23.05.2017 20:00 Uhr

Trotz Anschlag: United will "Job erledigen"

José Mourinho (l.) und Manchester United wollen die Europa League gewinnen
José Mourinho (l.) und Manchester United wollen die Europa League gewinnen

Nach einer verkorksten Saison müsste Manchester United seinen Fokus eigentlich voll und ganz auf das Endspiel in der Europa League gegen Ajax Amsterdam richten. Doch der Anschlag in der Heimat schockierte auch die Profis im fernen Solna.

Der Terroranschlag von Manchester schockierte die Stars von United, das so wichtige Europa-League-Finale trat angesichts der fürchterlichen Ereignisse in den Hintergrund. Aber United-Teammanager José Mourinho machte auch klar: "Wir haben einen Job zu erledigen und fliegen nach Schweden, um genau dies zu tun."

An eine normale Vorbereitung war vor dem Duell gegen Ajax Amsterdam am Mittwoch (20:45 Uhr) in Solna allerdings kaum zu denken. Zu tief war schlichtweg die Trauer, auch die obligatorische Pressekonferenz vor dem Finale wurde abgesagt. "Wir sind zutiefst bestürzt", twitterte der englische Rekordmeister vor der Reise nach Solna, "unsere Gedanken und Gebete gehen an alle Betroffenen."

Mourinho äußerte sich am Dienstagnachmittag bei Twitter: "Wir sind alle sehr traurig über die Ereignisse der letzten Nacht. Die Opfer und ihre Familien sind in unseren Köpfen und Herzen." Klub-Idol Wayne Rooney teilte mit: "Verheerende Nachrichten. Ich bete für die Opfer und deren Angehörige."

Teamkollege Daley Blind twitterte: "Ich kann absolut nicht begreifen, was gestern passiert ist. Meine Gedanken sind bei allen Betroffenen."

Schweigeminute und Trauerflor beim Finale

22 Menschen waren bei einem Selbstmordanschlag am Montagabend in oder an der Manchester-Arena gegen Ende des Konzerts der amerikanischen Sängerin Ariana Grande ums Leben gekommen, Dutzende wurden zudem verletzt.

Nationalspieler İlkay Gündoğan, der in der Arena selbst schon einige Konzerte verfolgt hatte, zeigte sich auf Anfrage "emotional tief betroffen." Die erste Ajax-Reaktion war: "Amsterdam schickt Liebe nach Manchester", und auch die Europäische Fußball-Union kondolierte: "Die UEFA ist geschockt."

Zum Gedenken an die Opfer wird es am Mittwochabend eine Schweigeminute geben, zudem spielen beide Teams mit Trauerflor.

Endspiel findet planmäßig statt

Weniger als 48 Stunden blieben den Spielern aber nur, um die tragischen Ereignisse zu verarbeiten - denn das Finale wird voraussichtlich planmäßig stattfinden. "Es gibt aktuell keine nachrichtendienstlichen Informationen, wonach das Endspiel Ziel einer terroristischen Attacke sein könnte", teilte die UEFA am Dienstag auf Anfrage mit.

Somit werden vor allem die Red Devils um ihren streitbaren Teammanager Mourinho gefordert sein. Sie müssen gewinnen, um das trostlose Ende einer verkorksten Spielzeit zu verhindern und den glanzvollen Aufstieg in den Fußball-Olymp zu schaffen.

Im Falle des Titelgewinns hätte United ebenso wie Bayern München, Juventus Turin, der FC Chelsea und Ajax die drei wichtigen europäischen Pokale in der Vitrine stehen.

Mourinho braucht die Champions League

"Wenn wir gewinnen", sagte Abwehrspieler Phil Jones und sprach damit den wohl noch wichtigeren Grund an, "dann spielen wir in der Königsklasse. Wir müssen gewinnen, denn wir wollen und brauchen die Champions League." Vor allem einer braucht das: Mourinho.

Denn die erste Saison des Portugiesen als United-Coach steht bislang unter keinem guten Stern. Trotz der hochkarätigen Verpflichtungen von Zlatan Ibrahimovic und Paul Pogba gewann Manchester unter Mourinho nur den Ligapokal, als Tabellensechster der Premier League wurde die angestrebte 21. Meisterschaft klar verfehlt.

23-Sekunden-Presserkonferenz nach dem letzten Ligaspiel

Dass der Misserfolg und die schlechte Presse auch an Mourinho nicht spurlos vorbeigehen, verdeutlichte sein Auftritt nach dem letzten Saisonspiel. 2:0 hatte United das gegen Crystal Palace gewonnen, viele Medienvertreter befanden sich noch im Innenraum des Old Trafford, wo die Mannschaft ihre Ehrenrunde abhielt.

Und Mourinho? Der ging schleunigst in den PK-Raum, erhielt angesichts gähnender Leere natürlich keine einzige Frage und verließ den Saal nach nur 23 Sekunden mit ernster Miene und den Worten: "Lasst mich nach Hause. Ich muss jetzt zum Europa-League-Finale."

Vielleicht kann er, vielleicht kann Manchester am Mittwochabend wieder lachen.

So könnten sie spielen:

Ajax: Onana - Veltman, Sanchez, de Ligt, Riedewald - Klaassen, Schöne, Ziyech - Traoré, Dolberg, Younes. - Trainer: Bosz

Manchester United: Romero - Valencia, Smalling, Darmian, Blind - Fellaini - Pogba, Herrera - Mkhitaryan, Rashford, Lingard. - Trainer: Mourinho

Schiedsrichter: Damir Skomina (Slowenien)