14.05.2017 12:42 Uhr

Schalke muss den Umbruch schaffen

Schalke 04 verliert nach der Saison nicht nur Klaas-Jan Huntelaar
Schalke 04 verliert nach der Saison nicht nur Klaas-Jan Huntelaar

Mit dem 1:1 gegen den Hamburger SV hat Schalke 04 die Europa League und damit auch das letzte Saisonziel verpasst. Nun steht eine richtungweisende Transferperiode an.

Eine halbe Stunde nach dem Schlusspfiff blickte Klaas-Jan Huntelaar noch ein letztes Mal wehmütig zur königsblauen Fankurve und wischte sich die Abschiedstränen aus dem Gesicht. Die Schalker Anhänger jubelten ihrem "Hunter" zu, aber auch ihnen war zum Heulen zumute - nicht nur, weil der zuletzt zwar nicht sonderlich erfolgreiche, dafür aber stets vorbildliche Torjäger den Klub verlässt.

Nach dem 1:1 (1:0) gegen den Hamburger SV stand endgültig fest, dass Schalke nach sieben Jahren mal wieder den Europacup und damit tatsächlich auch noch das letzte verbliebene Saisonziel verfehlen wird.

Dabei war man im Sommer angetreten, um die Bayern (oder wenigstens Dortmund) zu jagen, die Champions-League-Plätze ins Visier zu nehmen und 20 Jahre nach dem Triumph der legendären Eurofighter die Europa League zu gewinnen. Aufbruchstimmung herrschte mehr als genug mit den neuen Machern Markus Weinzierl und Christian Heidel an den Schalthebeln.

Abziehbild einer völlig verkorksten Saison

Doch nichts wurde aus alledem, das letzte Heimspiel war wie ein Abziehbild einer völlig verkorksten Saison: Die Schalker Mannschaft, eine der teuersten der ganzen Liga, schaffte es gegen einen Abstiegskandidaten nicht, einen Vorsprung ins Ziel zu retten.

Zum wiederholten Mal ließ sie sich von einem eigentlich schwächeren Gegner den Schneid abkaufen. Und Pech kam auch noch dazu, als Schiedsrichter Markus Schmidt (Stuttgart) in der verrückten Nachspielzeit wenige Sekunden nach dem Ausgleich durch Pierre-Michel Lasogga dem vermeintlichen 2:1 durch Sead Kolašinac die Anerkennung verweigerte, weil der Ball bei der Ecke von Johannes Geis in der Luft ins Aus geflogen sein soll.

"Mutig" nannte Weinzierl diese Entscheidung des Referees. Auch sonst verwies der nicht zum ersten Mal in dieser Saison reichlich frustriert und hilflos wirkende Schalker Trainer noch einmal beiläufig auf die unglücklichen Umstände, die seinem Team in dieser Saison das Leben schwer machten.

Als ob höhere Mächte etwas dazu beigetragen hätten, dass die ersten fünf Saisonspiele verloren gingen, Schalke danach der Musik hinterherlief und der Druck immer größer wurde. Wenn es bis zum Herbst nicht laufen sollte, dürfte es auch für Weinzierl eng werden.

Gehen auch Goretzka und Meyer?

Immer gerne angewandt wird auch der Vorwand des Verletzungspechs. Entscheidend davon befallen waren Toptalent Breel Embolo, der bis zu seinem Unterschenkelbruch eine einzige gute Halbzeit gezeigt hatte, sowie die Außenverteidiger Coke und Atsuto Ushida und spät in der Saison auch Abwehrchef Naldo und Alessandro Schöpf - man könnte meinen, ein Spitzenteam müsste in der Lage sein, solche Ausfälle zu kompensieren.

Nun steht den Schalkern eine spannende Transferperiode ins Haus, die zu einem Umbruch führen könnte. Neben Huntelaar verlassen definitiv die Ergänzungsspieler Holger Badstuber, Dennis Aogo und Sascha Riether den Klub.

Fraglich ist, ob die Nationalspieler Leon Goretzka und Max Meyer bleiben, die beide noch einen Vertrag bis 2018 besitzen und nur noch jetzt eine erkleckliche Ablöse generieren würden. Kolašinac, dessen Vertrag ausläuft, wird ablösefrei gehen.

Am Samstag zeigte der Fall Goretzka, wie viel Druck in Gelsenkirchen auf dem Kessel ist. Der 22-Jährige, 2013 vom VfL Bochum gekommen und in dieser Saison auch nicht wirklich überzeugend, soll zum Schalker "Gesicht" (Heidel) werden und mit einem Megavertrag gehalten werden.

Angesprochen auf den angeblich bevorstehenden Wechsel Goretzkas zu Bayern München reagierte Manager Heidel dünnhäutig. So eine Meldung eine Stunde vor dem Spiel rauszuhauen, gehöre sich nicht, sagte Heidel, "das ist dummes Zeug!"