14.04.2017 12:04 Uhr

Niedersachsen-Derby: 96 gehörig unter Druck

André Breitenreiter und Hannover 96 können die Tabellenspitze erobern
André Breitenreiter und Hannover 96 können die Tabellenspitze erobern

Hannover 96 muss, Eintracht Braunschweig will aufsteigen. Das auch wegen der tiefgreifenden Fanrivalität brisante Niedersachsen-Derby ist ein klassisches Sechs-Punkte-Spiel.

Druck vom Präsidenten, Druck vom Trainer und Druck von den Fans: Im hochbrisanten Niedersachsen-Derby zwischen Hannover 96 und Eintracht Braunschweig am Samstag sind die Gastgeber zum Siegen verdammt. Denn alle rund um den Maschsee erwarten vom Bundesliga-Absteiger die sofortige Rückkehr in die Erstklassigkeit.

Die sportlich Situation ist klar: Momentan liegen die Gäste als Tabellenzweite einen Zähler vor Hannover. Bei einem Dreier in der WM-Arena würde der Vorsprung der Braunschweiger auf vier Punkte anwachsen - bei nur noch fünf ausstehenden Spielen.

Klubboss Martin Kind jedenfalls hat vor der 148. Auflage des Nachbarschaftsduells unmissverständlich klar gemacht, auf welches Szenario man sich an der Leine einzustellen hat, wenn der Aufstieg verfehlt würde: "Der Haushalt würde deutlich reduziert, ein zweites Mal könnten wir Verluste wie in dieser Saison nicht vertreten."

Zehn Millionen Euro minus

Zum Ende der laufenden Spielzeit wird bei den Roten ein Saisonminus von rund zehn Millionen Euro erwartet. Ein finanzieller Gang ins Risiko, der für Unternehmer Kind aber unausweichlich erschien. Denn der 72-Jährige möchte seine Mission nicht bei einem Zweitligisten beenden: "Ich höre erst auf, wenn wir wieder aufgestiegen sind."

Trainer Andre Breitenreiter muss also liefern, der Coach und Ur-Hannoveraner weiß nur zu gut, wie lange die Anhänger ausgerechnet gegen den Erzrivalen aus der Löwestadt auf ein Erfolgserlebnis warten. "Der letzte Derbysieg liegt 19 Jahre zurück. Jetzt wollen wir gewinnen und an Braunschweig vorbeiziehen", sagte der 43-Jährige.

Breitenreiter spielte noch als Zweitliga-Profi im benachbarten Wolfsburg, als 96 1998 mit 1:0 in der damals drittklassigen Regionalliga in Braunschweig gewann - durch ein Tor von des späteren Nationalspielers Gerald Asamoah.

Polizei in Alarmbereitschaft

Schon damals ging es hitzig auf der Tribüne und rund um das Stadion zu, und auch diesmal richtet sich die Polizei auf alle Eventualitäten ein. "Wir müssen mit hoher Gewaltbereitschaft rechnen, sagte Gesamteinsatzleiter Jörg Müller. Ca. 1500 Fans aus beiden Lagern werden als "gewaltgeneigt" eingestuft, gut 100 Anhänger gelten sogar als "gewaltsuchend".

Die sportliche Drucksituation in Hannover kann man bei Eintracht Braunschweig mit Gelassenheit betrachten. Trainer Torsten Lieberknecht ist schon jetzt der Meinung, "dass unser Team eine herausragende Saison absolviert hat". Dennoch: Der Reiz, die immer konkreter werdende Aufstiegschance beim Schopf zu packen, wächst: "Wir wären schon enttäuscht, wenn sich dieser Traum nicht erfüllen würde."