10.05.2017 14:10 Uhr

Vier Gründe: Darum schafft Atlético das Wunder

Atlético Madrid will in der Champions League gegen Real das Wunder schaffen
Atlético Madrid will in der Champions League gegen Real das Wunder schaffen

Atlético Madrid braucht im Halbfinal-Rückspiel der Champions League gegen Real am Mittwoch ein echtes Fußballwunder. 0:3 verloren die Rojiblancos das Hinspiel. Vier Gründe, warum Atlético doch noch ins Finale einzieht.

1. Juanfran hält Ronaldo in Schach

Eine der wichtigsten Fragen für Atlético: Wer hält Cristiano Ronaldo in Schach? Die Antwort: Klub-Legende Juanfran. Der 32-Jährige trainierte zuletzt überraschend wieder mit der Mannschaft. Ursprünglich sollte der Rechtsverteidiger für die gesamte Saison ausfallen.

Gegen Real könnte er es nun sogar in die Startelf schaffen. Juanfran kennt Ronaldo aus unzähligen Aufeinandertreffen bestens und sollte ihn vor größere Probleme stellen, als es im Hinspiel der junge Lucas Hernández tat.

Einfach wird die Mission für den Atleti-Routinier allerdings nicht. Ronaldo spielt eine unfassbare K.o.-Phase in der Königsklasse. In den letzten drei Champions-League-Partien erzielte der Weltfußballer acht (!) Treffer.

Überhaupt läuft Reals Tormaschine auf Hochtouren: In 60 Pflichtspielen in Folge gelang Ronaldo und Co. zuletzt immer mindestens ein Torerfolg. Der letzte Keeper, der gegen die Königlichen seinen Kasten sauber halten konnte, war Manchester Citys Joe Hart im letztjährigen Halbfinale der Königsklasse.

Die Marschroute für Atlético ist klar. Um eine Chance gegen den großen Nachbarn zu haben, sollte man "schon in der ersten Hälfte treffen" und kein Tor zulassen, erklärte Mittelfeld-Stratege Saúl Ñíguez gegenüber der "Marca".

2. Das letzte Spiel im Vicente Calderón

Nach über 50 Jahren schließt das Vicente Calderón im Sommer seine Pforten und wird abgerissen. Somit ist das Halbfinalrückspiel gleichzeitig das letztes Europapokalspiel und das letzte Derbi madrileño im altehrwürdigen Stadion.

Besonders in europäischen Spielen kann Atlético eine beeindruckende Heimbilanz vorzeigen: In K.o.-Duellen hat Atlético seit über drei Jahren kein Tor mehr im eigenen Stadion kassiert – eine Serie, die gegen Real halten soll.

Im Vorfeld der Partie gab es bereits Sticheleien aus beiden Lagern, sodass die spanische Zeitung "El Pais" für das Rückspiel einen "Krieg" voraussagt. Die Spieler beider Mannschaften dürfen sich sicher sein, dass die Atlético-Fans ihr Wohnzimmer aus gegebenem Anlass in einen wahren Hexenkessel verwandeln werden.

3. Diego Simeone als Motivationskünstler

Vor Simeones Ankunft in Madrid war das Stadtderby ein Schatten seiner Selbst: Real dominierte den Lokalrivalen nach Belieben und blieb über ein Jahrzehnt lang ungeschlagen.

In knapp fünf Jahren unter Simeone hat Atlético die Königlichen allerdings bereits sieben Mal als Verlierer vom Platz geschickt. Der Erfolgstrainer weiß, wie das weiße Ballett zu Knacken ist - und wird seine Spieler entsprechend auf die Partie einschwören. Noch im Estadio Bernabéu hatte der Atlético-Trainer kurz nach dem 0:3 im Hinspiel gesagt: "Bei Atlético ist alles möglich!"

Dazu hat der Übungsleiter in den vergangenen Jahren eine Mannschaft um sich herum aufgebaut, die ihn fast schon kultisch verehrt und ihm blind folgt. Spieler wie Saúl Ñíguez oder Antoine Griezmann betonten bei ihren Vertragsverlängerungen den Einfluss des Trainers.

Trotz alledem reißen Spekulationen um einen Abschied Simeones im Sommer nicht ab. Das womöglich letzte Europapokalspiel unter dem Kult-Trainer und Anführer dürfte die Gastgeber noch einmal zusätzlich motivieren. "El Cholo" selbst wird wie üblich nicht weniger als 110-prozentigen Einsatz von seinen Schützlingen verlangen.

4. Atlético weiß, wie man gegen Real trifft

Das Simeone-Team schöpft seine Hoffnung auf die Sensation vor allem aus dem 7. Februar 2015.  Damals zerlegte Atlético das große Real in der Liga nach allen Regeln der Kunst. Ein 4:0 stand im Vicente Calderon am Ende auf der Anzeigetafel - ein Ergebnis, das auch im Champions-League-Rückspiel reichen würde. 

Mit Gabi, Koke, Godín, Griezmann, Ñíguez und Juanfran dürften gleich sechs Spieler in der Startformation stehen, die damals entscheidend am Sieg beteiligt waren. Das Sextett kennt also die Formel, mit der man Real auch mit mehreren Toren Unterschied schlagen kann.

Zusätzliche Inspiration holten sich dich Spieler von Rivale Barcelona. "Schaut, was Barcelona nach einem noch schlechteren Resultat erreicht hat", erinnerte Atlético-Kapitän Gabi an das jüngste Königsklasse-Rekord-Comeback von Barça gegen Paris Saint-Germain.

Sebastian Rotter