10.05.2017 15:38 Uhr

Rampenlicht: Kiwi-Messi versagen die Nerven

Marco Rojas verlor das Meisterschaftsendspiel mit Melbourne
Marco Rojas verlor das Meisterschaftsendspiel mit Melbourne

Viele bekannte Gesichter spielen weitgehend unbeachtet von der deutschen Presse im Ausland. Heute blickt weltfussball auf einen neuseeländischen Messi, einen neuen Firmino und einen ungarischen Standardspezialisten.

Als Marco Rojas sich den Ball zurechtlegt, liegt Melbourne Victory im Elfmeterschießen mit 2:3 zurück. Der 25-Jährige muss treffen, andernfalls kann Sydneys nächster Schütze das Spiel entscheiden.

Doch SFC-Keeper Danny Vukovic pariert den schwachen Versuch. Während der Fehlschütze mit hängendem Kopf Richtung Mittellinie trabt, verwandelt Gegenspieler Miloš Ninković sicher und krönt Sydney damit zum neuen australischen Meister.

"Ich habe in meiner Karriere viele Elfmeter verschossen und er einen. Irgendjemand würde vergeben, das war sicher", spendete Teamkollege Besart Berisha umgehend Trost.

Obwohl es am Ende nicht zum Titel reichte, spielte der 31-fache Nationalspieler Neuseelands die bislang stärkste Saison seiner Karriere. Mit überragenden 21 Torbeteiligungen in 23 Ligaspielen trug er maßgeblich zum Finaleinzug Melbournes bei.

Zu schmächtig für Europa

In seiner Heimat debütierte der "Kiwi-Messi" bereits mit 16 im Profibereich. Nach seinem Wechsel zu Melbourne startete er trotz anfänglicher Schwierigkeiten im zweiten Jahr voll durch.

2013 lockte der VfB Stuttgart den umworbenen Angreifer ins Schwabenland. Zwar wusste Australiens Fußballer des Jahres mit seiner starken Technik durchaus zu überzeugen, die für die Bundesliga nötige Robustheit fehlte ihm aber.

Einer enttäuschenden Saison ohne Einsatz folgten Gastspiele in Fürth und beim FC Thun. Allerdings blieb auch dort der erhoffte Durchbruch aus. Nach drei erfolglosen Jahren kehrte er im vergangenen Sommer nach Melbourne zurück. In der australischen Wohlfühl-Atmosphäre fühlt sich Rojas offenbar am wohlsten.

Der neue Firmino

Als 1899 Hoffenheim 2015 den in Europa bis dato unbekannten Joelinton als Neuzugang präsentierte, zeigte sich dieser gleich selbstbewusst: "Ich will dem Team helfen und vielleicht irgendwann einen Titel holen." Der als Perspektivspieler verpflichtete Nachfolger Roberto Firminos legte sogar nach: "Ich hab gesehen, wie sich Firmino hier entwickelt hat. Ich hoffe, ich kann den gleichen Weg gehen."

Doch die Unterschiede zwischen der brasilianischen Liga und der Bundesliga waren einfach zu groß. Auch wenn Ex-Trainer Huub Stevens von der dynamischen Spielweise und der harten Arbeit des Talents durchaus angetan war, reichte es letztendlich nur zu einem Kurzeinsatz.

1899-Leihgabe trifft im Abstiegskampf

Da sich die Einsatzchancen des 20-Jährigen auch unter Neu-Coach Julian Nagelsmann nicht besserten, wechselte Joelinton im vergangenen Sommer leihweise zu Rapid Wien. Dort sollte das Sturmtalent Spielpraxis sammeln und sich weiterentwickeln.

In der Bundeshauptstadt schlug der Brasilianer auf Anhieb voll ein und erkämpfte sich umgehend einen Stammplatz. Der Rechtsfuß weiß beim Rekordmeister nicht nur dank seiner 18 Torbeteiligungen in 43 Pflichtspielen zu überzeugen. Ligaweit spielt lediglich Teamkollege Steffen Hofmann häufiger den vorletzten Pass als der Youngster.

Wie wichtig Joelinton für die Grün-Weißen ist, stellte er zuletzt im Abstiegsduell gegen den Wolfsberger AC unter Beweis. Rund zwei Minuten nach seiner Einwechslung erzielte er das vorentscheidende 3:0. Durch den Sieg verschaffte sich Rapid ein wenig Luft im Keller, der Vorsprung auf Tabellenschlusslicht Ried beträgt vier Spieltage vor Schluss sechs Punkte.

Ex-Frankfurter knipst doppelt

Wichtige Zähler gegen den Abstieg sammelte auch der ehemalige Frankfurter Szabolcs Huszti mit seinem Klub. Beim 3:1-Erfolg von Changchun Yatai gegen Tianjin Quanjian traf der begnadete Techniker gleich doppelt. Den dritten Treffer bereitete er zudem vor. Insgesamt steht der Ungar nun bei vier Scorerpunkten in nur sieben Spielen.

Weil allerdings auch die direkten Konkurrenten im Tabellenkeller punkteten, hat das Team des 34-Jährigen weiterhin nur einen Zähler Vorsprung auf einen Abstiegsplatz.

Fanliebling und Topscorer

Das Kicken lernte Huszti in Budapest. Nach einer Zwischenstation in Frankreich sicherte sich Hannover 96 im Sommer 2006 die Dienste des Standardspezialisten. In viereinhalb Jahren bei 96 mauserte er sich mit sagenhaften 87 Torbeteiligungen in 154 Pflichtspielen zum Liebling der Fans.

Auch ein zwischenzeitliches Engagement beim russischen Topklub Zenit St. Petersburg schmälerte seine Beliebtheit bei den Roten nicht: Als Huszti 2012 an die Leine zurückkehrte, wurde er mit offenen Armen empfangen.

2014 verließ der Linksfuß die Niedersachsen wieder Richtung Changchun. "Wenn man die Bundesliga verlässt, um nach China zu gehen, ist der Hauptgrund das Geld", gab er damals zu.

Nur ein Jahr später beendete der Wandervogel das Kapitel vorerst wieder und kehrte nach Deutschland zurück. Für Eintracht Frankfurt absolvierte er 34 Pflichtspiele, ehe er erneut ins Reich der Mitte wechselte.

 

Jonas Elbeshausen