05.04.2017 13:41 Uhr

Rampenlicht: Ex-Kölner macht den Jackie Chan

Chong Tese wird in die Zange genommen
Chong Tese wird in die Zange genommen

Viele bekannte Gesichter spielen weitgehend unbeachtet von der deutschen Presse im Ausland. Heute bei weltfussball im Blick: Ein Ex-Kölner, der den japanischen Jackie Chan mimt, eine gescheiterte HSV-Perle, die zum gestandenen Spieler wurde und ein ehemaliger Schanzer, der in Griechenland seinen Torriecher wiederentdeckt hat.

Das Spiel ist eigentlich schon fast vorbei. Shimizu S-Pulse, die Mannschaft von Tae-se Jong liegt aussichtslos mit 0:3 zurück. In der 90. Minute ergreift der Mittelstürmer dennoch die Gelegenheit, den Ball im gegnerischen Strafraum in feinster Jackie-Chan-Manier in den Maschen zu versenken.

Sein Fallrückzieher-Tor ändert am Spielausgang nichts mehr, doch beweist es einmal mehr, dass der Nordkoreaner zurecht als "Wayne Rooney Asiens" bezeichnet wird.

Der "Wayne Rooney Asiens"

Den Bundesliga-Kennern dürfte der in Japan aufgewachsene Stürmer besser als Chong Tese bekannt sein. Unter diesem Namen stand er zwischen 2010 und 2013 zunächst beim VfL Bochum und anschließend beim 1.FC Köln unter Vertrag. Zur Spielzeit 2010/11 wechselte der Rechtsfuß von der J1 League in die zweite deutsche Liga. Mit im Gepäck hatte er ein beeindruckendes Bewerbungsschreiben: In 111 Spielen für seinen Ex-Klub erzielte der Angreifer 46 Treffer.

In seiner ersten Saison für die Bochumer konnte der Angreifer die in ihn gesetzten Erwartungen noch erfüllen. Gleich im ersten Spiel schnürte Chong Tese einen Doppelpack. In weiteren 24 Partien kamen noch acht Tore hinzu.

Im Abwärtsstrudel gefangen

Der Abwärtstrend begann dann in der folgenden Saison. Nach der Hinrunde, in der Chong Tese nur noch vier Treffer erzielte, wechselte er nach Köln. Dorthin ging er mit der Perspektive, den verletzten Lukas Podolski zu vertreten. Eine Mission, die gründlich nach hinten losging.

In eineinhalb Jahren bestritt er lediglich je fünf Erst- und Zweitligaspiele für die Geißböcke. Das war Grund genug für ihn, 2013 einen Schlussstrich unter das Kapitel Deutschland zu ziehen: "Das hatte ich mir alles anders vorgestellt. Ich stehe seit Wochen nicht im Kader und spiele keine Rolle mehr. Im Winter bin ich weg, obwohl ich gerne in Köln bleiben würde", zitierte ihn damals die "Bild".

Vom Bankdrücker zum Stammspieler

Über die südkoreanische Zwischenstation Suwon Bluewings gelang Chong Tese wieder zurück in das Land, in dem er aufwuchs - Japan. Bei Shimizu S-Pulse ist er seit dem Sommer 2015 Stammspieler. In der aktuellen Spielzeit absolvierte der Stürmer alle fünf Ligaspiele von Beginn an und netzte dabei dreimal ein.

In der kommenden Saison wird es dann wohl zu einem Wiedersehen mit einem ehemaligen Kollegen kommen - mit Lukas Podolski, der beim aktuellen japanischen Tabellenführer Vissel Kobe anheuern wird.

Defensiv-Diamant wird am Elb-Ufer angespült

Auch ein anderer alter Bekannter aus der Bundesliga knipste am vergangenen Spieltag für seinen aktuellen Verein. Mit seinem Treffer zum 2:0 Endstand brachte Vadis Odjidja-Ofoe den polnischen Erstligisten Legia Warszawa auf die Siegerstraße. Der defensive Mittelfeldmann, der als Jungspund bei einem einjährigen HSV-Intermezzo Bundesligaluft schnupperte, avanciert derzeit in der Ekstraklasa zum Starspieler. Er gilt als einer der wertvollsten Spieler in Polens Oberhaus.

