22.03.2017 15:49 Uhr

Bad Soden erhält Herberger-Urkunde

Die Sepp Herberger Stiftung ehrt am Dienstag wieder Vereine
Die Sepp Herberger Stiftung ehrt am Dienstag wieder Vereine

Kommenden Dienstag ist der Mannheimer Rosengarten Schauplatz einer weltmeisterlichen Ehrung: Die Sepp-Herberger-Urkunden 2017 werden vergeben in fünf Kategorien.

Insgesamt dreizehn Preisträger erhalten in den Sparten Behindertenfußball, Resozialisierung, Schule und Verein, Fußball Digital sowie Sozialwerk die mit Geld- und Sachpreisen in einer Gesamthöhe von 58.000 Euro dotierten Auszeichnungen. Platz eins in der Kategorie Behindertenfußball belegt die SG Bad Soden aus Hessen.

Inklusion spielt in unserer heutigen Gesellschaft eine immer größere Rolle. Die gemeinsame Begegnung von Menschen mit und ohne Behinderung steht immer mehr im Fokus. Nicht zuletzt aus diesem Grund hat die im Jahre 1911 gegründete Sportgemeinschaft Bad Soden eine Kooperation mit dem Behinderten-Werk Main-Kinzig (BWMK) entwickelt.

Es wurde ein gemeinsames Team im regulären Spielbetrieb des Hessischen Fußball-Verbandes gemeldet. Die Mannschaft besteht aus Spielern des Werkstatt-Teams BWMK, der SG Bad Soden und weiteren Spielern, die das Projekt gerne unterstützen und ist als "SG Bad Soden III" in der Kreisliga Schlüchtern gemeldet.

Zum Hintergrund des BWMK: Dabei handelt es sich um ein Sozialunternehmen, das in 47 Einrichtungen Dienstleistungen für Menschen mit Behinderung anbietet. Das Leistungsspektrum umfasst Angebote für Kinder mit und ohne Behinderung, Angebote für den Bereich Wohnen, Arbeit und Qualifizierung sowie Beratung und Betreuung in allen Lebenslagen. Vorstandsvorsitzender ist Martin Berg, der im Ehrenamt auch Vorsitzender der SG Bad Soden ist und auch der Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen vorsteht.

Trainiert von einer Weltmeisterin

Im Werkstatt-Team des BWMK sind 35 Spieler und Spielerinnen zusammengefasst. Als Trainer fungieren Pia Wunderlich und Oliver Hofmann. Wunderlich? Der Name ist bekannt im Fußball. Sie gehörte dem deutschen Weltmeisterteam von 2003 an, war dreimal Europameisterin und holte mit ihrem langjährigen Klub 1. FFC Frankfurt unter anderem dreimal den UEFA-Cup.

Außerdem errang sie Olympia-Bronze 2004 in Athen. Für Deutschland bestritt sie 102 Länderspiele und erzielte dabei 21 Tore. "Das Ziel einer erfolgreichen Inklusion von behinderten Menschen sollte sein, ihnen unabhängig von der Art der Behinderung in allen Lebensbereichen die gleichen Zutritts- und Teilhabechancen zu gewähren", betont Wunderlich.

In der Mannschaft gibt es eine Aufteilung in zwei Leistungsgruppen. Das Training findet jeden Freitagmorgen von neun bis zwölf Uhr statt. Am Ende des Trainings wird ein gemeinsames Abschlussspiel und Elfmeterschießen mit allen Kickern der beiden Leistungsgruppen durchgeführt. Dies fördert den Zusammenhalt der Mannschaft.

Stärkung des Selbstbewusstseins

Die SG Bad Soden umfasst als Fußballverein rund 300 Mitglieder und ist in der gleichen Region wie das BWMK beheimatet. 18 Jugendmannschaften hat der Verein gemeldet. Mit dem Fußballprojekt "SG Bad Soden III" und einer inklusiven Fußballmannschaft soll das Miteinander von behinderten und nichtbehinderten Fußballerinnen und Fußballern gefördert werden. Durch diese Aktivitäten wird die Selbstständigkeit bei jedem einzelnen Spieler gefördert und das Selbstbewusstsein gestärkt.

"Ich war auf der Suche nach einem Verein, mit dem wir das Projekt realisieren konnten. Bin aber nicht fündig geworden, da habe ich es mit meinem eigenen Verein gemacht", schmunzelt Martin Berg. Besonders erfreut ist er, wenn die Begeisterung, die seine Mannschaft bei ihren Spielen entfacht, sogar beim Gegner sichtbar wird: "Es gab mal einen knappen Sieg für uns, da haben sich die gegnerischen Spieler fast mehr gefreut als unsere. Das war einfach ein tolles Erlebnis. Fußball ist in aller Munde, wir können die Inklusion mit unserem Projekt für jedermann erlebbar machen. Das ist das ganz Wichtige."

Das inklusive Fußballprojekt fand direkt großen Anklang

Die Zusammenstellung der Mannschaft ist natürlich wichtig. "Jeder Spieler braucht Erfolgserlebnisse, wenn man immer 0:10 verliert, ist das nicht schön", sagt Berg. Sein Vorschlag in Bad Soden, das inklusive Fußballprojekt zu starten, fand großen Anklang.

Etliche Mitstreiter unterstützten den 1. Vorsitzenden in seinem Unterfangen und meldeten sich als Mitspieler. So kam alles in Gang. Seit August 2015 ist das Team am Start und schlägt sich beachtlich. Auch ein Freundschaftsspiel gegen die DFB-Betriebsmannschaft fand bereits statt.

Das Engagement wurde bereits vielfach ausgezeichnet. Im Herbst 2016 erhielt die SG Bad Soden den mit 15.000 Euro dotierten Zukunftspreis des Hessischen Sports. Nächste Woche folgt die Auszeichnung mit der Sepp-Herberger-Urkunde im Bereich Behindertenfußball. Die SG Bad Soden ist Vorbild und Vorreiter in Sachen Inklusion.