19.03.2017 08:24 Uhr

Duell der Trainer: Wer tanzt nach wessen Pfeife?

Für Jürgen Klopp und Pep Guardiola ist die Begegnung richtungsweisend
Für Jürgen Klopp und Pep Guardiola ist die Begegnung richtungsweisend

Im persönlichen Duell mit Manchester-City-Coach Pep Guardiola hat Liverpools Teammanager Jürgen Klopp die Nase vorn. 5:4 steht es zwischen den beiden. Am Sonntag könnte der Katalane ausgleichen. Doch dafür muss er nach dem jüngsten Aus in der Champions League sowohl in der Offensive als auch in der Defensive einiges verändern.

Wenn Schiedsrichter Martin Oliver am Sonntag um 17:30 in seine Pfeife bläst, steht einiges auf dem Spiel. Dass Guardiola die Duellbilanz ausgleichen kann, wird beiden Taktikfüchsen herzlich egal sein. Sowohl ManCity auf Rang drei als auch der Ligavierte aus Liverpool sind nach derzeitigem Stand für die Champions League qualifiziert. Doch mindestens einer von beiden wird am Sonntag Punkte lassen - und beiden sitzt Manchester United im Nacken. Die Mourinho-Truppe hat zudem zwei Spiele weniger absolviert.

Der ehemalige BVB-Coach Klopp hat am Sonntag einen klaren Vorteil: Seine Mannschaft ist eingespielt. Bereits seit 2015 arbeitet der "Pöhler" mit seinen Schützlingen, hat seiner Mannschaft ein taktisches Korsett geschneidert, das zum Spielermaterial passt. Guardiola hingegen musste Großteile seiner perspektivischen Arbeit einstellen, um auf Ausfälle zu reagieren. Zusätzlich sind die Akteure der Citizens noch weit davon entfernt, das System des Katalanen restlos anzunehmen.

Mehr Offensive bei City?

Wie sehr die beiden Teams in taktischen Gesichtspunkten auseinanderliegen, ließ sich an Silvester beobachten. Beim letzten Aufeinandertreffen dominierte die Klopp-Truppe nach Belieben, zwang den Gegner durch geordnetes Pressing zu langen Bällen oder Ballverlusten. Gerade die Doppelsechs, bestehend aus Yaya Touré und Fernandinho, wirkte oft überfordert und schwächte Citys Spiel. Der Brasilianer wird wohl auch am Sonntag spielen.

Im Gegenzug entfaltete Guardiolas Offensivansatz, Kevin De Bruyne und David Silva zwischen den Linien freizubekommen, keine Wirkung. Zu statisch wirkte das Spiel bei eigenem Ballbesitz, zu oft endeten Angriffe in Einzelaktionen gegen Überzahl. Es reichte ein Tor von Sadio Mané in der achten Minute, um das Spiel zu gewinnen. Die verbliebenen 82 Minuten entwickelte City kaum Offensivaktionen, zwingende schon gar nicht.

Um gute Argumente für einen Manchester-Sieg zu finden, muss man lange suchen. Immerhin: Das peinliche Achtelfinal-Aus gegen Monaco war die erste Niederlage seit dem 15. Januar. Damals verlor man gegen eine exzellent pressende Everton-Mannschaft. Die Formkurve zeigt zwar nach oben, aber gerade mit Druck in der Spieleröffnung kommen die Engländer nicht klar.

Guardiola ist also gewarnt: "Er mag es, dich in vier, fünf, sechs Sekunden zu attackieren", so der Katalane über den Angriffsfußball seines Gegenübers. Nur wenn die zuletzt anfällige Defensive steht, ist für City im Spitzenspiel etwas möglich.

Wer tanzt nach wessen Pfeife?

Das Ausscheiden gegen das Fürstentum nahm Guardiola auf seine Kappe: "Natürlich ist das mein Fehler." Von seinem Plan abweichen will er aber offenbar nicht: "Weil ich sie nicht überzeugen konnte." Er versprach, man werde daraus lernen - ob die vier Tage Pause genug waren um seine Spieler zu erreichen?

Für Klopp gibt es hingegen keinen Grund von seinem Silvester-Masterplan abzuweichen. Liverpool wird wieder versuchen, das Aufbauspiel zu stören, um eigenen Ballbesitz zu generieren. Ein Lichtblick für City: Die Flügelzange aus Leroy Sané und Raheem Sterling funktioniert und schafft dadurch mehr Platz im Zentrum. Im Angriff darf man also mit mehr Durchschlagskraft rechnen.

Wie gut Citys Chancen stehen, wird sich in den ersten Minuten offenbaren. Hat Guardiola einen Plan für seine Mannschaft? Oder tanzen Sané, De Bruyne und Co. wieder 90 Minuten nach der Pfeife von Jürgen Klopp? Wer auch immer das Duell für sich entscheidet, es wird ein richtungsweisendes Spiel.

Simon Lürwer