05.05.2017 16:22 Uhr

Wochen der Wahrheit: KloppIn statt KloppOut

Jürgen Klopp und der FC Liverpool wollen in die Champions League
Jürgen Klopp und der FC Liverpool wollen in die Champions League

Drei Spiele hat der FC Liverpool mit Teammanager Jürgen Klopp in dieser Premier-League-Saison noch zu absolvieren. Drei Spiele, um die lang ersehnte Qualifikation für die Champions League perfekt zu machen. Drei Spiele, um eine Saison der Aufs und Abs zu beenden. Und drei Spiele, um die Diskussionen um Jürgen Klopp endgültig zu beenden.

Bis Anfang Januar war die Welt bei den Reds mehr als heile. Platz zwei in der Liga und der Einzug ins League-Cup-Halbfinale ließen die Fans im Nordwesten Englands wieder vom internationalen Geschäft und neuen Titeln träumen. Doch dann brach die Gute-Laune-Serie ab.

Beinahe schlagartig kippte Ende Februar nach der 1:3-Schlappe gegen Leicester City die Stimmung. Denn seinen Kredit hatte Klopp nach nur einem Sieg aus sieben Spielen längst verspielt: Blutleere Auftritte statt dem sonst so explosiven Offensiv-Fußball. Zweikampfschwäche statt Vollgas-Mentalität. Und Niederlagen statt der Hoffnung auf die Rückkehr nach Europa.

Als "eindimensional" und "desaströs" beschrieb Liverpool-Kenner Dietmar Hamann die Leistungen. Teile der Reds-Anhänger waren den eigenen Fußball längst leid und forderten unter dem Hashtag "KloppOut" den Rauswurf des Teammanagers.

Klopp schafft die Kurve

Doch aus dem ratlos wirkenden Klopp wurde schnell wieder der Alte: Eine starke erste Halbzeit gegen den FC Arsenal eine Woche später zeigte, dass der 49-Jährige noch immer den Zugang zur Mannschaft hat. Seither setzte es nur eine weitere Niederlage im Kampf um Europa. Selbst der Ausfall von Stürmer Sadio Mané konnte verkraftet werden. Schließlich ist der Goalgetter aus dem Senegal mit seinen 19 Scorerpunkten so etwas wie die Lebensversicherung der Reds gewesen.

Klopp schaffte es, aus der verunsicherten Mannschaft erneut ein Team zu formen, in dem jeder Spieler Verantwortung auf dem Rasen übernimmt. Mal heißt der Matchwinner Philippe Coutinho (wie gegen Stoke City), mal sind es eben Roberto Firmino (wie gegen West Bromwich Albion) oder Emre Can (Watford), die für die entscheidenden Momente sorgen. Der deutsche Nationalspieler schrieb sich gar per Traum-Fallrückzieher in die Torschützenliste ein und untermauerte die starke Form.

Manchester-Rivalen im Nacken

Auch Lucas Leiva, sonst eher Nebendarsteller im Reds-Ensemble, konnte mit drei Assists aus den letzten fünf Spielen für positive Schlagzeilen sorgen. "Ich hoffe, dass als nächstes die Tore kommen", so der ansonsten offensiv ungefährliche Mittelfeldspieler zuletzt. Klopp bleibt in der heißen Phase dennoch auf dem Boden: "Wir dürfen keine Sekunde daran denken, dass es einfach wird", so seine mahnenden Worte.

Der 49-Jährige hat recht: Seine Mannschaft hat gegenüber der Konkurrenz aus Manchester bereits ein Spiel mehr bestritten. Patzen die Roten im Saison-Endspurt, könnte gar Manchester City (Platz 4, 66 Punkte) vorbeiziehen. Gewinnt auch United (Platz 5, 65 Punkte) seine Spiele, findet sich Klopp in der nächsten Saison in der ungeliebten Europa League wieder.

Reds-Spielplan sorgt für gute Stimmung

Ein kurzer Blick auf das Restprogramm des Tabellendritten (69 Punkte) lässt die Liverpooler Gemüter allerdings erhellen: Am Sonntag (ab 14:30 Uhr im weltfussball-Liveticker) empfangen die Reds Southampton. Eine Woche später geht die Reise zu West Ham United. Zum Abschluss freuen sich die Fans auf das Heimspiel gegen Middlesbrough. Keine der Mannschaften dürfte die erste Champions-League-Qualifikation seit drei Jahren ernsthaft in Gefahr bringen.

Schließlich steht Southampton bereits drei Spieltage vor Schluss jenseits von Gut und Böse (Platz 9, 41 Punkte). Auch West Ham United dürfte nach der katastrophalen Hinrunde den Abstieg bereits verhindert haben (Platz 15, 39 Punkte). Middlesbrough dürfte sich unter Umständen am letzten Spieltag schon mit der Rückkehr in die 2. Liga abgefunden haben (Platz 19, 28 Punkte). Gegenwehr sieht auf dem Papier anders aus.

Neben dem Restprogramm spricht auch eine kleine Statistik für das Erreichen der Champions-League-Startplätze. Nur eine aus 55 Mannschaften schaffte in Englands höchster Spielklasse mit 69 Punkten auf dem Konto nicht die Top-Vier-Platzierung. 

Es spricht demnach alles dafür, dass die Liverpool-Fans in Zukunft mit einem neuen Hashtag in den sozialen Netzwerken auftreten: "KloppIn".

Gerrit Kleiböhmer