mail".

Doch noch sieht, typisch Guardiola, Verbesserungspotenzial: "Er kann noch besser werden. Noch macht er Fehler in den einfachen Dingen. Wenn er das verbessert... Wow!" Es klingt wie eine Drohung an die Konkurrenz: Das erste Puzzle ist gelöst, jetzt geht es an das zweite.

Simon Lürwer