18.05.2017 15:05 Uhr

Wie viel Qualität hat der Rapid-Kader?

Noch ein Jahr oder ist nach dem Cupfinale Schluss?
Noch ein Jahr oder ist nach dem Cupfinale Schluss?

Wie hoch ist die Qualität des Kaders beim SK Rapid? Auf Sportchef Fredy Bickel wartet in der Transferperiode im Sommer seine bisher schwierigste Aufgabe in Wien-Hütteldorf.

Grund genug für weltfussball um bei Pressekonferenz der Grün-Weißen am Donnerstag beim Schweizer nachzufragen.

Mit 37 Punkten ist Rapid drei Runden vor Schluss drauf und dran einen neuen Negativ-Rekord aufzustellen. Die Saison 2001/02 unter Trainer-Flop Lothar Matthäus ist mit 43 Zählern und Platz acht die schlechteste Marke der Vereinsgeschichte. Man wird sehen, ob in den Bundesliga-Spielen am Sonntag (ab 16:30 Uhr im weltfussball-Liveticker) gegen Sturm Graz, auswärts in Mattersburg und daheim gegen den SKN St. Pölten der historische Tiefstwert fällt.

Rapid kauft Seile um aus dem Loch zu kommen

Der Rapid-Pressetermin war der sympathischste seit langer Zeit. Präsentiert wurden Nachwuchs-Mannschaften, Special Needs Team, Betreuerstäbe und Sponsoren, welche die Arbeit für eine bessere sportliche Zukunft möglich machen. Am Ende griffen die Spieler der Special Needs-Auswahl sogar selbst zum Mikrofon um Rapid-Trainer Goran Djuricin zu befragen.

Der zum Chefcoach aufgestiegene Wiener präsentierte sich dabei einmal mehr erfrischend ehrlich, geerdet und bodenständig. In der rückblickenden Analyse über ein "verhextes Jahr" wurden als Sofort-Maßnahme "Seile gekauft, damit wir aus dem Loch rauskommen."

Gibt auch Absagen bei der Trainersuche

Der Anhang des Rekordmeisters steht ohnehin trotz aller Tiefen wie eine grüne Wand hinter der Mannschaft. 22.500 Karten sind für das Heimspiel gegen den SK Sturm bereits verkauft, es kündigt sich im Traditionsduell mit den Grazern einmal mehr eine imposante Kulisse an.

Ein Heimsieg gegen die Steirer würde Rapid endlich aller lästigen Fragen nach der Abstiegsgefahr entledigen. Dementsprechend motiviert erwartet man die Hausherren am Sonntag.

Der Klassenerhalt als Ziel. So tief ist man in Wien-Hütteldorf in der Katastrophen-Spielzeit 2016/17 gesunken. Der Strohhalm ÖFB-Cup ist mit dem Finale am 1. Juni in Klagenfurt gegen den haushohen Favoriten RB Salzburg auch nicht von einer Stärke, auf die man sich bei den Europacup-Hoffnungen verlassen sollte.

Indes läuft längst die Suche nach einem neuen Trainer für die Saison 2017/18, in der man sich bei Rapid einen Neustart erhofft. Sportchef Bickel, der am Freitag seinen 52. Geburtstag feiert, bestätigte dabei, "dass es auch Absagen gibt." Die Kandidatenliste gilt als gut gehütetes Geheimnis. Namen wie Andreas Herzog, Dietmar Kühbauer, Urs Fischer oder Oliver Lederer sickerten dennoch durch. "Gogo" Djuricin hätte mit einem Cupsieg zudem ebenfalls Außenseiter-Chancen. 

Kaum Platz für Neuzugänge im Kader

So blöd es klingt, wichtiger als der neue Trainer, wird aber dessen Mannschaft sein. Mit Ivan Močinić und Philipp Schobesberger kehren zwei Langzeitverletzte dann wieder zurück. Tomi muss gehen, weil sein Vertrag nicht verlängert wird und Kapitän Steffen Hofmann entscheidet nach dem Cup-Finale selbst, ob er seine aktive Karriere fortsetzt.

Aber sonst? Langfristige Verträge schränken den Rapid-Sportvorstand in seinem Handlungsraum ein. Bickel bestätigte gegenüber weltfussball, dass er zum derzeitigen Zeitpunkt 31 Spieler für die kommende Spielzeit auf seiner Profi-Liste hat. Viel zu viel selbst bei einer Teilnahme an der Europa League und geschweige denn ohne die internationale Doppelbelastung.

Kein Wunder, dass im Hintergrund längst an einer Reduzierung des aufgeblähten Kaders gearbeitet wird. Es gibt dabei jedoch eine gravierende Schwierigkeit: Hinter RB Salzburg gibt es beim SK Rapid in Österreich die zweithöchsten Gehälter. Wo anders müsste man in der Bundesliga finanzielle Abstriche machen und ein Wechsel ins Ausland setzt Interesse anderer Verein voraus. Kein Wunder also, dass Akteure wie Ján Novota, Richard Strebinger, Christoph Schösswendter, Thomas Schrammel oder Mario Sonnleitner immer noch ihr Gehalt im 14. Wiener Gemeindebezirk beziehen.

Beim isländischen ÖFB-Killer Arnór Ingvi Traustason steht Bickel im Kontakt mit dessen Berater, weil der Millionen-Neuzugang bei Rapid bisher eine einzige Enttäuschung ist. Ohne Abgänge aber keine Neuzugänge, schließlich will man auch dem eigenen Nachwuchs weiter eine Perspektive bieten. Der Schweizer kündigte "kaum" Neue ein. Kriterium für sie: Schnelligkeit und die Tiefe suchen.

"Wir haben vor allem im Mittelfeld und im Sturm zu viele ähnliche Typen im Kader. Das hat nichts mit der Qualität zu tun, aber das Konträre fehlt bei uns einfach. Das zieht sich leider durch die ganze Mannschaft. Wir haben die Spieler vielleicht auch überfordert und da sind wir vom Verein selber schuld", fand Rapid-Sportchef Bickel äußerst ehrliche Worte.  

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Christian Tragschitz