16.04.2017 14:10 Uhr

96 feiert "Ostergeschenk" Derbysieg

Hannover 96 schwebt nach dem Derby-Sieg auf Wolke sieben
Hannover 96 schwebt nach dem Derby-Sieg auf Wolke sieben

Angesichts des fast schon historischen Derbysiegs wurde selbst Zahlenmensch Martin Kind für einen Moment richtig emotional. "Das war eines unserer besten Spiele", sagte der Klub-Boss von Hannover 96 mit leuchtenden Augen.

Nach dem 1:0 (1:0)-Erfolg gegen Eintracht Braunschweig, dem ersten Sieg im brisanten Niedersachsen-Duell seit 19 Jahren, und der damit verbundenen Rückkehr auf einen direkten Aufstiegsplatz habe sich seine "Erwartung" an das Team zum "Optimismus weiterentwickelt".

Im Endspurt der 2. Liga scheinen sich Kinds weitreichende Personalrochaden auszuzahlen. Die Installation einer komplett neuen sportlichen Leitung um Manager Horst Heldt und vor allem der Trainerwechsel zu André Breitenreiter entpuppen sich immer mehr als goldrichtig. Nach dem Sieg im 148. Derby, dem dritten Erfolg im vierten Spiel unter Breitenreiter, nimmt die Vision vom direkten Wiederaufstieg allmählich schärfere Konturen an.

Derbysieg als Osterei

"Das ist das schönste Ostergeschenk, das wir uns selbst machen konnten", sagte Breitenreiter nach dem - zumindest vorübergehenden - Sprung an die Tabellenspitze erleichtert: "Wir können alle sehr stolz sein auf diese Mannschaft. Der Sieg wird uns Selbstvertrauen geben für die kommenden Aufgaben." Der 96-Coach schraubte seine Bilanz damit auf zehn Punkte.

Angreifer Niclas Füllkrug (32.) sorgte mit seinem Treffer dafür, dass Hannover mit 56 Zählern bei noch fünf ausstehenden Spielen zwei Punkte Vorsprung auf die drittplatzierten Braunschweiger hat. "Für meine Heimatstadt das Derby zu entscheiden, besser hätte ich es mir nicht erträumen können. Es war sehr emotional", sagte Füllkrug. Mittelfeldspieler Marvin Bakalorz meinte: "Wenn wir weiter mit so viel Herz auftreten, bin ich positiv gestimmt."

Ausschlaggebend für den Hannoveraner Höhenflug ist die neue Stabilität in der Defensive. Kassierte die 96-Defensive an den ersten 23 Spieltagen noch 29 Gegentore, damals der schlechteste Wert aller Top-Teams der 2. Liga, blieb sie zuletzt sechs Mal unbezwungen. Der letzte gegnerische Treffer liegt inzwischen 580 Minuten zurück - eine Serie, die im deutschen Profi-Fußball zurzeit einmalig ist.

Bundesliga-Rückkehr ohne Alternative

Präsident Kind, der die sofortige Rückkehr ins Oberhaus von Beginn an als alternativlos bezeichnet hatte, will sich mit der Momentaufnahme aber keinesfalls zufrieden geben und sprach nach dem Derbysieg umgehend ein Party-Verbot aus. "Wir haben noch viel Arbeit vor uns, gefeiert wird erst danach", sagte er. Die ganz große Sause soll in der niedersächsischen Landeshauptstadt erst nach der Saison steigen.

Erleichterung herrschte in Hannover auch bei der Polizei. Zwar wurden 183 Braunschweig-Anhänger schon vor dem "Hochsicherheitsspiel" wegen des Versuchs, das Stadion zu stürmen, in Gewahrsam genommen, die befürchteten Massenkrawalle blieben aber aus. "Unser Sicherheitskonzept ist aufgegangen", bilanzierte Hannovers Polizeivizepräsident Jörg Müller. Die umfangreichen Sicherstellungen im Vorfeld hätten "das Gewaltpotenzial der rivalisierenden Klubs sehr deutlich vor Augen geführt und größere Auseinandersetzungen verhindert".