04.05.2017 12:09 Uhr

U17-"Sensation" Färöer will jeden Tag genießen

Bei der U17-EM starten die Färöer erstmals bei der Endrunde eines UEFA-Turniers
Bei der U17-EM starten die Färöer erstmals bei der Endrunde eines UEFA-Turniers

Es sind verrückte Wochen für die Färöer, die windumtosten Schafsinseln im Nordatlantik. Erst erhielt das kleine Restaurant "Koks" in der Hauptstadt Torshavn den ersten Michelin-Stern des Landes, dann durchbrach die Einwohnerzahl des Archipels die "Schallmauer" von 50.000. Und jetzt auch noch das: Bei der U17-EM in Kroatien spielen die kleinen Färöer im Konzert der Großen mit, erstmals ist der Fußball-Exot bei einer UEFA-Endrunde dabei.

Áki Johansen kann das selbst kaum glauben. "Schon die Teilnahme ist für uns eine Sensation. Ich habe Schwierigkeiten, die richtigen Worte für diesen Erfolg zu finden. Wir genießen jeden Tag in Kroatien", sagt der färingische Trainer. Die Ergebnisse wie das achtbare 0:2 (0:0) zum Auftakt gegen Schottland sind irgendwie Nebensache. Was zählt, ist das Erlebnis, auch am Samstag gegen Mitfavorit Frankreich (12:00 Uhr).

Von der Konkurrenz wird der Neuling mit offenen Armen empfangen. "Natürlich freut es mich, dass sich so eine kleine Nation auf so einer Bühne präsentieren kann. Das ist richtig schön", sagt Christian Wück im "SID"-Gespräch. Der DFB-Trainer outet sich sogar als Fan der Färöer: "Ich war schon einmal da, das sind wunderschöne Inseln. Ich kann jedem nur empfehlen, da mal hinzufahren."

Teilnahme sicherlich nicht nur Glück

Die Teilnahme an der EM hat sich die Mannschaft mit dem roten S auf der Brust, das ein wenig an das Superman-Logo erinnert, redlich verdient. In der ersten Phase der Qualifikation überraschte der Außenseiter mit einem 2:0 gegen Tschechien, in der folgenden Eliterunde ließen die Färöer sowohl die Slowakei als auch Zypern hinter sich. Nach dem entscheidenden Sieg gegen die Slowakei (2:1) tollten die Spieler wie kleine Kinder über den Rasen.

"Wir haben Tschechien geschlagen, die Nummer acht in Europa. Dafür braucht es mehr als Glück. Gerade unsere Abwehr ist sehr stark", sagt Trainer Johansen, der aber auch weiß: "Wenn wir stärker werden wollen, müssen mehr Spieler auf den Kontinent gehen." Drei Akteure aus dem EM-Aufgebot kicken in Dänemark, der Rest bei Insel-Klubs wie B68 Toftir, Víkingur Gøta oder KI Klaksvík.

Als Vorbild dient Färöers erfolgreiche A-Nationalmannschaft: Immer mehr Spieler der "Landslidid" verdienen ihr Geld im Ausland, der Aufschwung ist unverkennbar. In der Qualifikation zur WM 2018 gab es zuletzt ein 2:0 in Lettland, zwei Jahre zuvor sogar zwei Siege gegen Griechenland. In der FIFA-Weltrangliste kletterten die Färöer auf Platz 77 - vor China (81.), Norwegen (86.) oder Finnland (97.).

"Bei uns tut sich was", sagt Johansen, der mit seiner U17 den besten Beweis liefert. Wenn alles normal läuft, ist das Turnier für die Färöer nach der Vorrunde beendet. Gewonnen hat sein Team aber schon jetzt.