13.05.2017 10:00 Uhr

Historisch: Hitzfelds legendäre Tore-Gala

Ottmar Hitzfeld (l.) und der VfB Stuttgart stiegen 1977 in die erste Bundesliga auf.
Ottmar Hitzfeld (l.) und der VfB Stuttgart stiegen 1977 in die erste Bundesliga auf.

Die ganz große Karriere war Ottmar Hitzfeld als Spieler nicht vergönnt. Trotzdem wird sich der spätere Erfolgstrainer auch heute noch freudig an das Spiel des VfB Stuttgart gegen den SSV Jahn Regensburg erinnern. Denn jener Freitag der 13. im Mai 1977 war vielleicht der glücklichste Tag seiner Spielerkarriere: Der Stürmer ballerte sich beim 8:0-Erfolg der Stuttgarter in die Geschichtsbücher der 2. Bundesliga.

In einer einseitigen Begegnung zeigte sich der Angreifer von Beginn an torhungrig. Bereits in Halbzeit eins zeichnete sich der damals 28-Jährige für vier der fünf Treffer verantwortlich, darunter ein lupenreiner Hattrick in nur zehn Minuten. Doch damit nicht genug: In Durchgang zwei legte Hitzfeld gleich doppelt nach. Sage und schreibe sechs Mal knipste er an jenem Nachmittag.

Nie traf ein Spieler im deutschen Profifußball in 90 Minuten häufiger ins Schwarze. Einzig Köln-Legende Dieter Müller traf ebenfalls sechs Mal in einem Ligaspiel. Dem zwölffachen deutschen Nationalspieler gelang dieses Kunststück allerdings sogar in Liga eins.

Doch Hitzfeld sorgte im für 29 Jahre letzten Zweitliga-Heimspiel des VfB noch für zwei weitere Bestmarken: Das 8:0, bei dem Dieter Hoeneß und Klaus-Dieter Jank die übrigen beiden Treffer erzielten, stellt bis heute den höchsten Liga-Erfolg der Klub-Historie dar. Außerdem erzielte der mittlerweile 68-Jährige mit seinem Treffer zum Endstand das 100. Saisontor der Stuttgarter - der VfB wies am Ende der Spielzeit ein Torverhältnis von 100:36 auf. Die Fans bezeichnen diese legendäre Angriffsreihe auch heute noch als "100-Tore-Sturm".

Vom Durchschnittskicker zur Trainerlegende

Dabei verlief die aktive Laufbahn des gelernten Realschullehrers im Grunde eher überschaubar. Trotz einer durchaus herausragenden Quote von 169 Toren in 296 Spielen für Basel, Stuttgart, Lugano und Luzern reichte es nie zum ganz großen Coup. Lediglich zwei Meisterschaften und einen Pokalsieg konnte der Offensivspieler mit dem FC Basel verbuchen.

Zum Weltstar wurde Hitzfeld erst als Trainer. Mit dem SC Zug, dem FC Aarau, dem Grasshopper Club Zürich, Borussia Dortmund und dem FC Bayern gewann er sämtliche nationale und internationale Vereinstitel, sammelte zudem zahlreiche persönliche Auszeichnungen.

Der Dortmunder und Münchener Jahrhunderttrainer ist der Erste, der mit einem deutschen Verein die Champions League gewinnen konnte und weltweit der Einzige, dem es gelang, dieses mit einem anderen Klub aus dem gleichen Land zu wiederholen.

Am 1. Juli 2014 beendete Hitzfeld seine überaus erfolgreiche Trainerkarriere nach 31 Jahren. Zuvor hatte er die Schweizer "Nati" noch zu den Weltmeisterschaften 2010 in Südafrika und 2014 in Brasilien geführt.

Jonas Elbeshausen