15.03.2017 12:56 Uhr

Rampenlicht: BuLi-Bomber im Reich der Mitte

Papiss Demba Cissé geht nun in China auf Torejagd
Papiss Demba Cissé geht nun in China auf Torejagd

Viele bekannte Gesichter spielen weitgehend unbeachtet von der deutschen Presse im Ausland. Heute blickt weltfussball auf drei ehemalige Bundesligastürmer, die ihr Glück mittlerweile in China gefunden haben.

"Die Entscheidung ist mir sehr schwer gefallen, weil ich in dem letzten Jahr die Stadt, den Verein und vor allem die Fans des SV Werder sehr lieb gewonnen habe": Mit diesen Worten verabschiedete sich Anthony Ujah im vergangenen Sommer aus der Hansestadt. Immerhin 11,5 Millionen Euro spülte sein Transfer den Bremern in die Kassen. Bezahlt hat die Summe der chinesische Erstligist Liáoníng Hóngyùn. Es war "eine Möglichkeit, die ich nicht ausschlagen kann", sagte der Nigerianer.

Und so durfte sich der chinesische Provinzklub über die Verpflichtung des starken Stürmers freuen. Sportlich hat sich das in den bisher gut neun Monaten für beide Seiten durchaus ausgezahlt. Beim Vorjahreszehnten der Chinese Super League stand der 26-Jährige seit seinem Wechsel 16 Mal auf dem Platz und war dabei an acht Treffern direkt beteiligt.

Mit einer ähnlich herausragenden Quote konnte Ujah auch in der Bundesliga aufwarten. Zwar lief es zu Beginn bei Mainz 05 noch nicht ganz so rund wie erhofft. In seinen vier Jahren beim 1. FC Köln und dem SV Werder Bremen stellte er seine Torjäger-Qualitäten jedoch eindrucksvoll unter Beweis. Doch obwohl er in seiner einzigen Saison an der Weser überragende 19 Torbeteiligungen bei 37 Einsätzen verbuchen konnte, kam Ujah vor allem in der Rückrunde meist nur von der Bank. Weil ein Fußballer aber nun einmal lieber auf dem Platz steht, entschied er sich 2016, dem Lockruf aus Fernost zu folgen.

Bald wieder Bundesliga?

Eine Rückkehr in den deutschen Fußball schließt der Goalgetter indes nicht aus: "Meine Tochter lebt in Deutschland. Alleine aus diesem Grund werde ich immer mit Deutschland verbunden sein und sicher eines Tages wieder in Deutschland spielen. Ich möchte meine Tochter aufwachsen sehen. Und deshalb werde ich bald zurückkommen."

Zumindest die Kölner werden ihren ehemaligen Star schon bald wiedersehen. Für den Sommer hat der Effzeh ein Freundschaftsspiel mit dem Ujah-Klub vereinbart.

In Liáoníng kämpft der 26-Jährige nun mit seinem ehemaligen Kollegen aus Bremer Tagen, Assani Lukimya, sowie den ebenfalls eine Zeit lang in Deutschland aktiven Robbie Kruse und James Holland um den Titel. Sollte er seine hervorragende Form aus dem Vorjahr bestätigen können, ist ein Platz am oberen Ende der Tabelle durchaus im Bereich des Möglichen.

Tempo und Akrobatik

Ebenfalls in Grün-Weiß ging Ujahs Nationalmannschaftskollege Obafemi Martins in der Bundesliga auf Torejagd. Allerdings nicht für Bremen, sondern für den deutschen Meister von 2009, den VfL Wolfsburg. Die Niedersachsen verpflichteten den quirligen Angreifer von Newcastle United nach dem Titelgewinn als weitere Option im Sturm, vor allem für die internationalen Spiele.

Im Konkurrenzkampf mit dem Stammduo Džeko und Grafite konnte sich der Nigerianer allerdings trotz seiner guten Bilanz von sieben Treffern und drei Vorlagen nicht durchsetzen. Bei 25 Einsätzen kam er zumeist nur als Joker von der Bank, über die volle Distanz spielte er nie.

Und so endete die Zusammenarbeit nach nur einer Spielzeit wieder. Es folgten fünf Vereinswechsel in sechs Jahren. Seit Februar 2016 läuft Martins nun im Trikot von Shanghai Greenland Shenhua auf. Für den chinesischen Erstligisten erzielte er in 32 Spielen starke 15 Tore. In dieser noch jungen Saison (zwei Spieltage sind absolviert) kam der 32-Jährige bisher noch nicht zum Einsatz. Während Neu-Teamkollege Carlos Tévez bereits ein Tor und zwei Vorlagen beisteuerte, stand Oba jeweils nicht im Kader und musste seinen Kollegen von der Tribüne aus zusehen.

Es bleibt abzuwarten, wann der Stürmer wieder auf dem Platz für Furore sorgen kann, nicht zuletzt auch dank seines Markenzeichens, dem Flickflack-Torjubel.

Rekordtorschütze

Am siebten Spieltag trifft der Nigerianer mit seinem Team auf Papiss Demba Cissé, der damals Martins' Nachfolger im Sturm der Magpies wurde. Für Cissé, der mittlerweile ebenfalls im Land der aufgehenden Sonne aktiv ist, läuft es in dieser Saison bereits sehr gut. Gleich in der ersten Partie sorgte der ehemalige Freiburger mit seinem Treffer zum 2:0 kurz vor Schluss für die Entscheidung zu Gunsten seines neuen Arbeitgebers Shangdong Luneng.

Seine Karriere begann der Senegalese in Frankreich beim FC Metz. Dort spielte er sich mit guten Leistungen in das Blickfeld des SC Freiburg. Beim damaligen Bundesligaaufsteiger avancierte Cissé sofort zum absoluten Stammspieler. In seinen zwei Jahren hatte er großen Anteil am Klassenerhalt, in insgesamt 67 Spielen traf er bemerkenswerte 39 Mal ins Schwarze. Damit ist er bis heute Rekordtorschütze der Breisgauer in der 1. Bundesliga.

Diese phänomenale Quote brachte den englischen Traditionsklub aus Newcastle auf den Plan, der ihn Anfang 2012 verpflichtete. Seine herausragenden Torjägerqualitäten stellte Cissé in England allerdings nur im ersten Halbjahr unter Beweis. Danach verließ ihn ein wenig das Glück und seine Ausbeute war vergleichsweise mager.

Zwei Frauen und drei Freundinnen

Der traurige Höhepunkt seiner Premier-League-Laufbahn folgte im Sommer 2015, als er abseits des Fußballs für Schlagzeilen sorgte. Nachdem der Stürmer in Paris heiratete, stellte sich heraus, dass er zuvor bereits ein Mal vermählt wurde. Gleichzeitig hatte er auch noch drei weitere Freundinnen, die voneinander nichts wussten. Mit der Volleyball-Nationalspielern Awa Diallo ist er aber bis heute verheiratet.

Luneng-Coach Felix Magath zeigte sich jedoch unbeeindruckt von dieser Geschichte und lotste Cissé ins Reich der Mitte. Beim viermaligen Meister ist der Angreifer gesetzt. Für seine sechs Treffer benötigte er lediglich 14 Spiele. Es bleibt abzuwarten, ob der 31-Jährige sein Torkontingent noch einmal in die Dimensionen aus seiner Zeit in Deutschland schrauben kann.

Jonas Elbeshausen