29.04.2017 21:09 Uhr

Mit der Sonne im Rücken: Nizza fordert PSG

Nizza gehört zu den großen Überraschungen in der französischen Ligue 1
Nizza gehört zu den großen Überraschungen in der französischen Ligue 1

Am Sonntag empfängt das Überraschungsteam des OGC Nizza Serienmeister Paris Saint-Germain in der Allianz Riviera. Obwohl man selbst kaum noch eine Chance auf den Meistertitel hat, kann Nizza die entscheidende Hürde für PSG im Titelrennen mit Monaco werden, nicht zuletzt dank dem an der Côte d'Azur aufblühenden Wortführer Dante.

Ganz Europa staunt derzeit über den AS Monaco, der es mit erfrischendem Offensivfußball an die Spitze der Ligue 1 sowie ins Halbfinale der Champions League geschafft hat. Nimmt man den Sieg im Pokal gegen Monacos C-Elf heraus, hat es nicht einmal PSG geschafft, die Monegassen in dieser Saison zu knacken.

Wirklich ausgespielt und gar vorgeführt wurde der ASM in dieser Spielzeit erst einmal – und das ausgerechnet im Derby beim 0:4 in Nizza im September. Auch dank eines Doppelpacks von Mario Balotelli untermauerte der kleine Nachbar Monacos seine Stärke. Und das trotz eines massiven Umbruchs im Sommer.

Taktikfuchs Favre findet die richtige Mischung

Neben Erfolgscoach Claude Puel (zu Southampton) verließen auch die zwei wichtigsten Stützen der Aiglons (der "Jungen Adler") in der Sommertransferperiode den Verein. Der überragende Spieler der letzten Saison, Spielmacher Hatem Ben Arfa, sitzt seither in Paris auf der Bank, während Nampalys Mendy mit Leicester im Niemandsland der Premier League herumdümpelt.

Der Ex-Gladbacher Lucien Favre sollte ein Neuanfang einleiten. Sein Konzept war dabei so simpel wie kompliziert: Um die erfahrenen Balotelli und Dante baute der Tüftler auf viele junge Spieler, die bislang noch auf ihren Durchbruch warten mussten. "Als ich gekommen bin, hat mir der Präsident gesagt, dass wir in den nächsten Jahren versuchen sollten in die obere Tabellenhälfte zu kommen und uns dort zu etablieren", verrät Dante Nizzas ursprüngliche Ambitionen.

34 Spieltage später steht der "Umbruchklub" auf dem dritten Rang, hat zumindest die Champions-League-Playoffs schon sicher und ist noch vor Monaco die positive Überraschung der Saison.

Dante als Fels in der Brandung

Vor allem Dante, in Wolfsburg in erster Linie als lethargischer Unsicherheitsfaktor bekannt, blüht unter seinem Ziehvater aus Gladbacher Zeiten regelrecht auf und hält die junge Mannschaft als Kapitän zusammen.

"Es gibt Trainingseinheiten, in denen ich wie die jungen Spieler körperlich ausgelaugt bin, doch dann ich sage ich ihnen: Ihr müsst bis ans Ende gehen, bis ans Ende eurer Kräfte alles geben, nur dann werdet ihr euch wirklich verbessern", so der Strahlemann aus Brasilien im Interview mit "20 minutes".

Allen voran als Führungspersönlichkeit hat sich der Mann mit der charakteristischen Frisur in Nizza zu einem unverzichtbaren Bestandteil des Erfolgs der Niçois entwickelt. Viele sehen in ihm den Grund, weshalb sich an seiner Seite Malang Sarr als 18-jähriger bereits zu einem der besten Innenverteidiger der Liga gemausert hat. Dante überzeugt mit Ruhe und Aufopferungsbereitschaft für das ganze Team und scheint als Feldspieler mit den meisten Spielminuten schon unverzichtbar.

Sonne vs. Geld?

Jedoch hat der OGC gegen Ende der Saison mit Verletzungspech zu kämpfen. Nachdem schon mit Alassane Pléa und Wylan Cyprien die überragenden Offensivakteure Nizzas verletzungsbedingt für den Rest der Spielzeit ausgefallen waren, muss seit dieser Woche auch Abwehrmann Maxime Le Marchand bis Saisonende passen.

Nizza läuft also auf dem Zahnfleisch, ein ähnlicher Auftritt wie im Hinspiel in Paris, als die Südfranzosen gegen den Meister bereits mit 2:0 führten und am Ende nur unglücklich einen Punkt abgeben mussten, scheint für kommenden Sonntag unwahrscheinlich.

Während Paris jedoch noch um den Titel kämpft, kann Nizza mit der mit 74 Punkten bereits besten Spielzeit aller Zeiten im Rücken befreit aufspielen und den Geist der Côte d’Azur beschwören. Schließlich stellt auch Dante fest: "Jedes Mal, wenn ich die Sonne sehe, bin ich 30 Prozent besser." Sollte das auf die ganze Mannschaft zutreffen, erwartet PSG ein heißer Tanz am Mittelmeer.

Johann Mai