24.05.2017 10:16 Uhr

Hopp attackiert Rangnick: "Gemacht, was er wollte"

Dietmar Hopp spricht über seine Zeit mit Ralf Rangnick
Dietmar Hopp spricht über seine Zeit mit Ralf Rangnick

Dietmar Hopp von 1899 Hoffenheim hat seinen früheren Cheftrainer Ralf Rangnick scharf kritisiert.

Der Mehrheitseigner wehrte sich zudem gegen Vorwürfe, er habe Rangnick in dessen Zeit als Coach der TSG (2006 bis 2011) stets reingeredet.

"Das entspricht nicht der Wahrheit", sagte Hopp der "Sport Bild". Der heutige Leipzig-Sportdirektor Rangnick habe ein Budget von 40 Millionen Euro erhalten. "Das fand er gut. Aber dann hat er gemacht, was er wollte, und das Geld mit vollen Händen ausgegeben. Das hätte nicht länger so weitergehen können", so Hopp.

Der Milliardär hatte Rangnick in der Folge mit Jan Schindelmeiser einen Manager vor die Nase gesetzt, um die Ausgaben-Wut des Trainers zu bremsen. "Aber er hörte nicht auf. Als klar war, dass unser Stürmer Obasi wegen Olympia drei Spiele lang ausfallen würde, wollte Rangnick einen Ersatz. Er kam mit Mario Gomez, der sollte 30 Millionen Euro kosten. Da habe ich gesagt: 'Ralf, das schaffe ich nicht, und ich will es auch nicht.'"

Hopp wehrte sich auch dagegen, dass es zum Bruch kam, weil Luiz Gustavo angeblich hinter Rangnicks Rücken an die Bayern verkauft worden sei. Man habe dem Brasilianer in einem Brief zugesichert, dass er gehen könne, den Brief habe auch Rangnick unterschrieben.

Drei Tage nach dem Streit um Gustavo habe Rangnick erklärt, dass er in Hoffenheim weitermachen wolle. Hopp entgegnete, dass er das nicht mehr möchte, wollte Rangnick wegen seiner Verdienste aber nicht entlassen. Anfang 2011 trat Rangnick zurück. "Wir haben kein Verhältnis mehr", so Hopp zur heutigen Situation.

Kölner Provokation ein neuer Tiefpunkt

In der laufenden Saison haben den Hoffenheim-Mäzen die Hass-Plakate in Köln sehr mitgenommen: "Was vor ein paar Wochen in Köln passierte, sehe ich als neuen Tiefpunkt. Kölner Fangruppen waren von Beginn an bei den Anfeindungen dabei. Bei einem Brand, den Kölner Fans auf der Gästetoilette in unserem Stadion gelegt hatten, wäre fast ein elfjähriges Mädchen erstickt. Es hat über die Jahre immer mehr zugenommen."

Auch die massiven Anfeindungen in Dortmund gingen nicht spurlos am 77-Jährigen vorbei. "In Dortmund habe ich einen Tiefpunkt erlebt. Da war ich auf einem Plakat im Fadenkreuz zu sehen. Auf Anraten der Polizei habe ich den Täter angezeigt. Viele haben mir gesagt, so dünnhäutig dürfte ich nicht sein. Aber wenn es um Leib und Leben geht, hat das mit Dünnhäutigkeit nichts mehr zu tun", rechtfertigte sich Hopp. 

Dennoch will sich der SAP-Mitbegründer auch in Zukunft nicht zurücknehmen: "Mehr zurückziehen kann ich mich ja gar nicht. Aber ich höre nicht auf. Ich sehe es als meine Verpflichtung an, weiter beim Verein zu bleiben."

Nagelsmann-Verbleib? "Eine Illusion"

Auch zur sportlichen Entwicklung nimmt Hopp Stellung. Dass Erfolgstrainer Julian Nagelsmann zuletzt bundesweit Begehrlichkeiten weckte, kommt für den Mäzen wenig überraschend.

"Er hat Ideen, die andere nicht haben. Da ist er außergewöhnlich. Auch das Auftreten außerhalb des Platzes zeugt von einer starken Persönlichkeit", schwärmte der Hoffenheim-Förderer, der einen längeren Verbleib des TSG-Trainers aber nüchtern einschätzt: "Wir haben intern nie über einen Wechsel diskutiert. Ich habe die Hoffnung, dass er länger als seine aktuelle Vertragslaufzeit (bis 2019; d. Red.) bei uns bleibt. Ich glaube aber, das ist eine Illusion."