24.05.2017 08:36 Uhr

Schmelzer: "Haben uns sicher gefühlt"

Spürt die Nachwehen des Anschlags auf den Mannschaftsbus: Marcel Schmelzer
Spürt die Nachwehen des Anschlags auf den Mannschaftsbus: Marcel Schmelzer

Ex-Nationalspieler Marcel Schmelzer hat den Sprengstoffanschlag auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund am 11. April nach eigenem Bekunden noch nicht verarbeitet.

"Ich kann immer noch nicht verstehen, dass es offenbar ein Verrückter war, der aus Habgier heraus gehandelt hat", sagte der 29-Jährige im Interview mit der Tageszeitung "Die Welt".

"Ich bin kurz vor Weihnachten gefragt worden, was ich mir für das neue Jahr wünschen würde. Ich habe geantwortet: Gesundheit, denn die Terroranschläge von Berlin und Nizza hätten ja gezeigt, wie schnell alles vorbei sein kann. Aber als ich das gesagt habe, habe ich natürlich nicht im Entferntesten geglaubt, dass es uns betreffen könnte", berichtete Schmelzer.

Der Linksverteidiger weiter: "Wir sind eine Fußball-Mannschaft, waren auf dem Weg zu einem Champions-League-Spiel. Wir haben unsere Sicherheitskräfte und Ordner um uns herum. Wir sind im Gegensatz zu den Menschen, die an der Strandpromenade in Nizza oder auf dem Weihnachtsmarkt in Berlin getötet worden sind, doch sicher. Zumindest haben wir uns sicher gefühlt".

Verarbeitung wird "noch Wochen dauern"

Teamkollege Shinji Kagawa hatte sich zuvor in seinem japanischen Blog ähnlich geäußert. "Ich habe immer noch Angst, in den Bus zu steigen, ich habe Angst, zu den Spielen zu fahren", schrieb der Mittelfeldspieler. Nach dem Attentat am 11. April war die für den Abend vorgesehene Champions-League-Partie gegen die AS Monaco kurzfristig abgesagt worden. Die Neuansetzung des Spiels nur einen Tag später war heftig umstritten.

"Diese Fragen wie: Was hätte passieren können? Wie viel Glück habe ich gehabt? Diese ganzen Dinge werden nach dem Ende der Saison wieder präsent sein. Nicht alle konnten das Geschehen in den Momenten nach dem Anschlag richtig einordnen, manche können es auch jetzt noch nicht. Es wird sicher noch Wochen dauern, auch über die Saison hinaus", so Schmelzer.

"Beschäftigen uns nicht mit den Sachen, die von außen kommen"

Derweil befürchtet Schmelzer keine negativen Auswirkungen der aktuellen Querelen bei Borussia Dortmund auf die Mannschaft für das DFB-Pokalfinale.

"Wir Spieler haben ein Pokalfinale vor der Brust, ein absolutes Highlight. Wir haben die ganze Saison darauf hingearbeitet, einen Titel zu gewinnen. Jetzt haben wir die Möglichkeit dazu. Deswegen beschäftigen wir uns nicht mit den Sachen, die von außen kommen", stellte der BVB-Kapitän vor dem Endspiel in Berlin gegen Eintracht Frankfurt zu den Diskussionen und Gerüchten um Trainer Thomas Tuchel klar.

Schmelzers Einsatz im Berliner Olympiastadion ist wegen einer Muskelverletzung noch offen. Der 29 Jahre alte Linksverteidiger ist aber noch optimistisch: "Ich hoffe es und werde – mithilfe unserer medizinischen Abteilung – alles dafür tun."