18.03.2017 19:44 Uhr

"Nach hinten gucken": Bayer im Abstiegskampf

Auf dem Boden der Tatsachen angekommen: Bellarabi und Bayer
Auf dem Boden der Tatsachen angekommen: Bellarabi und Bayer

Die Krise von Bayer Leverkusen spitzt sich zu. Anstatt nach oben muss die Werkself nun nach unten schauen.

Als die Nachfrage nach dem drohenden Abstiegskampf kam, wurde Rudi Völler ganz schnell patzig. "Das habe ich doch gerade alles gesagt und erklärt", motzte der Sportdirektor von Bayer Leverkusen. Doch obwohl der Weltmeister von 1990 das böse A-Wort nach dem 0:1 (0:0) bei 1899 Hoffenheim partout nicht in den Mund nehmen wollte, hörte sich Völler wie ein Manager an, der das Schlimmste fürchtet.

"Wir müssen nach hinten gucken. Von vorderen Plätzen zu sprechen, geht nach dem Spieltag nicht. Wir wissen, um was es geht. Wir haben alle Antennen ausgefahren", sagte der 56-Jährige: "Wenn man verliert, hat man keine Argumente. Im Moment ist alles irgendwie verflucht. Aber wir haben uns das selbst eingebrockt. Der Blick auf die Tabelle tut schon ein bisschen weh - aber sie ist letztendlich die Wahrheit."

Dabei ist es eine Vielzahl von Wahrheiten, die Bayer wehtun: Die Werkself hat neun Spieltage vor dem Saisonende in der Bundesliga gerade einmal 31 Punkte auf dem Konto hat. Der neue Trainer Tayfun Korkut wartet auch nach drei Partien auf den ersten Sieg. Das Team ist seit sechs Pflichtspielen ohne Dreier und im Achtelfinale der Champions League ausgeschieden.

Erste Saison ohne Europa seit sieben Jahren droht

Selbst die Reise zum Lieblings-Auswärtsgegner brachte keine Besserung. Der elfte Saisontreffer von Sandro Wagner (62.) vor 28.117 Zuschauern sorgte dafür, dass Bayer zum ersten Mal bei der TSG als Verlierer vom Platz ging. Es war bezeichnend für die Situation der Leverkusener, dass der Schuss von Wagner neben das Tor gegangen wäre, wenn ihn der ansonsten starke Bayer-Keeper Bernd Leno bei seinem Rettungsversuch nicht über die Torlinie gelenkt hätte.

Den Rheinländern droht nach der unglücklichen Pleite im Kraichgau die erste Saison ohne Europacup seit sieben Jahren - zuletzt spielte Bayer viermal in Folge in der Königsklasse. Völler hat allerdings wiederholt erklärt, dass der Werksklub auch ohne Einnahmen aus dem internationalen Geschäft nicht zum Verkauf von Leistungsträgern gezwungen sei.

Der Sportchef sah sich allerdings trotzdem dazu genötigt, die Profis vor der anstehenden Partie nach der Länderspielpause gegen den VfL Wolfsburg wachzurütteln. "Da muss die Hütte brennen", forderte Völler: "Da müssen wir uns von hinten absetzen. Wir müssen beißen und kämpfen in den nächsten Wochen, um wieder weiter nach vorne zu rücken."

Korkut: "Werde mich nicht jeden Tag mit der Tabelle beschäftigen"

Auch Korkut setzt alles auf das Wolfsburg-Spiel. "Wir haben die Möglichkeit, in zwei Wochen die Punkte zu holen, die wir auch benötigen", sagte der Coach, der seit 15 Bundesligaspielen auf einen Sieg an der Seitenlinie wartet: "Ich werde mich nicht jeden Tag mit der Tabelle beschäftigen. Ich habe in den nächsten Tagen und Wochen wichtigere Dinge zu erledigen. Alles andere wäre nicht der richtige Weg."

Auf dem richtigen Weg sind definitiv die Hoffenheimer. Das TSG-Mannschaft, die ihre Rekord-Heimserie auf 13 Begegnungen ohne Niederlage ausgebaut hat, hält Kurs auf die erste Europacup-Teilnahme der Klubgeschichte. Da der Tabellenvierte mittlerweile sogar fünf Punkte Vorsprung auf Platz fünf hat, winkt sogar die Teilnahme an der Qualifikation zur Champions League - mindestens.