So gut wie aktuell lief es für den Abräumer nicht immer. Als 18-Jähriger wechselte Odjidja-Ofoe in der Winterpause der Saison 2007/08 nach Hamburg. Für schlappe 400.000 Euro kam der umworbene Youngster vom ASC Anderlecht an die Elbe und wurde mit einem langjährigen Arbeitspapier ausgestattet.

An den zu hohen Erwartungen gescheitert?

Die Klub-Verantwortlichen waren sich sicher, mit ihm ein Mittelfeld-Juwel an Land gezogen zu haben: "Vadis ist ein junger Spieler, der über außergewöhnliche Fähigkeiten verfügt und bereits Verantwortung auf dem Platz übernimmt", schwärmte der damalige HSV-Sportchef Dietmar Beiersdorfer. Doch gleich in seinem ersten Jahr in der Hansestadt entpuppte sich dessen Verpflichtung als großes Missverständis. Wettbewerbsübergreifend kam der Belgier auf magere drei Kurzeinsätze für die Profis.

Richtungsweisend wurde seine erste Partie auf internationalem Parkett. Im UEFA-Cup Achtelfinale 2008 gegen Bayer Leverkusen erhielt der Neuling überraschend den Vorzug gegenüber dem erfahreneren Piotr Trochowski. Nach den ersten 45 Minuten, in denen er einen völlig überforderten Eindruck hinterließ, musste Odjidja-Ofoe in der Kabine bleiben. Am Ende des Spiels schieden die Rothosen trotz eines Sieges aus.

Dies sollte sein letzter Einsatz für die Norddeutschen gewesen sein. Im Sommer 2009 kehrte er vorzeitig in seine Heimat Belgien zurück und schloss sich dem FC Brügge für fünf Jahre an.

Polens Superstar

Nach anschließend unglücklichen Stationen in Norwich City und Rotherham United in England wagte er im Sommer 2016 den Sprung gen Osten. In bisher 33 Spielen für den polnischen Erstligisten ist der Defensivspezialist mit vier Treffern und zehn Torvorlagen maßgeblich daran beteiligt, dass die Warschauer nur einen Punkt Abstand auf Platz eins haben.

"Flucht" nach Griechenland

In die Reihe der wiedererstarkten Bundesligaspieler gliedert sich auch der Ex-Ingolstädter Tomáš Pekhart ein. Der Sturm-Tank, der zuvor drei Jahre lang für den 1.FC Nürnberg (88 Spiele, 14 Treffer) auf Torejagd ging, schnürt seine Fußballschuhe nun für AEK Athen. Jüngst brachte er sein Team durch den Ausgleichstreffer zum 2:2 gegen den Stadtrivalen Panathinaikos wieder zurück ins Spiel.

Bei seinem neuen Verein erhielt Pekhart von Anfang an die regelmäßigen Einsatzzeiten, die er in Deutschland zuletzt vermisste. In der Hinrunde 2015/16 verlor der Angreifer bei den Schanzern nämlich seinen Stammplatz. Der Tscheche absolvierte in der Hinrunde lediglich vier torlose Partien. Da der damalige FCI-Coach Ralph Hasenhüttl nicht weiter mit ihm plante, erhielt der Ex-Clubberer eine Wechselfreigabe.

Neue Heimat, alter Torriecher

Im Februar 2016 entschied sich Pekhart dann dazu, in wärmere Gefilde aufzubrechen und schloss sich den Griechen an. Bei seiner Vorstellung war ihm die Vorfreude auf sein nächstes Kapitel deutlich anzumerken: "Ich freue mich für einen großen Club mit einer langen Geschichte zu spielen."

Seither können die Athener auf die Toren des 28-Jährigen zählen. In der aktuellen Saison schoss er in 25 wettbewerbsübergreifenden Spielen zehn Tore. Als Tabellensechster kämpft AEK gerade außerdem um die Qualifikation für die Europa League Playoffs. Das milde Klima scheint dem Torjäger gut zu bekommen.

Linda Nier