18.04.2017 12:33 Uhr

Erneutes Barça-Wunder? Juve hat von PSG gelernt

Neymar (l.) glaubt an eine erneute Aufholjagd gegen Dani Alves und Juventus Turin
Neymar (l.) glaubt an eine erneute Aufholjagd gegen Dani Alves und Juventus Turin

Gelingt dem FC Barcelona die nächste famose Aufholjagd? Dafür spricht die Qualität im Kader, dagegen die Spielweise und das Selbstvertrauen von Gegner Juventus Turin.

Luis Enrique beschwört die nächste "Remuntada", doch so restlos überzeugt von einer erneuten Aufholjagd mit Happy End ist der Trainer des FC Barcelona nicht. "Wir sind eine Gruppe von Gewinnern und Champions, die zu allem fähig ist", sagt Enrique: "Die Sache aber ist die: Wir sind es gewohnt, immer Belugakaviar zu essen. Das kann nicht ewig so sein."

Wie erfolgshungrig ist das Team um Superstar Lionel Messi noch? Die Katalanen laufen im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League am Mittwoch gegen Juventus Turin einem 0:3-Rückstand hinterher. Vor sechs Wochen feierte Barça im Achtelfinale gegen Paris eine wundersame 6:1-Auferstehung nach einem 0:4 im Hinspiel. Doch Juve ist nicht PSG.

"Paris Saint-Germain hat im Camp Nou sechs Tore kassiert, weil es nicht mit der richtigen Einstellung dort angetreten ist", sagte Turins Offensivstar Paulo Dybala der Zeitung "Die Welt", "und gerade aus dieser Partie haben wir einiges gelernt." Die überforderten Pariser mit Nationalspieler Julian Draxler haben sich von der Atmosphäre und dem Sturmlauf der Spanier einschüchtern lassen. Das dürfte den taktisch cleveren und international erfahrenen Juve-Spielern um Sami Khedira eigentlich nicht passieren.

Piqué: "Haben nicht viel Selbstvertrauen"

Juve reist zudem mit dem Selbstvertrauen eines souveränen Tabellenführers der Serie A an, während Barcelona beim mühsamen 3:2 in der Generalprobe gegen San Sebastián in der Defensive große Schwächen offenbarte. Abwehrchef Gerard Piqué moserte hinterher: "Unsere Abwehr ist nicht sicher, wir haben nicht viel Selbstvertrauen. Die Situation ist schwierig."

Einzig dem deutschen Torhüter Marc-André ter Stegen und Doppeltorschütze Messi war es zu verdanken, dass Ligarivale Real Madrid nicht schon vor dem Clásico am kommenden Sonntag in der Tabelle hoffnungslos einteilt ist. Für Offensivstar Neymar dennoch kein Grund, mit Demut ins K.o.-Duell gegen Turin zu gehen: "Wenn alles klappt, werden wir gegen Juve eine erneute Aufholjagd erleben."

Barça mit acht Stürmern?

Wie aber will Barça das Turiner Abwehr-Bollwerk knacken? Laut spanischen Medien hat Enrique folgenden Plan ausgeheckt: Frühes Attackieren und schnelle Balleroberung beim Spielaufbau des Gegners, um Juve möglichst ungeordnet zu erwischen.

Möglicherweise ändert der Trainer auch das taktische System, um Ausnahmekönner Messi mehr Freiheiten zu gewähren. "Wir werden so viel Risiko wie nötig gehen, am Ende vielleicht auch mit acht Stürmern, wenn wir nichts mehr zu verlieren haben", sagt Enrique.

Die Italiener wollen sich auf dem Weg ins Halbfinale nicht nur auf ihre Defensivkünste verlassen. "Wenn wir in der Defensive bleiben, werden sie uns müde spielen", sagte Dybala, der im Hinspiel zwei Treffer erzielt hatte und auch im Rückspiel die Schwäche Barças im Spiel ohne Ball ausnutzen will: "Genau davon müssen wir profitieren, indem wir sie sehr früh angreifen und kontern."